Ein Wurm? Kein Problem!

Freiburger Schüler sammeln ungespritzte Äpfel auf der Streuobstwiese – und pressen daraus frischen Saft  

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Na lecker", ruft Joshua. Er ekelt sich angesichts der rotbraunen Matsche in der Saftpresse. Trester heißt das, was von Äpfeln übrig bleibt, wenn man sie ausgepresst hat. " Ist da noch ein Wurm drin?", fragt eine Mitschülerin in die Runde der Klasse 5b des Wentzinger Gymnasiums in Freiburg. Natürlich nicht, denn die Kinder haben jeden Apfel sorgfältig zerteilt, Gehäuse, Kerne und Stile entfernt. Faulige, braune oder gar schimmlige Stellen haben sie weggeschnippelt. Und keinen Wurm übersehen. Dann haben sie die Äpfel kleingeraspelt, die Masse in eine Presse gekippt und auch noch den letzten Tropfen Flüssigkeit herausgequetscht – Reiner Saft aus ungespritzten Äpfeln von der Streuobstwiese!

Dort kann sich im Frühling schon mal der Wurm eines Apfelwicklers in eine Frucht bohren. Spätestens im Juli schlüpfen die Raupen wieder heraus. Bis zur Ernte im Herbst haben sie sich längst unter die Baumrinde verkrochen, wo sie sich verpuppen. Der Apfelwickler ist ein Nachtfalter und nur eine von über 5000 Tier- und Pflanzenarten, die auf und unter den hohen Bäumen einer Streuobstwiese leben. Weil deren Äste erst ab einer Höhe von einem Meter achtzig aus dem Stamm sprießen, fällt viel Licht für Tiere und Pflanzen auf den Boden. Verstreut über die ganze Wiese liegen viele Äpfel. Ganz reif sind sie vom Baum gefallen und sehr süß. Genau richtig, um daraus Apfelsaft zu machen.

Die Fünftklässer sammeln am Vormittag ihres Projekttages eifrig die Äpfel auf. Das Hämmern eines Spechtes unterbricht kurz die Arbeit. Er wohnt wohl in einem der alten Bäume der Streuobstwiese. Schon achten die Schüler wieder scharf darauf, keine verwurmten Äpfel aufzulesen. Trotzdem sind bald viele Säcke gefüllt. Unmöglich für die Kinder, alle in der Freiburger Ökostation zu Saft zu verarbeiten. Deshalb fahren ein paar Schüler zu einer Kelterei, wo die gewaschenen und zerkleinerten Äpfel über ein Förderband in eine große Presse purzeln. Samt Kernen, Stilen, Wurmlöchern.

Ist also doch ein Wurm im Apfelsaft? "Na und, was macht schon so ein kleines Würmchen bei so vielen Äpfeln?", fragt Frau Bürklin, die die Kelterei betreut. Natürlich nichts, und Niklas merkt sich, dass in 100 Kilo Äpfeln 60 Liter Saft stecken. Aus dem Trester wird Kompost oder Tierfutter. "Wissenshunger" heißt die vom Umweltministerium geförderte Projektwoche, in der sich die Fünftklässer mit gesundem und leckerem Essen beschäftigen. Wenn mit Pizza und Bratkartoffeln demnächst die Schulkantine eröffnet wird, könnte es zum Nachtisch "knackige Äpfel mit Spechtklopfen" geben.

Der selbst gepresste Apfelsaft schmeckt besser als einer aus Konzentrat. Das ist ein Pulver aus verarbeiteten Äpfeln, das nach Mandeln schmeckt. In Wasser aufgelöst, wird daraus wieder Saft. Die Kinder probieren. Selbst mit geschlossenen Augen spüren sie Unterschiede auf der Zunge. Dickflüssiger, fruchtiger schmeckt der eigene Saft. Er ist süßer und saurer zugleich. An einen Wurm denkt keiner mehr. Nein, der Saft schmeckt so gut, dass die 5b ihn beim Schulfest verkaufen wird. Es wird sicher nichts davon übrig bleiben.

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