Städtetour

Deutscher Farbforscher reist vom Nordkap in den Süden

Ein deutscher Farbforscher reist vom Nordkap in den Süden und stellt fest, dass die Städte immer heller werden.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
In Erfurt prägen dagegen bunte Farben das Stadtbild.  | Foto: dpa
In Erfurt prägen dagegen bunte Farben das Stadtbild. Foto: dpa

MAINZ/BONN (dpa). Jede Stadt hat ihr Gesicht – und ihre Farben. Wer eine Stadt erkundet, stellt fest, dass ein Ort auch durch die Farben seiner Gebäude geprägt wird. Der Mainzer Forscher Markus Pretnar wollte das genauer wissen. Gibt es so etwas wie eine Farbheimat in Städten? Um das herauszufinden, machte er im vergangenen Jahr eine Reise vom Nordkap bis nach Athen.

Städte besitzen durchaus eine farbliche Identität, stellte der Experte bei seiner Reise fest. "Der Ausdruck der Farbigkeit, die Farbfamilie, wenn man es so nennen will, hält sich nicht an nationale oder willkürlich gesetzte Grenzen. Sie überspielt zum Teil auch Sprachräume." Es gibt nach seiner Ansicht aber Muster – von bunt in Helsinki bis hell in Athen. "Vor allem die skandinavischen Länder bis in den baltischen Raum haben ganz häufig eine fast klischeehafte Farbgebung in Rot, Grün, Blau und Curry." Je weiter südlich man kommt, umso heller wird es, umso schwerer zu erfassen sind aber auch die Farben.

Städte in Deutschland haben ebenfalls ihren eigenen Farbcharakter. Wer in Norddeutschland unterwegs ist, trifft vielfach auf roten Backstein. Im Sauerland sind viele Häuser aus schwarz-weißem Fachwerk. In Frankfurt, Mainz und Würzburg finden sich rote Gebäude aus Mainsandstein. Im Süden sind zahlreiche Altstädte bunt.

Der Wissenschaftler wählte sich den 26. Längengrad als längste Landverbindung von Nord nach Süd aus, zog einen 200-Kilometer-Radius und wählte Städte wie Helsinki, Riga, Minsk, Bukarest und Athen aus. Die griechische Hauptstadt war ein kleiner geografischer Ausreißer. Pretnar startete am 24. Mai in Norwegen und reiste über Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Weißrussland, die Ukraine, Rumänien und Bulgarien nach Griechenland.

"Ich habe 22 Städte auf dem 26. Längengrad in zwölf gleiche Teile unterteilt und eine Flut an Bildern geschossen", berichtet der Professor für Innenraumentwurf und Farblehre. Signifikante Orte wie Bahnhofsvorplätze, die Orte, an denen Google Earth den "Pin" setzt, Fußgängerzonen, Neubauviertel und Sehenswürdigkeiten nahm er im 360-Grad-Panorama auf und erstellte dann Farbkarten. "Die Aufnahmen habe ich im Computer auf die häufigste Farbigkeit und auf deren proportionale Verteilung reduziert." Am 12. August war die Reise in Athen zu Ende.

Die Farbgebung in den Städten ist meist historisch gewachsen, die Kommunen haben aber auch Einfluss darauf. "Aus der Sicht der Stadtentwicklung spielt die Farbgebung eine nicht zu unterschätzende Rolle", sagt Bernd Düsterdiek, Chef des Referats Stadtentwicklung beim Deutschen Städte- und Gemeindebund in Bonn. "Die Kommunen achten bei der Stadtplanung darauf, dass nicht nur die Bausubstanz passt, sondern auch die äußere Gestalt von Gebäuden."

Firmenlogos werden in Altstädten farblich angepasst

Das Städtebaurecht gebe ihnen zudem Möglichkeiten, Einfluss auf die Farbgebung zu nehmen. Neben Bebauungsplänen können die Städte Satzungen zur Gestaltung erlassen, die Dachneigung, Dachmaterialien, aber auch Fassadengestaltung und Farbgebung mit einbeziehen. "Damit beispielsweise in einer Sauerländer Fachwerksiedlung nicht plötzlich ein lila Haus auftaucht", sagt Düsterdiek.

Ein großer Teil der historischen Altstädte hat nach seinen Angaben Satzungen zur Gestaltung oder für Denkmäler erlassen, um Einfluss auf die Gestaltung zu nehmen. "Bekannte Imbissketten tragen zum Beispiel in manchen historischen Ortskernen nicht ihre markant-bunten Werbetafeln, sondern nutzen aufgrund der kommunalen Vorgaben farblich an die historische Umgebung angepasste Firmenlogos", sagt Düsterdiek. Auch für Neubauten können spezielle Satzungen erlassen werden. "Allerdings findet man oft Bestandsgebäude aus den 50er bis 70er Jahren vor. Die sind so, wie sie sind."

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel