Mexiko
Drogenkartelle liefern sich im Urlauberparadies Cancún blutige Kämpfe
In Mexiko liefern sich die Kartelle nun auch im Urlauberparadies Cancún blutige Kämpfe / Wechselnde Bündnisse bestimmen die organisierte Kriminalität.
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Cancún, Mexikos Urlaubsziel Nummer eins, ist ins Visier der Drogenkartelle geraten. Seit Jahresbeginn tobt an der Karibikküste ein blutiger Krieg verfeindeter Banden. Im Januar attackierten Bewaffnete den Nachtclub Blue Parrot im benachbarten Ferienort Playa del Carmen, dabei starben fünf Menschen. Dann wurde die Staatsanwaltschaft beschossen und ein Wachmann getötet. Diese Woche kamen zwei Polizisten ums Leben, als sie von Killern auf Motorrädern angegriffen wurden. Die Regierung, die um den Tourismus fürchtet, schickte die Armee zur Verstärkung in die Stadt.
Doch die Schießereien und Abrechnungen reißen nicht ab. Die meisten Gewalttaten geschehen fernab der Touristenmeile. Die Botschaften der USA und Kanadas erließen trotzdem eine Reisewarnung – kurz vor den Hochschulferien in ihren Ländern, dem spring break, einer Hauptreisezeit. Der Vorsitzende des Hoteliersverbands, Carlos Gosselin, rechnet deshalb mit bis zu 5000 Stornierungen.
"Cancún und die Halbinsel Yucatán sind ein strategischer Umschlagplatz der Drogenkartelle", sagt der Journalist und Drogenexperte José Reveles. Hier legten schon immer die Schnellboote mit der heißen Ware an oder Drogenpakete wurden von Kleinflugzeugen abgeworfen. Hier wird vieles von dem Geld gewaschen, das illegal erwirtschaftet wird. Der Tourismus sorgt für eine Nachfrage nach Drogen – Experten gehen von einem Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar jährlich aus. Von hier stammt auch Mario Villanueva, von 1993 bis 1999 Gouverneur des Bundesstaates und einer der ersten Politiker, die in den 90er-Jahren wegen Drogenhandels und Geldwäsche vor Gericht landeten. Dennoch blieb Yucatán lange von der Gewalt des Drogenkriegs verschont. Reveles zufolge teilten erst das Kartell von Juarez und das Golfkartell Yucatán unter sich auf. Als beide im Niedergang waren, übernahm eine Gruppe ehemaliger Bundespolizisten unter Führung von Agentin Leticia Rodríguez alias Doña Lety den lukrativen Zweig des Drogenverkaufs und der Schutzgelderpressungen. Sie rekrutierte Abtrünnige der alten Kartelle.
Drogenfahndern zufolge kommt es nun innerhalb dieser Gruppe zu Streitereien, abtrünnige Teile haben sich neue Verbündete gesucht und Verbindungen zu internationalen Mafiabanden aus Russland, China und Südamerika aufgebaut. Diese verwirrende Dynamik ist dem Internetportal Insight Crime zufolge charakteristisch für die neue Struktur des organisierten Verbrechens in Mexiko: "Dass Bündnisse gewechselt werden oder neue Gruppen aus Deserteuren entstehen, zeigt, wie komplex, dezentral und flexibel die kriminellen Organisationen inzwischen sind", heißt es dort. Für die Behörden wird es so immer schwieriger, die Kriminalität in Schach zu halten. Zumal wenn die Sicherheitskräfte wie im Falle von Yucatán in die Drogengeschäfte einbezogen sind und das von politischer Seite geduldet werde, so Experte Reveles.
Der um sein Geschäft besorgte Unternehmerverband in Cancún hat nun eine Werbekampagne gestartet und versucht, die Negativschlagzeilen zu übertönen. "Das alles wird hochgespielt. Am besten hören wir auf, darüber zu reden", sagte der Vorsitzende der Restaurantbesitzer, Juan Pablo Aguirre, lokalen Medien. Der Tourismus ist für Mexiko ein wichtiger Wirtschaftszweig. 2016 besuchten über 32 Millionen Menschen das Land und gaben 17,5 Milliarden US-Dollar aus. Mehr als ein Drittel besucht Cancún und die umliegende Karibikküste.
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