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Interview

Der 13-jährige Tigran aus der Ukraine lebt in Freiburg und hat Sehnsucht nach seinem Vater

Seit Februar 2022 führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Viele Menschen aus der Ukraine sind vor den Kämpfen geflüchtet, auch Tigran. Der 13-Jährige lebt seit knapp zwei Jahren in Freiburg. Über seine Flucht und seine Wünsche spricht er im Interview für die BZ-Kinderseite.  

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Tigran lebt seit knapp zwei Jahren in Freiburg. Foto: Sonja Zellmann
BZ: Lieber Tigran, wie genau bist du nach Deutschland gekommen und mit wem?
Tigran: Wir kommen aus einem Dorf in der Nähe der Stadt Charkiw im Osten der Ukraine. Ich bin mit meiner Mutter und meiner älteren Schwester mit dem Zug von dort in die Stadt Lviv gefahren. Von Lviv sind wir mit dem Bus nach Berlin und von dort mit dem Zug nach Freiburg gereist. Für meine Mama ist das schon der zweite Krieg. Sie kommt aus Armenien, da ist sie mit 13 schon einmal vor einem Krieg geflohen. Mein Vater ist noch in der Ukraine. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen nicht weggehen.

BZ: Ist dein Vater als Soldat im Krieg? Und wann hast du ihn zuletzt gesehen?
Tigran: Nein, mein Papa ist kein Soldat, er hat in der Ukraine eine kleine Fabrik. Zwei Mal haben wir ihn bisher besucht.

BZ: Hast du, bevor ihr aus der Ukraine geflohen seid, noch etwas vom Krieg mitbekommen? Oder seid ihr gleich gegangen, als der Krieg begann?
Tigran: Wir waren nach Kriegsbeginn noch etwa zweieinhalb Monate zuhause. Da habe ich ganz viele Alarme mitbekommen, mehrmals am Tag. Das macht so Angst. Denn es ist klar: Mal schlägt die Rakete hier ein, mal da und mal kann es auch dein Haus treffen. Eine Bombe ist einen halben Kilometer entfernt vom Haus meiner Oma eingeschlagen, da sind in ihrem Haus alle Fenster zerbrochen. Ihr ist zum Glück nichts passiert.

" Ich finde, meine Deutsch ist okay, aber ich muss noch Grammatik üben"

BZ: Wo wohnt ihr jetzt in Freiburg?
Tigran: Zuerst waren wir zehn Tage in einem Flüchtlingsheim, danach haben wir sechs Monate lang bei einer deutschen Familie gelebt. Jetzt leben wir in einem Heim in Freiburg-Littenweiler mit vielen Menschen aus der Ukraine, Syrien und anderen Ländern. Ich habe ein Zimmer, ein Badezimmer und eine Küche mit meiner Mutter, meine Schwester hat ein eigenes Zimmer. Ich gehe in die Schule und meine Mutter und meine Schwester arbeiten in einer Firma in Kirchzarten.

BZ: Du sprichst schon gut Deutsch. War es schwer, das zu lernen?
Tigran: Ich finde, meine Deutsch ist okay, aber ich muss noch Grammatik üben. Anfangs war es schwer, aber wenn ich mit den Freunden und im Alltag lerne, geht es gut.

BZ: Du gehst in Stegen ins Kolleg St. Sebastian. Wie war das am Anfang mit der Schule? Da konntest du ja noch kein Deutsch?
Tigran: Ich war in der Hälfte der fünfte Klasse, als ich kam. Am Anfang hatte ich Unterricht auf Englisch, und es gab einen Vorbereitungskurs mit Deutschunterricht für die Ukrainer bei einem coolen Lehrer. Anfangs hatte ich auch noch Online-Unterricht an meiner ukrainischen Schule. Doch jetzt nicht mehr. Die Schule ist zu nah an der Front, daher fallen viele Stunden aus . Offiziell bin ich aber dort noch Schüler.

BZ: Hat dich in Deutschland etwas überrascht? Hast du etwas anders erwartet?
Tigran: Ich finde seltsam, dass manche Leute sich nicht so dafür interessieren, wie es für mich ist, dass ich aus einen Land komme, in dem Krieg ist. Überrascht hat mich, dass die deutsche Sprache sich hier nett anhört. Aus Filmen hatte ich immer den Eindruck, dass Deutsch sehr hart klingt.

BZ: Hast du leicht Freunde gefunden?
Tigran: Zuerst habe ich viel mit meiner Schwester gemacht, weil ich die deutschen Kinder nicht so gut verstanden habe. Wegen der Sprache und weil sie andere Dinge mögen, denn sie sind ja anders aufgewachsen als ich. Sie mögen andere Musik, haben andere Hobbys. Ich habe aber bald gemerkt, dass sie nett sind und eigentlich so wie ich. Und mein bester Freund aus Charkiw lebt jetzt in Emmendingen, also nicht weit weg, das ist schön.

"Egal wo, ob in Deutschland oder in der Ukraine, aber ich muss mit Papa zusammen sein"

BZ: Welche Hobbys hast du?
Tigran: In der Ukraine habe ich in einem Sportzentrum geboxt und ich habe Klavier gespielt. Hier gehe ich seit kurzem zum Karate. Da hat mich ein Freund mit hingenommen, das finde ich cool.

BZ: Was ist dein größter Wunsch?
Tigran: Dass der Krieg zu Ende ist, dass ich mit Papa zusammenlebe und dass ich ein Zuhause habe. Egal wo, ob in Deutschland oder in der Ukraine, aber ich muss mit Papa zusammen sein. Und ich will noch besser Deutsch lernen.
Zwischen Perspektivlosigkeit und Heimweh: Ukraine-Flüchtlinge im Schwarzwald

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 23. März 2024: PDF-Version herunterladen

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