"Der Stolz auf die Artikel ist enorm"
ZISCH-INTERVIEW mit Tine Palenga, Schulleiterin der Hofackerschule Freiburg-Waltershofen, über ihr "Katzemodell", ein Zisch-Unterrichtskonzept.
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Das Katze-Modell ist ein bewährtes Konzept für die Arbeit mit der Badischen Zeitung im Unterricht, das von einem großen Teil der Zisch-Lehrer genutzt wird. Tine Palenga, Schulleiterin der Hofackerschule in Freiburg-Waltershofen, hat es entwickelt. Über die "Katze" und die Bedeutung von Zisch für die Schule hat BZ-Redakteurin Sonja Zellmann mit ihr gesprochen.
Palenga: Ich selbst war gleich 2005 dabei, dann nochmal 2007 und 2009. Seitdem ich Schulleiterin bin, zische ich selbst nicht mehr, aber aus meinem Kollegenkreis macht seither immer jemand mit – und ich unterstütze das und kriege natürlich auch auf diese Art viel davon mit.
Zisch: Weshalb wollten Sie 2005 an Zisch teilnehmen?
Palenga: Ich bin grundsätzlich ein Fan von Projekten und offen für neue Wege. Bei einem Projekt hängt alles miteinander zusammen, gleichzeitig beleuchtet es verschiedene Facetten einer Sache. Das Zeitungsprojekt habe ich von Anfang an mit großem Interesse mitverfolgt, da ich selbst eine passionierte Zeitungsleserin bin. Es gibt für mich keinen Morgen ohne. Deshalb war für mich klar: Wenn ich eine vierte Klasse habe, bin ich dabei.
Zisch: Und Ihre Erwartungen haben sich erfüllt? Was bringt das Zisch-Projekt denn für den Unterricht?
Palenga: Vor allem bekommen Grundtechniken wie Lesen und Schreiben einen Sinn. Es entsteht ein sinnvoller Kreislauf des Lesens und des Schreibens, der die Kinder stark motiviert. Das ist der Clou von Zisch. Kinder begreifen, dass sie nicht lernen, weil man das halt in der Schule so macht, sondern, dass das Schreiben nützlich ist, weil man anderen so etwas mitteilen kann und es Menschen gibt, die das interessiert! Und Lesen ist nützlich, weil man viele Dinge nur erfährt, wenn man das Lesen gut beherrscht. Zudem kommt das Schreiben für die Zeitung vielen Schülern entgegen. Ihnen fällt es leichter, etwas Erlebtes aufzuschreiben als eine Fantasiegeschichte. Die Kinder lernen anhand der Zeitung, was wichtig ist für einen Text. Was muss mitgeteilt werden, damit der Leser verstehen kann, was passiert ist? Sie lernen außerdem zu exzerpieren und zu archivieren. Dazu kommt die kreative Seite der Zeitung, die unzählige Möglichkeiten für den Unterricht bietet.
Zisch: Was meinen Sie damit konkret?
Palenga: Aus der Zeitung können Pappmaché- und andere Kunstwerke gebastelt werden, mit ausgeschnittenen Bildern können die Schüler Galerien kleben, aus Buchstaben können sie "Erpresserbriefe" herstellen und, und, und. Die Zeitung ist ein tolles Arbeitsmaterial für viele Belange. Die Kinder finden es super, dass sie darin herummalen, Dinge markieren und ausschneiden können, was sie ja in ihren Schulbüchern nicht dürfen. Es passieren bei Zisch aber auch Dinge, die man gar nicht planen kann. Wir haben zum Beispiel einmal beim Klassenflöten ein Zisch-Lied gedichtet. Ein anderes Mal haben wir einen Zisch-Rap gemacht. Den Takt klopften die Kinder mit zusammengerollten Zeitungen.
Zisch: Wie sind Sie auf Ihr Katze-Modell gekommen? Hatten Sie von Anfang an vor, ein solches Konzept zu erstellen?
Palenga: Aus dem ersten Zisch-Lehrerseminar bin ich begeistert nach Hause gekommen, war aber auch völlig erschlagen ob der vielen Möglichkeiten, die sich für den Unterricht bieten. Mir war daher ziemlich schnell klar, dass ich das Projekt gut strukturiert und durchschaubar organisieren muss, um die Kinder und auch mich selbst nicht zu überfordern. Die Grundpfeiler des Katze-Modells (siehe Infokasten) habe ich daher schon im ersten Projekt entwickelt. Mit der Zeit habe ich die Struktur perfektioniert – auch im Austausch mit meiner Kollegin Maria Schmutz. Sie zischte am Anfang im Wechsel mit mir und tut das nun nach wie vor. Auch die Abkürzung "Katze" hat sich erst mit der Zeit ergeben – obwohl ich selbst übrigens eine Katzenallergie habe.
Zisch: Ihr Katze-Modell wird vielfach kopiert. Funktioniert es mit jeder Klasse?
Palenga: Ja und Nein. Man kann es sicher immer anwenden, aber verschieden intensiv. Es gibt große Unterschiede in den Klassen, die einen ziehen super mit, die anderen weniger. Wir Lehrerinnen und Lehrer haben auf die Motivation aber großen Einfluss. Wenn die Kinder merken, dass man selbst mit Riesenspaß an die Sache rangeht, springt der Funke besser über und sie fangen eher Feuer.
Zisch: Wir hören immer, dass das Zisch-Projekt zwar viel Spaß macht, aber doch einiges an Mehrarbeit bedeutet. Wie sieht Ihre Erfahrung aus?
Palenga: Ich habe die Mehrarbeit nie als solche empfunden. Klar, es ist viel zu tun bei Zisch, aber es macht auch so richtig Spaß. Die Arbeit ist eben ganz anders als im üblichen Unterricht. Man hat viel Spielraum, ist freier in der Gestaltung. Natürlich ist da großes Engagement gefragt. Doch das kommt von ganz alleine: Wenn man erst einmal begeistert auf der Zisch-Welle surft, wird man von ihr durch das Projekt getragen.
Zisch: Was gefällt den Viertklässlern bei Zisch besonders?
Palenga: Sie finden es zunächst mal richtig cool, dass sie ein Produkt bekommen, das eigentlich für Erwachsene gemacht ist. Sie schätzen auch sehr, dass jeder seine eigene Zeitung bekommt. Und natürlich freuen sie sich über Artikel für Kinder wie das "Erklär’s mir" oder die Zisch-Seite. Der Oberhammer für sie ist aber die Veröffentlichung eines eigenen Textes. Der Stolz darauf ist enorm. Gerade bei uns im Dorf, wo alle Anteil nehmen und die Kinder beim Bäcker auf ihre Artikel angesprochen werden, ist das natürlich toll. Besonders gern lesen die Kinder kürzere Texte aus dem Ort oder auf der Seite Aus aller Welt. Auch Todesanzeigen sind ein Hit. Es findet sich wirklich jeden Tag etwas Interessantes für jeden.
auf der Zisch-Welle,
trägt sie einen locker
durch das Projekt."
Palenga: Natürlich ist Zisch nicht nur Spaß, sondern bedeutet auch Arbeit. Die Kinder müssen Tagesaufgaben erledigen und Artikel zu ihrem Kaugummithema (siehe Infokasten) ausschneiden und aufkleben. Dazu haben sie nicht immer Lust. Vielen macht am Anfang auch die kleine Schrift in der Zeitung Schwierigkeiten. Das sind die Kinder nicht gewohnt.
Zisch: Was bleibt bei den Schülern von Zisch hängen?
Palenga: Das ist schwer zu messen. Doch man merkt, dass sie dazugelernt haben, dass sie besser Sätze formulieren können, dass sich das sinnerschließende Lesen verbessert, denn sie müssen während des Projekts immer wieder Verständnisfragen zu Artikeln beantworten.
Zisch: Was wünschen Sie sich zum Zisch-Geburtstag?
Palenga: Ich fände es super, wenn es auch zwischen den Projekten mehr Seiten mit Artikeln von Kindern oder für Kinder gäbe. Das würde die Chance steigern, dass Kinder nach Zisch dran bleiben und weiter kontinuierlich Zeitung lesen.
Das Katze-Modell
Tine Palengas Unterrichtskonzept für Zisch setzt sich aus vier Grundpfeilern zusammen.Ka = Kaugummithema: Jedes Kind sucht sich ein Lieblingsthema aus der Zeitung aus. Es verfolgt und bearbeitet dies – "kaut" darauf herum, bis es am Ende des Projekts einen Vortrag dazu halten kann.
T = Tagesaufgabe: Der Lehrer sucht täglich einen Artikel aus, mit dem sich die Kinder intensiv befassen – entweder anhand gestellter Fragen oder auf kreative Weise.
Z = Zeitungsaufgabe: Aus einer Auswahl aus insgesamt 22 Aufgaben rund um die Zeitung wählen die Kinder zehn aus, die sie im Projektzeitraum frei bearbeiten.
E = eigener Artikel: Jedes Kind sucht sich ein Thema oder ein Erlebnis, über das es für die Zisch-Seite oder -Beilage berichtet.
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