Wandern im Schwarzwald
Die Wanderung von Bernau zum Spießhorn verlangt eine gute Kondition und festes Schuhwerk
Sa, 14. September 2024, 17:00 Uhr
Bernau
Von Bernau geht es über die Krunkelbachhütter zu den beiden Spießhörnern. Eine Tour, die auch erfahrenen Wanderern einiges an Puste abverlangt, aber mit tollen Ausblicken übers Hochtal belohnt.
Die Wanderkarte können Sie getrost zu Hause lassen. Der Weg ist bestens ausgeschildert, es besteht keine Gefahr, sich auf dieser Tour zu verlaufen. Füllen Sie den so frei gewordenen Platz im Rucksack mit Keksen, die werden Sie brauchen. Je nach Kondition sogar ziemlich bald nach dem Beginn der Wanderung, die uns über die Krunkelbachhütte zum Spießhorn und ein gutes Stück den Hochtalsteig entlang führen wird.
Wir starten im Bernauer Ortsteil Dorf. Über den Schulweg und die Dorfstraße gelangen wir zum Scheibenfelsenweg. Dort beginnt links am Hang der schmale Hans-Thoma-Weg, der uns in wenigen knackigen Serpentinen knapp 60 Höhenmeter nach oben bringt. Das bringt die Waden in Wallung und verbrennt zügig die ersten Kalorien. Uns begleiten die Schilder "Bernauer Hochtalsteig", "Albsteig" und "Schwarzwald Genießerpfade". Nach offenem Gelände erreichen wir ein schattiges Stückchen Wald und sind aufgrund des stark verwurzelten Bodens froh, vernünftiges Schuhwerk an den Füßen zu haben. Kurz müssen wir sogar über Felsen kraxeln, der Abschnitt ist gesichert.
Stärkungskeks auf der Himmelsliege
Der erste Keks lässt sich bestens bei der ersten Guckpause wegknuspern: Weit, sehr weit übers Bernauer Tal reicht der Blick vom Rastplatz auf dem 1052 Meter hohen Scheibenfelsen. Hier wird an Fasnacht der Schwarzwälder Lichtbrauch des Scheibenschlagens gepflegt. Die Bernauer schlagen – außer an Aschermittwoch – die ganze Fasnachtswoche glühende Holzscheiben über einen Scheibenstuhl von den Berghängen ins Tal. Wir identifizieren mit Hilfe der App "Flora Incognita" auf dem bunten Blütenteppich Flügelginster, Harzer Labkraut, Blut- und Bärwurz. Weiter geht's den bewährten Schildern nach, jetzt auf schmalem Pfad über eine große Weide. Links und rechts grasen Kühe, und irgendwo ganz unten erspähen wir den Bernauer Ortsteil Hof. Wir kommen wieder in einen Buchenmischwald, überqueren einen kleinen Bach, der über die Felsen plätschert, biegen scharf nach rechts ab und landen an der Straße, die zur Krunkelbachhütte führt. Das ist zwar auch unsere nächste Etappe, doch wir meiden den Asphalt und folgen den Schildern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Waldweg wird schnell breiter und nicht mehr ganz so steil, wobei durchaus noch einige Höhenmeter vor uns liegen.
Dringend nötige Verschnaufpausen lassen sich mit biologischem Interesse kaschieren: Warte mal, was ist das denn für eine Pflanze, sieht aus wie Kamille, riecht aber gar nicht so? Oh, und schau mal da, ein BVB-Falter, ah, ein Pantherspanner, sagt die App. So geht's dann schließlich aus dem Wald heraus in weitem Bogen auf der Sonnenseite des Hochtals zum Milchberg. Dort lassen wir uns auf einer Himmelsliege den nächsten Stärkungskeks schmecken, vielleicht sind's auch zwei. Dazu genießen wir schon wieder einen phänomenalen Ausblick auf das acht Kilometer lange und vier Kilometer breite Tal, das in der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren die Gletscher von Feldberg und Herzogenhorn ausgehobelt haben.
Den Feldberggipfel fast verpasst
Auf dem Milchberg steht zudem der Berthold-Brunnen. Der ist nach Richard Berthold benannt, der in den 1920er Jahren Hauptlehrer und 1. Vorsitzender des Schwarzwaldvereins, Ortsgruppe Bernau, war. Er hatte die Idee, den Hans-Thoma-Weg vo Bernau-Dorf zur Krunkelbachhütte anzulegen und damit dem berühmtesten Sohn der Gemeinde ein weiteres Denkmal zu schaffen. Als Dank dafür wiederum bekam er den Brunnen.
Nach noch einem Keks ziehen wir weiter, es dauert nur wenige Minuten, und die Krunkelbachhütte kommt in Sicht. Von der urigen Terrasse mit Bierbänken aus dunklem Holz aus blickt man aufs Herzogenhorn. Das ist ganz nah und könnte ein zusätzlicher schneller Gipfel sein: keine drei Kilometer, in gut 40 Minuten wäre man da. Wir entscheiden uns dagegen und lassen die Gemütlichkeit der Hütte rasch hinter uns: auf zum Spießhorn. Über eine Wiese geht's im weiten Bogen um den Berg. Der Pfad wird immer schmaler und wieder üppig verwurzelt, wir schauen also lieber auf unsere Füße als in die Ferne und verpassen so fast den ersten Blick auf den Feldberggipfel.
Wir erreichen auf 1349 Meter Höhe die Schutzhütte Spießhorn, den höchsten Punkt unserer Tour. Weit hinten funkelt der St. Blasier Dom, das Menzenschwander Tal liegt vor uns. Die letzten Kekse werden vertilgt. Beim Kleinen Spießhorn, ein paar hundert Meter abwärts weiter, nehmen wir nochmal das Herzogenhorn, aber auch den Belchen in den Blick. Dann geht's durch den Wald bergab, lange, sehr lange. Und steil. Schließlich passieren wir den Rabenstock und stoßen auf den Schweiniweg. Schon wieder ein Aussichtsplatz: die Neumannshütte mit Picknickbank.
Von hier aus führen viele Wege in sanften Schleifen zurück nach Bernau. Wir haben noch etwas Zeit und nehmen nicht den kürzesten nach Bernau-Dorf, sondern machen noch einen Schlenker über Bernau-Riggenbach und von dort an der Bernauer Alb zurück ins Dorf.
Die Tour: Beginn in Bernau-Dorf, 465 Höhenmeter bis zum Spießerhorn, insgesamt etwa acht Kilometer. Einkehr: Krunkelbachhütte, Krunkelbachweg 10, Übernachtung möglich, krunkelbach.deWeitere Infos: Albsteig: albsteig.de, Hochtalsteig: mehr.bz/hochtalsteig
cfr
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