Big Wave Award

Sebastian Steudtner, bester Surfer auf Riesenwellen

Er ist der beste Surfer auf Riesenwellen, aber hat er auch die höchsten der Welt gemeistert? Der deutsche Extrem-Surfer Sebastian Steudtner ein wurde mit dem Global Big Wave Award geehrt.  

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„Man fühlt sich winzig“ – Sebastian Steudtner surft Ende 2014 die Riesenwellen vor der portugiesischen Küste in Nazaré. Foto: dpa
Sie war schon immer da. Sie kommt so zuverlässig wie die Stürme im Winter. A Onda da Praia do Norte, die Welle am Nordstrand, baut sich schon seit Jahrtausenden immer wieder neu auf vor dem Küstenstädtchen Nazaré in Portugal. 120 Kilometer nördlich von Lissabon ist sie stets ein Naturphänomen, das die Portugiesen bestaunen und das die einheimischen Surfer, die Locals, ehrfürchtig meiden.

Seit vier Jahren nun liefert die Onda da Praia do Norte den Stoff für einen der waghalsigsten Wettkämpfe in der Geschichte des Sports. Garrett McNamara, Extrem-Surfer aus den USA, stürzte sich 2011 in die Monsterwelle und ritt sie einige Sekunden lang auf seinem Brett. Die Welle, die sich bei Winterstürmen in einem unterseeischen Canyon im Atlantik aufbaut und erst wenige hundert Meter vor der Steilküste von Nazaré bricht, erwies sich damals als die höchste, die jemals gesurft und gemessen wurde. 23,8 Meter errechneten die Experten.

Doch wie lange hat McNamaras Weltrekord noch Bestand? Sebastian Steudtner, 29 Jahre alt, Deutschlands bester Big-Wave-Surfer, kratzt an ihm. Schon im Jahr 2010 war er mit dem Global Big Wave Award ausgezeichnet worden, dem Preis für die größte im Jahr zuvor gesurfte Welle. Als er von McNamaras Weltrekord in Nazaré hörte, verlegte der heute 29-Jährige seinen Lebensmittelpunkt von Hawaii nach Portugal. Seither lauert Steudtner in Nazaré, wartet auf die Winterstürme – und erkannte Ende 2014 die Chance seines Lebens. Orkantief Alexandra türmte die Wogen des Atlantiks an der portugiesischen Silberküste zu Monsterbergen. Steudtner ließ sich von einem Jetski hinausziehen – und surfte. Wie hoch auch immer die Wellen waren, in denen Steudtner am 29. November und 11. Dezember vergangenen Jahres vor Hunderten Schaulustigen sein Leben riskierte – für ihn waren sie die größten seines Lebens.

Aber reicht sein Ritt auch für einen neuen Weltrekord? 21,64 Meter errechneten Beobachter diesmal, die Welle wäre damit zwei Meter niedriger gewesen als die des US-Amerikaners McNamara. Sicher ist: Nirgendwo sonst auf der Erde erreichte ein anderer Extrem-Surfer im vergangenen Jahr eine solche Marke. In Kalifornien wurde Steudtner am Wochenende daher abermals der Global Big Wave Award überreicht, der Preis für den besten Riesenwellen-Surfer der Welt. Dazu gab’s 10 000 Dollar. Steudtner beschrieb, wie er mit rund 70 Stundenkilometern vor dem Wasserberg her ritt, dessen Gewicht vorsichtig auf rund 500 000 Tonnen geschätzt wird: "Es ist ein ganz, ganz mächtiges Gefühl", sagte er. "Auf der anderen Seite fühlt man sich winzig. Ich bin extrem konzentriert und schaue, welche Linie ich fahre."

Bei Steudtners Versuchen im tosenden Meer kurvten zwei weitere Jetski in einiger Entfernung und warteten – bereit einzugreifen, sollte der gebürtige Esslinger vom Brett stürzen oder der Felsküste zu nahe zu kommen. Die Wettkampfrichter des Weltverbands maßen die Höhe seiner Welle, indem sie feste Punkte an Land mit ihr in Verbindung brachten – und natürlich die Größe des Surfers selbst. Aber auch Fachleute, die für das Guinness-Buch der Rekorde arbeiten, werden die Videos und Fotos in den kommenden Wochen noch einmal ganz genau studieren. Steudtner selbst ist nämlich davon überzeugt, dass sein Wasserberg höher war als der von McNamara drei Jahre zuvor. "Ich bin die größte Welle gesurft, die jemals in Europa angekommen ist", sagte er bei der Verleihung des Preises in Anaheim: "Darauf bin ich stolz."

Mit 16 Jahren lernte Steudtner surfen. Er ist der einzige deutsche Big-Wave-Surfer überhaupt. Er will auch künftig XXL-Wellen jagen – in Portugal und anderswo auf der Welt.

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