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Ein Meilenstein der Medizingeschichte

Erste Diabetesbehandlung mit Insulin vor 100 Jahren / Mehr Erstdiagnosen in der Pandemie.  

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Diabetes kann inzwischen gut behandelt werden.  | Foto: TUDOR RAICIU
Diabetes kann inzwischen gut behandelt werden. Foto: TUDOR RAICIU
Jahrhunderte lang bedeutete die Zucker-Krankheit ein Todesurteil. Obwohl die Symptome seit der Antike bekannt waren, gab es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts kaum Behandlungsmöglichkeiten. Durch eine kohlenhydratarme Ernährung konnten Erkrankte allenfalls ein oder zwei Jahre überleben. Das änderte sich vor 100 Jahren: Am 23. Januar 1922 erhielt der 13-jährige Leonard Thompson in Kanada als erster weltweit erfolgreich tierisches Insulin gespritzt. Zuvor war es den Medizinern Frederick Banting und Charles Best gelungen, Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden zu isolieren.

Heute können Menschen mit Diabetes Typ 1 ein nahezu normales Leben führen. Das betrifft in Deutschland etwa 341 000 Erwachsene sowie circa 32 000 Kinder und Jugendliche. Sie und auch ein Teil der 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes Typ 2 hierzulande werden täglich, häufig auch lebenslang, mit Insulin behandelt.

Für Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), ist die Entdeckung der Insulintherapie deshalb ein Meilenstein. Weitere große Fortschritte folgten: 1924 kam die erste Insulinspritze, 1934 das Verzögerungsinsulin, 1983 die Insulinpumpe. Inzwischen arbeitet die Forschung an einer künstlichen Bauchspeicheldrüse.

Der DDG-Präsident betont zugleich, dass besonders Diabetes Typ 1 Betroffene und Ärzte weiterhin vor große Herausforderungen stellt. "Menschen, insbesondere Kinder und Heranwachsende, sind keine Maschinen, die nach festen Algorithmen funktionieren", betont der Kinderdiabetologe. Die Therapie verlange den Patienten sowie ihren Familien auch heute viel ab.

Während der Corona-Pandemie ist in Deutschland bei deutlich mehr Kindern Diabetes festgestellt worden. In den ersten anderthalb Jahren der Pandemie waren insgesamt 5162 Kinder und Jugendliche von dieser Diagnose betroffen, wie die Universität Gießen am Freitag mitteilte. Das entsprach einer Inzidenz von 24,4 pro 100 000 Patientenjahre. Gegenüber den Jahren 2011 bis 2019 war dies ein Anstieg um 15 Prozent.

Die Ursachen für die höhere Zahl von Neuerkrankungen sind demnach noch unklar. Es gibt den Forscher zufolge keine validen Informationen darüber, ob die Kinder vor der Diagnose mit Corona infiziert waren. Auffällig sei gleichwohl ein zeitlicher Zusammenhang mit den ersten drei Wellen der Corona-Pandemie. Jeweils etwa drei Monate nach den Höhepunkten der ersten drei Wellen zeigte sich der Studie zufolge ein starker Anstieg der Inzidenz des Typ-1-Diabetes um bis zu 50 Prozent.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 22. Januar 2022: PDF-Version herunterladen

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