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Verkehrssicherheit

Die Tempo-Tafeln in Bonndorf sammeln viele Daten über Autofahrer – aber nicht alles

Ingo Günther
  • Do, 04. Juli 2024, 18:17 Uhr
    Bonndorf

     

Die Elektronik mahnt, das Geschwindigkeitslimit einzuhalten. Doch mancher Autofahrer wäre überrascht, wenn er wüsste, wie viele Daten Tempo-Tafeln aufzeichnen. Eines aber verraten sie niemals.

Die Elektronik speichert das Tempo des Autofahrers. Und noch mehr  | Foto: Ingo Günther
Die Elektronik speichert das Tempo des Autofahrers. Und noch mehr Foto: Ingo Günther
Zwei fest installierte Tempo-Anzeigen hat Bonndorf, sie informieren Autofahrer seit etwa zwei Jahren an den Ortseingängen darüber, mit welcher Geschwindigkeit sie gerade die Stadtgrenze überschreiben.

Seit rund zehn Jahren besitzt die Stadt bereits ein mobiles Gerät. Das werde immer dort aufgestellt, wo es Bedarf gebe, erklärt Hauptamtsleiter Harald Heini – oder anders gesagt: Dort, wo sich gerade Anwohner vermehrt beklagen, dass zu schnell gefahren werde. Zuletzt war das in Bonndorf in der Donaueschinger Straße der Fall, deshalb begrüßt dort derzeit die mobile Anlage Autofahrer im besten Fall mit einem elektronischen Lächeln, im weniger günstigen mit heruntergezogenen Mundwinkeln.

Anwohnerklagen bestätigen sich nicht immer

Die unscheinbaren Schilder geben aber nicht nur den vorbeifahrenden Autofahrern Auskunft, in welchem Tempo sie gerade unterwegs sind. Sie sammeln auch fleißig Daten. Nach Abschluss eines Einsatzes kann damit eine überraschend detailreiche Statistik erstellt werden. Minutiöse Aufzeichnung macht es möglich: Wie viele Autofahrer wurden im gesamten Zeitraum, pro Tag, pro Stunde registriert, wann ist die Frequenz am höchsten?

Und natürlich: Wie schnell wird gefahren? Manchmal entpuppen sich Anwohner-Klagen durch die Messungen als subjektives Empfinden. So war es offenbar, als die mobile Anzeige im Dezember und Januar in der Bonndorfer Paul-Körber-Straße zum Einsatz kam. Die Statistik, die der Hauptamtsleiter vorlegt, zeigt: Gerade mal 0,62 Prozent der registrierten Autofahrer waren zu schnell unterwegs. Alle anderen hielten sich ans Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde. Etwas mehr als die Hälfte der im gesamten Zeitraum erfassten 8400 Fahrer fuhr dort sogar langsamer als Tempo 30.

Vielleicht lag das aber allein an der Tafel? Die habe ganz sicher einen psychologischen Effekt, sagt Hauptamtsleiter Heini, der das auch an sich selbst beobachtet: "Wenn ich so ein Schild blinken sehe, gehe ich automatisch vom Gas."

Manchmal greift die Verkehrsbehörde ein

Immer wieder führen die Aufzeichnungen der Tempo-Tafeln zu konkreten Eingriffen. So sei das vor zwei Jahren in Wellendingen gewesen, berichtet Harald Heini. Viele Autofahrer fuhren damals mit Tempo 75 in den Ort. Die mobile Tafel registrierte noch weit innerorts zahlreiche Raservergehen. Daraufhin ordnete die Verkehrsbehörde im Landratsamt an, direkt auf der Straße aufzumalen, dass dort Tempo 50 gilt. Das habe die Situation beruhigt. Eingriffe aufgrund von Messungen seien gar nicht abwegig, sagt der Hauptamtsleiter. Wenn die Zahl der Tempoverstöße mehr als zehn Prozent beträgt, werde die Verkehrsbehörde stets hellhörig.

Gut zu wissen: Auch vermeintlich ausgeschaltete Tafeln können heimlich das Autofahrer-Verhalten aufzeichnen. Verkehrsteilnehmer müssen eines aber nicht befürchten: dass ihr Kennzeichen registriert wird und ihnen dann ein teures Knöllchen droht. "Das dürfen wir gar nicht", beteuert Heini. Dafür sei allein die Verkehrsbehörde beim Landkreis zuständig.

Ressort: Bonndorf

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