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Bundeswaldinventur

Der deutsche Wald hilft nicht mehr beim Klimaschutz

  • dpa

  • Di, 08. Oktober 2024, 21:30 Uhr
    Deutschland

     

Trockenheit, Stürme und Käferbefall: Viele Bäume hierzulande sind krank. Deshalb stößt der Forst nun unterm Strich mehr Kohlenstoff aus, als er der Luft entzieht.

Grau neben Grün: Im Nationalpark Harz stehen vom Borkenkäfer zerstörte Fichten.  | Foto: Julian Stratenschulte (dpa)
Grau neben Grün: Im Nationalpark Harz stehen vom Borkenkäfer zerstörte Fichten. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)
Der Wald in Deutschland leistet keinen ausreichenden Beitrag mehr zur Speicherung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). "Das grüne Herz unseres Landes gerät aus dem Takt", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in Berlin bei der Vorstellung der neuen Bundeswaldinventur.

Die Bundeswaldinventur muss laut Gesetz mindestens alle zehn Jahre stattfinden. Die Untersuchung liefert auf Basis umfangreicher Stichproben Informationen etwa zur Waldfläche, zu Schäden an Bäumen, den Anteilen der Baumarten sowie zur Holznutzung. Sie produziert damit grundlegende Daten, die für den Schutz der Wälder, die wirtschaftliche Nutzung und die Anpassung an veränderte Klimabedingungen wichtig sind.

Der Wald gibt mehr Kohlenstoff ab, als es aufnehmen kann

"Die Auswirkungen der Klimakrise machen sich ganz real bemerkbar", sagte Özdemir, der auch seine Forderung nach einem neuen Bundeswaldgesetz bekräftigte. Man könne die Schäden in den Wäldern sehen, wenn man unterwegs sei. "Die Folge davon: Der deutsche Wald hilft uns nicht mehr in dem Maße, wie wir es bislang gewohnt waren, bei der Erreichung unserer Klimaziele. Durch die enormen klimabedingten Schäden gibt der Wald in Deutschland inzwischen mehr Kohlenstoff ab, als er aufnehmen kann", sagte der Minister. Der Wald sei mittlerweile zu einer Kohlenstoffquelle geworden. Der Verlust an Biomasse durch Stürme und Dürren sowie Käferbefall sei größer als der Zuwachs an lebender Biomasse. Schwere Schäden durch Witterungsextreme oder Käferbefall ("Kalamitäten") wurden auf 19 Prozent der Waldflächen beobachtet.

Die Fläche mit Mischwald ist dem Bericht zufolge auf 79 Prozent gestiegen. "Dies ist vor allem auf den aktiven Waldumbau für eine bessere Klimaanpassung der Wälder zurückzuführen", schreiben die Autoren. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände sieht im weiteren Aufbau strukturreicher Mischwälder einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) forderte ein "radikales Gesundheitsprogramm" für die Wälder. "Wir erleben ein neues Waldsterben. Unsere Wälder sind nicht länger eine Senke, sondern eine Quelle von Treibhausgasen", erklärte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. "Die Erzählung vom deutschen Wald als Kohlenstoffspeicher ist damit passé."

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