Ein faszinierendes Völkchen
Beim Tag der Schulgärten ging es in Littenweiler um Bienen / Wiederbelebter Garten in der Wiehre.
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FREIBURG. Überall in Deutschland haben – initiiert von einer Bundesarbeitsgemeinschaft – am Dienstag Schulgärten ihre Pforten geöffnet und gezeigt, was sie leisten. Auch in Freiburg: Wir haben uns an der Turnseeschule in der Wiehre und in Littenweiler an der Reinhold-Schneider-Schule umgeschaut.
Viertklässlerin Paula, die an einem Tisch Honig-Melisse-Sirup kredenzt, hat sich stilecht in ein gelbes T-Shirt gewandet und ihren schwarzen Haarreif mit gelben Bienenfühlern aus Pfeifenreinigern bestückt. Aber die echten Bienen machen sich heute rar. Es ist Sau- statt Bienenwetter. Schon kündigt sich wieder der nächste Regenschauer an. Umso größer ist der Begrüßungsjubel, als sich eine leibhaftige Hummel brummend auf einem Mädchenauge (gemeint ist die gleichnamige Pflanze) niederlässt. Das war, erzählen die Kinder, vor ein paar Tagen noch ganz anders: Da hatte sich doch – mitten in den Festvorbereitungen – plötzlich ein ganzer Bienenschwarm auf der Linde im Schulhof niedergelassen. Als ob die Tierchen geahnt hätten, dass ihnen hier ein Festmahl bereitet werden sollte. Ohnehin stehen die Linden gerade in voller Blüte und betören mit ihrem Duft Menschen und Bienen.
Mit dem Schwarm, erklärt Imker Alfred Dold aus Stegen-Eschbach den um seinen Infotisch gruppierten Kindern und Erwachsenen, kann es aber auch eine ganz andere Bewandtnis haben: Könnte sein, dass eine alte Königin mit dem Rest ihres Hofstaats auf der Suche nach einer neuen Heimat war, nachdem das Volk eine junge und fruchtbarere Nachfolgerin eingesetzt hatte. Mit ihrer ausgetüftelten Sozial- und Organisationsstruktur sind die Bienen für die Kinder ein faszinierendes Völkchen. Schon viel haben sie im Sachunterricht über sie gelernt und präsentieren es an zahlreichen Infotafeln auf gelben wabenförmigen Blättern: Zum Beispiel, dass sie mit 220 Flügelschlägen pro Sekunde bis zu 30 Stundenkilometer schnell werden können. Schulleiterin Susanne Nagel-Jung lädt die Schulgemeinschaft zum "Schmecken – Fühlen – Riechen" ein, um den Tausendsassas auf die Spur zu kommen. Es wird gepuzzelt, gequizt und geraten: Ist es Jasmin, wonach diese Dose riecht, oder eher eine Rose? Eine Biene hätte keinen Zweifel. Ein im Foyer gedeckter Frühstückstisch lässt erahnen, wie dürftig unsere Mahlzeiten ausfielen, gäbe es die eifrigen Bestäuber nicht. Von den leuchtend roten Johannisbeeren jedenfalls könnte der Mensch nur noch träumen.
Auch an der Turnseeschule ist ein Stück des Schulgartens deshalb für eine Bienenwiese reserviert. Zwischenzeitlich verwaist, war er vor drei Jahren wiederbelebt worden: Lehrerin Katharina Krabbe hat mit Eltern, Kindern, Hausmeistern und Kollegen daraus ein Schmuckstück gestaltet: Holzpaletten, senkrecht am Zaun befestigt, wurden zu Blumenkästen umfunktioniert. Bunte Kindergummistiefel, mit Petunien bepflanzt, hängen am Gartentor. Im Werkunterricht wurden Bänke und Tische gebaut. Eine Feuerschale kündet von geselligen Runden. Eine integrierte Kletterwand sorgt dafür, dass im "grünen Klassenzimmer" sogar mal eine Sportstunde stattfinden kann. Es wird aber vor allem auch gesät und geerntet. Jede Klasse hat ein halbes Hochbeet, das sie betreut. Zum Tag des Schulgartens wurden Kräuterwaffeln gebacken oder Rätsel gelöst: Die Kinder waren "der Natur auf der Spur", so das Motto.