Ein schwarzes Jahr

Mitten im Frieden, kurz vor dem Ausnahmezustand: Mit dem Mord der "Roten Armee Fraktion" (RAF) an Siegfried Buback, ihrem prominentesten Verfolger, beginnt für die Bundesrepublik ein Jahr, das zahlreiche Menschen das Leben kostete. 1977 – ein Trauma, das bis heute wirkt.  

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Mama, wer ist diese Frau?" Seit ein paar Tagen hat Susanne Zeitungsseiten beiseite gelegt, sie hat hin und wieder auch eine überregionale Zeitung gekauft, sie hat mehr gelesen als üblich. Und wenn es die Zeit erlaubte, hat sie einzelne Artikel ausgeschnitten, aufgeklebt und in einer Mappe abgelegt. Und immer schaut sie dabei in das Gesicht dieser Frau. Die sechsjährige Anna hat schnell gesehen, was all diese Zeitungen und Zeitungsausschnitte gemeinsam hatten: Das Bild der Unbekannten.
"Was soll ich ihr sagen?", fragt Susanne. Sie kann ja nicht einfach sagen: Das ist die Frau, die deinen Opa erschossen hat. War sie es überhaupt? Das kann die Frau nur selbst beantworten, tut sie aber nicht. Susanne könnte Anna antworten: Die Frau war bei denen dabei, die deinen Opa erschossen haben. Das würde stimmen, ist aber keine befriedigende Antwort. Zumal Susanne dann sofort auch erklären müsste, warum diese Frau und ihre Freunde den Großvater erschossen haben. Georg Wurster, 43 Jahre alt, Justizhauptwachmeister und Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft, saß an jenem Donnerstag, 7. April 1977, zufällig im Fond des Dienstwagens von Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Er musste sterben, weil Brigitte Mohnhaupt und andere dies so beschlossen hatten.
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