Kriminalität

Der Amokfahrer von Mannheim war mehrfach vorbestraft

Am Montag war ein Autofahrer in Mannheim in eine Menschenmenge gerast. Zwei Menschen starben. Der mutmaßliche Täter, ein 40-jähriger Deutscher, saß schon einmal im Gefängnis. Gegen ihn wurde nun Haftbefehl erlassen.  

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Kerzen und Blumen liegen in der Nähe d...tzes an einer Straßenbahn-Haltestelle.  | Foto: Uli Deck (dpa)
Kerzen und Blumen liegen in der Nähe des Mannheimer Paradeplatzes an einer Straßenbahn-Haltestelle. Foto: Uli Deck (dpa)

Nach der Todesfahrt von Mannheim ist Haftbefehl wegen Mordes in zwei Fällen, versuchten Mordes in fünf Fällen jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Körperverletzung in elf Fällen gegen den 40 Jahre alten Autofahrer erlassen worden. Bei seiner Vorführung beim Haftrichter habe er keine Angaben gemacht, so dass sein Motiv für die Tat weiter unklar sei, teilten die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Dienstagabend mit. Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand habe der Mann allein gehandelt. "Die bisherigen Ermittlungen haben Hinweise auf psychische Vorerkrankungen ergeben und deuten demnach darauf hin, dass sich der Tatverdächtige in einem psychischen Ausnahmezustand befand", hieß es von der Anklagebehörde.

Der mutmaßliche Täter ist nach Angaben der Polizei mehrfach vorbestraft. Es gebe ein paar Vorstrafen, die lange zurücklägen, sagte Staatsanwalt Romeo Schüssler. Dabei gehe es um eine Körperverletzung, für die Alexander S. vor mehr als zehn Jahren eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe, und um einen Fall von Trunkenheit im Verkehr. Zudem sei der Tatverdächtige 2018 mit Hate Speech aufgefallen. Er habe einen entsprechenden Kommentar auf Facebook abgesetzt und sei zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nach einem Bericht des Spiegel hatte S. in dem aus Russland stammenden Netzwerk VK ein Profil. Im Zusammenhang mit Extremismus oder Terrorismus sei er aber bisher nicht in Erscheinung getreten, fügte Schüssler hinzu.

Der in Ludwigshafen wohnende Mann hat die Klinik am Dienstag verlassen. Er befindet sich nun in Untersuchungshaft. Bei seiner Festnahme soll sich der Täter mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben. Das Tatfahrzeug ist auf ihn zugelassen.

Ein Zettel beschäftigt die Ermittler

Alexander S. soll am Rosenmontag mit hoher Geschwindigkeit durch die Mannheimer Fußgängerzone gerast sein und sein Auto nach Überzeugung der Ermittler bewusst auf seine Opfer gelenkt haben. Bei der Todesfahrt starben eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Elf Menschen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer. Die Wohnung des Festgenommenen in Ludwigshafen war noch am Rosenmontag durchsucht worden. "Die bei dem Mann, in seinem Fahrzeug und in seiner Wohnung sichergestellten Gegenstände, wie die Schreckschusswaffe, schriftliche Unterlagen und digitale Datenträger werden derzeit kriminaltechnisch untersucht und ausgewertet", hieß es von den Behörden. Auch ein im Auto des Todesfahrers entdeckter Zettel beschäftigt die Ermittler. Darauf sind Skizzen zu erkennen und Notizen in krakeliger Schrift; es sind kurze Schlagworte und mathematische Rechnungen notiert zu Geschwindigkeit und Fahrt, auch die Wörter "Anhalteweg" sowie "links" und "rechts" sind zu lesen.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) rief dazu auf, sich von der Tat nicht einschüchtern zu lassen. "Wichtig ist nach solchen Ereignissen, dass wir, so gut es möglich ist, immer wieder in unseren normalen Alltag zurückkehren", sagte er beim Froschkuttelnessen der Narrenzunft Gole in Riedlingen.

Özdemir: Sich nicht daran gewöhnen

Der aus Baden-Württemberg stammende Bundesbildungsminister Cem Özdemir rief dazu auf, sich an derartige Gewalttaten nicht zu gewöhnen. "Die Wunden der letzten Anschläge sind noch nicht verheilt und lassen uns diese nächsten furchtbaren Nachrichten umso schwerer verkraften", sagte der Grünen-Politiker mit Blick auf tödliche Attacken in Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg und München. "Es ist nicht normal, dass wir darüber nachdenken, ob wir noch mit unseren Kindern zum Faschingsumzug gehen sollen. Es ist nicht normal, dass wir uns zuerst nach Absperrungen umschauen, wenn wir am Wochenende auf den Markt gehen. Es ist auch nicht normal, dass Straßenfeste, Synagogen, Bahnhöfe bewaffnet gesichert werden müssen. Wir dürfen uns daran nicht gewöhnen."

Schlagworte: Cem Özdemir, Alexander S., Romeo Schüssler
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