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Baden-Württemberg

Der Wolf ist zurück - und verängstigt die Menschen hierzulande

Das Raubtier ist zurück: Zum ersten Mal seit 100 Jahren hat ein Wolf hierzulande nachweislich ein Schaf gerissen. Politiker warnen. Schaf- und Rinderhalter sind besorgt.  

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Auge in Auge: Wolf im Wildgehege  | Foto: dpa
Auge in Auge: Wolf im Wildgehege Foto: dpa

STUTTGART (dpa). Zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren hat ein Wolf in Baden-Württemberg nachweislich Schafe gerissen. Vermutlich ist es ein Jungtier auf der Suche nach einem Revier gewesen. Nach dem Fall gewinnt die Debatte auf Wölfe an Dringlichkeit: Während der Landesumweltminister Untersteller (Grüne) vor Panik warnt, plädiert Agrarminister Peter Hauk (CDU) dafür, den Wolf zu bejagen.

Die Weide war ein trauriger Ort für Michael Straußberger (35), als er am Samstag vor gut zwei Wochen dort ankam. Zwei Lämmer waren tot, aufgeschlitzt, eines fast ganz aufgefressen, ein zweites angenagt, wie der Nebenerwerbsschäfer aus dem 350-Einwohner-Dorf Widdern-Unterkessach berichtet. Ein drittes Tier war so schwer verletzt, dass Straußberger es notschlachten musste.

Die Experten von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg glauben, dass es sich um jenen Wolf handelte, der am 3. September im hessischen Teil des Odenwalds gesichtet worden war. Die Wildbiologin Judith Ohl hält ihn für ein Jungtier, das die Region auf der Suche nach einem Revier durchstreift hat. Obwohl er sich hauptsächlich von Wildtieren ernähre, fresse er auch Schafe, wenn sie einfach erreichbar seien. Die Weide war in diesem Fall nur von einem Bach und einem Mühlkanal abgegrenzt.

Schäfer Straußberger kann mit Geld vom Naturschutzbund (Nabu) rechnen, der den Ausgleichsfonds Wolf verwaltet und erstmals Geld auszahlen muss. Je nach Rasse, Alter und Geschlecht der Tiere, bekommt der Halter zwischen 50 Euro und 400 Euro. "Dieser erste Riss in Baden-Württemberg zeigt: Die Rückkehr des Wolfs steht unmittelbar bevor", sagt Nabu-Expertin Felicitas Rechtenwald.

Vielen geht das zu schnell. Die Ideen aus einem gemeinsam mit dem Nabu betriebenen und vom Land mit 200 000 Euro unterstützten Herdenschutz-Pilotprojekt müssten erst noch umgesetzt werden, sagt die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands, Anette Wohlfarth.

Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) bittet Nutztierhalter, nicht in Panik zu verfallen. Das Ministerium weist darauf hin, dass es unklar sei, ob der Wolf in der Region bleibe. Agrarminister Peter Hauk (CDU) fordert, den Wolf ins Jagdrecht zu überführen. "Der Wolf wird bei uns heimisch werden, das lässt sich nicht verhindern. Deswegen müssen wir vorsorgen und die Grundlagen dafür schaffen, dass wir den Bestand regulieren können", sagte er.

Der Herdenschutzbeauftragte der Rinderunion, Torsten Sommer, will eine rechtliche Garantie, dass Tierhaltern alle Schäden ersetzt werden, die in der Folge eines Wolfsangriffes entstehen. Die Rinderunion ist ein Verband von Rinderhaltern. Sommer will ein Schmerzensgeld für die Tierhalter, die mit dem Verlust und der Belastung klarkommen müssten. In Niedersachsen oder Brandenburg ließen Bauern ihre Kühe nicht mehr auf der Weide kalben aus Angst vor Angriffen.

In Widdern hat Straußberger seine drei Lämmer, die die Nacht überlebt haben, im Stall in Sicherheit gebracht. "Die sind ziemlich verstört, erschrecken, wenn ich die Stalltür aufmache und flüchten selbst vor mir", sagt er. Sieben Mutterschafe und ein Hammel seien auf einer anderen Weide gewesen und hätten nichts mitbekommen. Sie lässt er draußen. "Ich verfall’ nicht in Panik", sagt er.

Ressort: Südwest

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