Speedcubing in Basel
Die Zauberwürfel-Szene lebt – und sie ist erstaunlich jung
Er ist ein Kultobjekt der 80er Jahre: Der Zauberwürfel. Dass die Szene nicht nur lebt, sondern auch jung ist, zeigt sich in Basel. Hier messen sich junge Männer und Kinder im Speedcubing.
Mo, 17. Feb 2020, 18:06 Uhr
Basel
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Es ist das erste Mal, dass sich Experten für das Lösen mechanischer Puzzles in Basel miteinander messen, 117 hatten sich für das vergangene Wochenende angemeldet. Ioannis Papadopoulos freut sich sichtlich: Er ist Vize-Präsident von "Swisscubing", dem Verein, der sich dem schnellen Lösen des als "Zauberwürfel" bekannten Rubik’s Cube verschrieben hat. Und der mittlerweile zahlreichen weiteren daraus hervorgegangenen Drehpuzzles: Würfel mit nicht bloß drei Kästchen Kantenlänge, wie der klassische Rubiks-Würfel, sondern bis zu sieben. Und nicht mit bloß sechs Würfelseiten, sondern auch mal nur vier oder sogar zwölf.
Erfunden hat den Zauberwürfel der ungarische Architekt Ernö Rubik 1974, in den 80er-Jahren brannte sich das Spielzeug fest in die DNA des Jahrzehnts ein. Und heute, 40 Jahre später, ist der bunte Plastikquader für viele noch immer ein Relikt aus jener Zeit.
Doch in der "Halle 7" sind es vor allem junge Männer und Kinder, die hochkonzentriert und mit für die Augen oft nicht nachvollziehbar schnellen Bewegungen aus einem bunten Würfel einen mit nur sechs je einfarbigen Seiten "zaubern".
Es ist auffallend ruhig, trotzdem tragen Teilnehmer vereinzelt Gehörschutz, wenn sie sich an einen der Tische mit Stoppuhr setzen und ihr Können unter Beweis stellen wollen. Mit ein bis zwei Monaten Übung könne eigentlich jeder an einem Speedcubing-Wettbewerb teilnehmen, ist Papadopoulos sicher, ohne Zauberei.
Speedcubing meint das besonders schnelle lösen eines Würfels – als Rekord für den herkömmlichen Würfel mit einer Seitenlänge von drei Feldern gibt die World Cube Association 3,47 Sekunden an, erreicht 2018 vom Chinesen Yusheng Du.
Papadopoulos "würfelt" seit zehn Jahren und braucht ein paar Sekunden mehr. Doch in seiner Lieblingsdisziplin, dem Lösen des zwölfseitigen "Megaminx", sei er schon ganz gut. Für dieses Dodekaeder braucht er aktuell noch eine Minute und zwei Sekunden – wenn er sich um weitere vier Sekunden verbessert, kann er den Schweizer Rekord knacken. Das ist Papadopoulos’ Ziel.
Und ein paar Frauen habe er in der Zwischenzeit auch beeindrucken können. Doch: "Viele finden’s zu nerdig", gibt er zu bedenken. Es ist eben ein Nischenhobby, das weiß Papadopoulos.
Die bislang eher männlich geprägte Gemeinschaft sei jedoch "wie eine Familie", man treffe sich an bis zu 20 Turnieren jährlich in der Schweiz, dazu kommen Reisen zu weiteren Wettbewerben. Und die Übung mit den Drehpuzzles habe seine Konzentrationsfähigkeit gesteigert, erzählt Papadopoulos.
Auch darum will er sich dafür einsetzten, dass "Cubing" in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen wird. Damit würde sich langfristig auch der Anteil der Frauen an dem Sport erhöhen, ist er überzeugt. In Liechtenstein könnte bald ein Pilotprojekt anlaufen.
Das ideale Einstiegsalter ist für Papadopoulos zwischen 8 und vierzehn Jahren – "Da ist die Schule noch leger", sagt er, es bleibe Zeit zum Üben. Und man brauche auch nur einen Würfel und eine gute Anleitung – "die zu finden, braucht etwas Glück", sagt Papadopoulos, denn das Internet sei voll mit Anleitungen. "Wir sind zwar im Wettkampf, aber jeder stellt seine Lösungsvorschläge zur Verfügung", sagt er über den Verein. Und über neue Mitglieder freue man sich eh immer.