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"Die Welt ein bisschen besser gemacht"

Großer Bahnhof für Peter Stöhr. Der langjährige Leiter der Musikschule Offenburg/Ortenau wurde am Donnerstagabend in der Reithalle verabschiedet.  

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Für ihn ist Musiklehrer der schönste B...kann: Peter Stöhr bei seinem Abschied.  | Foto: Armin Krüger
Für ihn ist Musiklehrer der schönste Beruf, den er sich vorstellen kann: Peter Stöhr bei seinem Abschied. Foto: Armin Krüger
Natürlich spielte die von Stöhr vor 35 Jahren gegründete, seither und auch weiterhin von ihm geleitete Bigband Surprise zu seinen Ehren auf. Außerdem erwiesen ihm seine ehemalige Querflöten-Schülerin Myriam Stahlberger, das Gitarren-Ensemble Cuadro Sur und zahlreiche Lehrkräfte der Musikschule gesanglich oder instrumental die Ehre. Dass damit die Musik mindestens gleich viel Gewicht bekam wie das Wort, war ganz nach dem Geschmack des Mannes, der seit 41 Jahren an der Musikschule Offenburg/Ortenau arbeitet.

Bürgermeister Hans-Peter Kopp kam gar auf hundert Jahre, indem er die zum Teil gleichzeitigen Tätigkeiten Stöhrs zusammenzählte. Dieser hatte noch während des Studiums in Karlsruhe als freier Mitarbeiter an der Musikschule angefangen, war dann ab 1986 festangestellter Lehrer für Querflöte. 1988/89 übernahm Stöhr die Leitung der Zweigstellen Zell und Haslach, von 1993 bis 2011 war er Leiter des Fachbereichs Holzbläser und seither fachlicher Leiter der Musikschule mit Zweigstellen in Haslach, Hausach, Hornberg, Kehl, Wolfach und Zell am Harmersbach. "Ohne Sie wäre diese Musikschule nicht das, was sie heute ist" betonte Kopp, der auch an die "turbulenten Zeiten" Anfang der 90er Jahre erinnerte, als er mit Stöhr zusammen "die Klinken geputzt" habe bei den Bürgermeistern der Region, um zu erklären, wie wichtig die Musikschule ist.

Dass diese heute an allen Standorten eigene Räumlichkeiten habe, sei mit Stöhrs Verdienst, dass sie in der musikalischen Spitzen- und Breitenförderung gleichermaßen erfolgreich ist, und dass sie durch zahlreiche Kooperationen mit Kindergärten, Schulen und Musikvereinen in der Region fest verankert ist, lobte auch Ingo Sadewasser, Landesvorsitzender des Verbands deutscher Musikschulen.

Mit ihren rund 5000 Schülerinnen und Schülern sei die Musikschule ein "wichtiger Player im Landesverband", der bei innovativen Programmen wie der Frühförderung "Singen – Bewegen – Sprechen" und der "Studienvorbereitenden Ausbildung" auch Vorreiterrollen in der Modellphase übernommen habe.

Durch seine Arbeit als Leiter und Lehrer habe Stöhr "viele Bildungsbiografien positiv beeinflusst und die Welt ein kleines bisschen besser gemacht", so Sadewasser.

Im Zentrum der Reden auch von Volker Schebesta (MdL und Staatssekretär im Bildungsministerium), Walter Glunk (Geschäftsführer der Musikschule Offenburg/Ortenau) und der stellvertretenden fachlichen Leiterin Anne Schmidt-Heinrich stand zum einen die Persönlichkeit Stöhrs, zum anderen das letzte Jahr, in dem keine Rede davon sein könne, dass "Peter Stöhr es habe auslaufen lassen" (Glunk). Damit war vor allem die Ausrichtung des Landeswettbewerbs von Jugend musiziert im Frühjahr gemeint, der dank bester Organisation und Stimmung der Stadt und der Musikschule zur Ehre gereichte.

Zum Schluss kam Peter Stöhr – der als einziger keine Redezeitbeschränkung auferlegt bekommen hatte – auf die Bühne und berichtete einem erschrocken-belustigten Publikum von den Anfangsjahren seiner musikalischen Bildungsbiografie.

Die begann er als Zehnjähriger bei der Stadtkapelle im Heimatort Haslach, wo der Geiger Nikolaus Nehlig nicht nur den Taktstock schwang, sondern auch durch Schläge mit dickerem Holz falsche Antworten beim Abfragen von musiktheoretischen Grundkenntnissen sanktionierte. Stöhr bewies, dass das auswendiggelernte "As-Dur" immer noch sitzt, und dass er schon damals Steherqualitäten hatte, denn viermal die Woche jeweils zwei Nachmittagsstunden trockensten und lieblosen Übens hatten von anfänglich 25 nur zehn Jugendliche durchgehalten.

Dann aber wechselte er – kurz - an die Musikschule Lahr und bald darauf an die Universität Freiburg zum Unterricht. Obwohl Stöhr ein solides Fundament zu schätzen weiß, seine Lehre aus den harten Anfangsjahren lautet: "Ich wollte von Anfang an Musiklehrer an der Musikschule werden, um den Kindern und Jugendlichen eine Ausbildung wie meine zu ersparen. Und diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut. Musiklehrer ist der schönste Beruf, den ich mir denken kann".

Auch in leitender Funktion hat Stöhr weiter unterrichtet – und wird das weiterhin als Honorarkraft tun. Die Leitung der Bigband Surprise, mit der er legendäre Formate wie die "Night of Stars" entwickelte, wird er ebenfalls fortführen. Mehr Zeit für die Familie und seine Hobbys Kochen und Fotografieren wird Peter Stöhr nun aber haben.

Ressort: Offenburg

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