Die Leidtragenden der Sucht
Verbände wollen in der Aktionswoche Alkohol auf die Folgen für Familienangehörige hinweisen.
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"Kinder aus alkoholbelasteten Familien brauchen alle erdenkliche Unterstützung", sagte der Vorsitzende Hans Joachim Abstein zum Auftakt der bundesweiten Aktionswoche Alkohol. "Damit können wir den Kreislauf von Suchtentwicklungen am besten durchbrechen."
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2013 insgesamt 42 803 Menschen in Baden-Württemberg wegen Folgen von Alkoholkonsum im Krankenhaus behandelt. Zehn Jahre zuvor waren es noch 35 133 gewesen. "Es sind keine Einzelfälle, keine Ausreißer", sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse, Harald Müller. "Das ist ein handfestes Problem mit einer relativ deutlichen Dynamik." Die Barmer engagiert sich ebenfalls bei der Aktionswoche Alkohol.
Geht es nach der Landesstelle, sollen unter anderem Angehörige eigene Reha-Ansprüche haben. Zudem sollte eine verbindliche Kooperation von Jugendhilfe und Suchthilfe festgeschrieben werden. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege, bei der die Landesstelle angesiedelt ist, fordert auch, dass das Land die Förderung der 100 Suchtberatungsstellen im Land um 400 000 Euro pro Jahr aufstockt. "Damit wäre fürs Erste der größte Druck genommen", sagte Geschäftsführerin Eva Weiser. Die Gehälter seien in den vergangenen Jahren durch Tariferhöhungen gestiegen, die Zuschüsse dagegen nicht.
2015 und 2016 stellt das Land nach eigenen Angaben 16,4 Millionen Euro zur Verfügung. Das Sozialministerium betont, dass es aktuell "ein sehr leistungsfähiges Netz der Suchthilfe" gebe. Verhandlungen über eine Erhöhung der Zuschüsse stünden nicht an. Ministerin Katrin Altpeter (SPD) unterstützt das Anliegen der Aktionswoche Alkohol trotzdem. "Wir dürfen Kinder aus suchtbelasteten Familien nicht alleinlassen", sagte sie. "Sie sind besonders gefährdet, später selbst suchtkrank zu werden."
Das Risiko von Kindern suchtkranker Eltern, selbst süchtig zu werden, ist nach Angaben der Landesstelle in der Tat siebenmal höher als bei gleichaltrigen Kindern aus Familien ohne Suchtproblem. Die Landesstelle kritisierte, dass die Beratungs- und Behandlungskonzepte zu stark auf den "Problemtrinker" ausgerichtet seien.
Auch Hildegard Arnold, mittlerweile Landesvorsitzende der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, sagt: "Leider wird bis heute das Hauptaugenmerk auf den Suchtkranken gelegt, den Angehörigen und Kindern wird zu spät Beachtung geschenkt." Sie fordert, dass Erzieher und Lehrer Kinder ansprechen, wenn sie eine suchtkranke Person im Haushalt vermuten. Außerdem sollten Hausärzte, die einen alkoholkranken Menschen behandeln, auch das Gespräch mit der Familie suchen. Hildegard Arnolds Mann ging nach der Geburt der zweiten Tochter in Therapie, auch seine Frau erhielt dabei Unterstützung.
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