Super Tuesday

Donald Trump und Hillary Clinton setzen sich von Rivalen ab

Donald Trump bei den Republikanern und Hillary Clinton bei den Demokraten haben sich am Super Tuesday von den Rivalen um die Präsidentschaftskandidatur abgesetzt.  

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Sind jetzt klare Favoriten in ihren Parteien: Donald Trump und Hillary Clinton   | Foto: AFP
Sind jetzt klare Favoriten in ihren Parteien: Donald Trump und Hillary Clinton Foto: AFP
Zehn amerikanische Flaggen auf der Bühne, Kristalllüster, weiß-goldenes Schnitzwerk quer durch den Saal: Donald Trump inszeniert sich, als wäre er schon US-Präsident. "Ehrlich gesagt", brüstet sich der Milliardär mit dem Hang zum Prunk, "ich denke, das wird ein einfaches Rennen." Der republikanische Spitzenreiter im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur feiert seinen jüngsten Triumph nicht mehr mit einer traditionellen Rede vor Anhängern, sondern mit einer pompösen Pressekonferenz am Ende des Super Tuesday – jenes Dienstags also, an dem gleich in 13 US-Bundesstaaten Vorwahlen stattfanden. Trumps Pressekonferenz wird von allen großen Sendern live übertragen. "Ich fühle mich unglaublich gut", protzt Trump in seinem palastartigen Club Mar-al-Lago in Palm Beach, Florida.

Zwei Autostunden südlich tritt Hillary Clinton in Miami weit traditioneller vor ihre Anhänger, auch sie hat den Blick nach vorne gerichtet: "Der Versuch, Amerika zwischen ,uns‘ und ,denen‘ aufzuteilen, ist falsch, und wir werden ihn nicht gelingen lassen", wettert die Demokratin an die Adresse Donald Trumps, der seiner Partei eine Schlammschlacht beschert hat. "Dieses Land gehört uns allen", ruft die 68-Jährige. "Nicht nur denen, die ein bestimmtes Aussehen haben, einen bestimmten Glauben oder eine bestimmte Denkrichtung."

Mit je sieben gewonnenen Bundesstaaten haben die beiden Spitzenreiter sich in ihren Parteien im Kampf um die Präsidentschaftsnominierung weit von ihren Verfolgern abgesetzt. Trump hat zwar immer noch keine Mehrheit der republikanischen Wähler hinter sich, aber die Stimmen seiner Gegner sind auf zu viele Kandidaten verteilt.

In der Partei herrscht am Mittwoch nackte Panik: Konservative Senatoren fürchten, sie könnten nicht nur das Weiße Haus, sondern auch ihre Mehrheit in der Kongresskammer verlieren, wenn Trump ihr Präsidentschaftskandidat wird. Die Republikaner haben den Immobilienmogul unterschätzt; sie hofften, dass er sich selbst erledigt. Nun droht der Mann, der sich um hergebrachte konservative Glaubenssätze nicht kümmert, die Partei zu kapern. Vertraute der wichtigsten Granden ließen durchblicken, dass man sich zunehmend machtlos fühlt gegenüber der Welle an Zustimmung für Trump. Mehrere Kongressabgeordnete haben aber erklärt, Trump in keinem Fall zu unterstützen. Es gibt offene Aufrufe, Trumps Nominierung notfalls noch auf dem Parteitag im Juli Widerstand entgegenzusetzen – ein Szenario, das es seit 1948 nicht mehr gegeben hat. Rivale Marco Rubio hat sich der Twitter-Kampagne #NeverTrump (Niemals Trump) angeschlossen.

Dreizehn Bundesstaaten haben am Dienstag republikanische Vorwahlen abgehalten; Colorado, North Dakota und Wyoming weisen allerdings ihre Delegierten erst später zu. Von den verbleibenden zehn Staaten gewinnt Trump satte sieben; er erhält 207 der Delegiertenstimmen, die zu vergeben waren. Der texanische Senator Ted Cruz schart 192 Parteitagsdelegierte hinter sich, Kollege Marco Rubio aus Florida 90. Ohios Gouverneur John Kasich kommt auf schüttere 19, der pensionierte Neurochirurg Ben Carson erringt noch drei.

Trump hat erst 316 der 1237 Stimmen, die er zu einer Nominierung braucht, und zusammen sind seine Verfolger auch am Super Tuesday stärker als er. Wenn es weniger von ihnen gäbe, wäre er zu schlagen. Aber die aktuellen Resultate garantieren, dass vorerst alles so weitergeht wie bisher: Der evangelikale Tea-Party-Brandredner Ted Cruz gewinnt mit seiner Heimat Texas nicht nur den Hauptpreis des Abends, sondern gleich noch zwei weitere Staaten, Oklahoma und Alaska – das ist besser als erwartet und reicht, um ein Weitermachen zu rechtfertigen.

Marco Rubio, der als Hoffnung des Partei-Establishments gilt, obwohl er bislang keinen einzigen Sieg eingefahren hatte, rettet sich in Minnesota endlich auf einen ersten Rang; in Virginia verfehlt er ihn knapp. Ein enttäuschendes Resultat, aber auch er kann seinen Kampf fortsetzen. Ohio-Gouverneur John Kasich landet in Massachusetts auf dem zweiten Platz und hätte Trump in Vermont sogar beinahe übertroffen. Der Gouverneur, der erst später im Monat auf Siege hofft, sieht sich entsprechend gestärkt. Warum Carson weitermacht, ist zwar beim besten Willen nicht erkennbar, doch in ersten Reaktionen hat auch er keine Lust zum Aufgeben. Trump gewinnt nicht ganz so triumphal, wie manche Prognosen es vorausgesagt hatten. Aber selbst das gereicht ihm nun noch zum Vorteil.

Auch auf der Gegenseite bei den Demokraten freilich konsolidieren sich die Dinge, dort scheinen sie sogar noch klarer: Vermonts Senator Bernie Sanders, der sich an der Sozialpolitik Skandinaviens orientiert, gewinnt zwar in Colorado, Minnesota, Oklahoma und Vermont, verfehlt aber den dringend benötigten Sieg in Massachusetts. Die ehemalige Außenministerin und First Lady Hillary Clinton gewinnt mit sieben Siegen 453 Delegiertenstimmen hinzu, Sanders erhält 284.

Und das ist nur die Hälfte der für Sanders bitteren Wahrheit. Denn beim Nominierungsparteitag wählen auch ungebundene "Superdelegierte" – Kongressmitglieder, Gouverneure und Würdenträger der Partei. Diejenigen unter ihnen eingerechnet, die sich bereits öffentlich auf einen Bewerber festgelegt haben, verfügt Clinton nun über mindestens 1033 Parteitagsdelegierte. 2382 sind für eine Nominierung erforderlich. Sanders hat derzeit nur 408 Delegierte auf seiner Seite.

Wenn Clintons Kampagne nicht von selbst kollabiert, gibt es für Sanders keinen Weg mehr zur Kandidatur. Der Senator kündigt trotzdem einen langen Kampf an. Möglich, dass er der Partei als Plan B bereitstehen will für den Fall, dass Clinton von einem Skandal eingeholt wird. Vor allem erhält er sich aber Einfluss auf den politischen Kurs, mit dem die Partei schließlich in den eigentlichen Wahlkampf ziehen wird.

Clinton selbst ist bereits auf ihren eigentlichen Gegner eingestellt: "Wir haben Arbeit vor uns, und sie besteht nicht darin, Amerika wieder großartig zu machen", erklärt sie unter Anspielung auf Trumps Wahlkampfslogan bei ihrer Siegesansprache in Miami. "Amerika hat nie aufgehört, großartig zu sein. Wir müssen Amerika heilen und einen!"

Doch der Angegriffene zeigt sich unbeeindruckt. In seiner Pressekonferenz schmäht Trump erst interne Rivalen wie den "kleinen Senator" Rubio, bevor er zu Hillary Clinton kommt: "Amerika wieder großartig machen – das wird sehr viel besser sein als Amerika wieder ,einig‘ zu machen!", zeigt er sich sicher. "Sie redet darüber, dass die Gehälter schlecht sind und überhaupt alles, und dass wir es trotzdem schaffen werden", sagt Trump. "Dabei ist sie schon so lange dabei! Wenn sie es bis jetzt nicht ausgebügelt hat, wird sie das in den nächsten vier Jahren auch nicht tun."

Der Mann, der regelmäßig ganze Bevölkerungsschichten beleidigt, sieht sich als Brückenbauer: "Ich bringe Menschen zusammen", behauptet er angesichts seines landesübergreifenden Erfolgs, der von einer Rekordbeteiligung begleitet wird. "Unsere Partei erweitert sich." Der 69-Jährige bemüht sich um einen halbwegs präsidentiellen Ton, kommt aber auch diesmal nicht ohne Drohungen aus. Es sei ihm egal, wenn Parteivertreter in Washington ihm ihre Unterstützung verweigerten, versichert Trump. "Das steht ihnen jederzeit frei. Dann würden sie einfach alles verlieren."

Für Trump selbst gilt das vorerst nicht. Dabei hatte der exzentrische Milliardär sich zuletzt weiter aus dem politischen Konsens manövriert – erst weigerte er sich einen Tag lang, sich vom rassistischen Ku-Klux-Klan zu distanzieren, dann leitete er auf Twitter ein Zitat des italienischen Faschisten Mussolini weiter. Als aber die Stimmen ausgezählt waren, stand er am Abend des Super Tuesday wieder einmal als Sieger da.

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