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Fußball-EM

Blitz, Donner und Videobeweis: Deutschland stürmt ins EM-Viertelfinale

  • Klaus Bergmann, Arne Richter, Heinz Büse, Thomas Eßer, Jan Mies & dpa

  • Sa, 29. Juni 2024, 23:36 Uhr
    Fußball-EM

     

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Es ist ein außergewöhnliches Fußballspiel, dieses 2:0 der deutschen Nationalelf im EM-Achtelfinale gegen Dänemark. Die Tore fallen nach einer Unwetter-Unterbrechung, die Emotionen bringen das Dortmunder Stadion zum Beben.

Jubel in der deutschen Elf nach dem 1:0 durch Kai Havertz. Foto: Marcus Brandt (dpa)
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Die deutschen Nationalspieler ließen sich auf der Ehrenrunde durch das Dortmunder Stadion feiern, aus den Boxen dröhnte "Major Tom". Im Achtelfinale gegen Dänemark hat sich die DFB-Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann weder von Blitz, Donner und Starkregen noch von bangen Videominuten aufhalten lassen - an einem außergewöhnlichen Fußball-Abend mit umjubelten Toren von Kai Havertz und Jamal Musiala zog Deutschland am Samstag durch ein 2:0 (0:0) gegen hartnäckige Dänen ins EM-Viertelfinale ein.

"Wir haben noch drei Endspiele." Antonio Rüdiger
"Es war ein skurriles Spiel", sagte Nagelsmann. "Wir waren zunächst überragend drin. Dann war es ein Spiel voller Widerstände. Dagegen haben wir gut angekämpft. Wir sind verdient weitergekommen."

"Wir haben noch drei Endspiele", sagte Abwehrchef Antonio Rüdiger. Der Sieg fühle sich "sehr gut" an, äußerte der Profi von Real Madrid. "Ich denke, wenn man das Spiel gesehen hat: Wir waren von Anfang an dominant. Was man kritisieren kann, wir haben zu viel Chancen liegenlassen." Nico Schlotterbeck sagte: "Wir haben etwas im Land ausgelöst. Wir spielen mit Euphorie, wir spielen mit Spaß, und das ist das, was im Fußball das Schönste ist."

In seinem 50. Länderspiel blieb Havertz in der 53. Minute ganz cool und überwand den bis dahin unüberwindbaren Torwart Kasper Schmeichel. Der Videoassistent hatte ein Handspiel von Joachim Andersen erkannt, der kurz zuvor für Dänemark getroffen hatte. Ein Schreckmoment, nach Videobeweis wurde das 0:1 wegen einer Abseitsposition aberkannt. Musiala erlöste Bundestrainer Julian Nagelsmann und das Publikum mit seinem schon dritten Turniertor in der 68. Minute. "Oh wie ist das schön", sangen die Fans. Deutschland träumt vom vierten EM-Titel.

Viertelfinale am Freitag in Stuttgart

In seinem 50. Länderspiel blieb Havertz in der 53. Minute ganz cool und überwand den bis dahin unüberwindbaren Torwart Kasper Schmeichel. Der Videoassistent hatte ein Handspiel von Joachim Andersen erkannt, der kurz zuvor für Dänemark getroffen hatte. Ein Schreckmoment, nach Videobeweis wurde das 0:1 wegen einer Abseitsposition aberkannt. Musiala erlöste Bundestrainer Julian Nagelsmann und das Publikum mit seinem schon dritten Turniertor in der 68. Minute. "Oh wie ist das schön", sangen die Fans. Deutschland träumt vom vierten EM-Titel.

Am kommenden Freitag (18 Uhr) könnte es nun in Stuttgart zur großen Europameisterprüfung gegen Spanien kommen. Das bislang stärkste Team des Turniers muss aber zunächst am Sonntagabend gegen den krassen Außenseiter Georgien sein Achtelfinale meistern.

Nagelsmanns Antwort auf die Stürmerfrage

Havertz oder Niclas Füllkrug? Die Stürmerfrage hatte in den vergangenen Tagen vor allem die Fans bewegt – Nagelsmann anscheinend nicht so sehr. Der Bundestrainer überraschte zwar mit gleich drei Änderungen in der Startelf, BVB-Profi Füllkrug saß in dessen Heimstadion aber zunächst auf der Bank. Leroy Sané über die rechte und David Raum über die linke Seite sollten die Dänen mit ihrem Tempo am Strafraum festspielen, Nico Schlotterbeck ersetzte den gesperrten Jonathan Tah.

Fast, ja fast wären zwei der drei Neuen gleich zu Beginn an einer deutschen Führung beteiligt gewesen. Raum holte eine Ecke heraus, den von Toni Kroos getretenen Ball köpfte Schlotterbeck ins Tor (4.). Doch in den Jubel pfiff Schiedsrichter Michael Oliver entschieden und schnell, der Engländer ahndete streng ein Foulspiel von Joshua Kimmich, der Schlotterbeck im Strafraum den Weg freigeblockt hatte.

Zunächst kein Vorbeikommen an Schmeichel

Es stand zwar nicht 1:0, die Richtung des Spiels war aber vorgegeben: Deutschland war in den ersten 20 Minuten die deutlich bessere Mannschaft. Die Dänen schafften es kaum aus der eigenen Hälfte und konnten sich bei ihrem Torwart Schmeichel bedanken, dass nicht früh die ersten deutschen Tore fielen. Der 37-Jährige vereitelte Chancen von Kimmich, Schlotterbeck (beide 7.) und Havertz, der einen starken Pass vom rechtzeitig fit gewordenen Abwehrchef Antonio Rüdiger zum Abschluss verwertete (10.).

Die DFB-Auswahl, von Nagelsmann energisch von der Seitenlinie angeleitet, spielte offensiv sehr variabel, leistete sich aber auch immer wieder mal Abspielfehler. Dänemarks Starspieler Christian Eriksen kam so etwas besser in die Partie. Eine taktische Anweisung des dänischen Nationaltrainers Kasper Hjulmand, der auf den gesperrten Morten Hjulmand verzichten musste, war klar zu erkennen: Musiala wurde von den Dänen sehr früh attackiert, der 21-Jährige bekam kaum Freiräume.

Blitz, Donner und Regen

In die deutsche Schwächephase donnerte und blitzte es dann vom Himmel, Oliver unterbrach die Partie in der 35. Minute, im strömendem Regen gingen beide Teams in die Kabine. Die Stimmung der Zuschauerinnen und Zuschauer blieb gelöst, dänische Fans tanzten im vom Stadiondach stürzenden Wasser, etliche Menschen versuchte, sich mit ihren Fahnen vor dem Regen zu schützen. Im Logenbereich schaute auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu.

Nach dem Wiederanpfiff von Oliver um 21.59 Uhr schien die DFB-Auswahl eigentlich besser in die Partie zu kommen. Schmeichel verhinderte die deutsche Führung durch Havertz, der nach einer Raum-Flanke etwas zu zentral auf das dänische Tor köpfte (37.). Gleich zweimal hätte aber Rasmus Højlund die Nachlässigkeiten der DFB-Auswahl fast bestraft. Der Stürmer von Manchester United luchste Nico Schlotterbeck, der im Strafraum ins Dribbling ging, den Ball ab, schoss aber knapp am Tor vorbei (42.). Kurz vor der Pause scheiterte Højlund am stark reagierenden Manuel Neuer (45.).

Kein Dänen-Tor, Elfmeter für Deutschland

Beim großen deutschen Schreckmoment in der 48. Minute musste der Bayern-Torwart das vermeintliche Gegentor nach großer Konfusion in der deutschen Abwehr hinnehmen. Die Abseitsstellung, die gegen das Tor von Andersen sprach, war enorm knapp.

Wenige Minuten später wurde der Däne zur tragischen Figur: Eine Raum-Flanke streifte die Hand des 28-Jährigen, nach Ansicht der Videobilder mit Impulsgrafik des Ballkontakts entschied Oliver auf Strafstoß. Havertz verwandelte wie im Eröffnungsspiel gegen Schottland sicher, Nagelsmann schrie an der Seitenlinie seine Freude heraus.

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Nach 63 Minuten brachte der Bundestrainer die Dortmunder Emre Can und Füllkrug in die Partie, den einen zum Absichern, den anderen zum Nachlegen. Nach der nächsten guten Gelegenheit für Højlund, bei der Neuer zur Stelle war (66.), spielte Schlotterbeck einen starken langen Ball in den Lauf von Musiala, der Schmeichel keine Chance ließ. Deutschland ging mit beruhigender Führung in die Schlussphase, in der die Dänen nicht mehr gefährlich wurden.

Ressort: Fußball-EM

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Kommentare

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Ralf U. Müller

886 seit 19. Apr 2018

Großen Respekt an unsere Nationalmannschaft, das Team um Julian Nagelsmann. Das Spiel wird, auch wegen der Naturgewalten, in die Geschichte eingehen. Wie stark unser Gruppengegner Schweiz war und ist, musste nun Italien erfahren. Und bitte nicht (nur) das Negative sehen. Die Schweiz hat m.E. wieder hervorragend gespielt. Zu unserem Team: Kampf, Leidenschaft und Emotionen (siehe u.a. Antonio Rüdigers Reaktion nach einem wichtigen "Save" kurz vor Ende der Begegnung) stehen im Mittelpunkt und lassen "den Funken überspringen". Nico Schlotterbeck macht Nico Schlotterbeck Sachen (phantastischer Pass auf Jamal Musiala zum 2:0, aber auch ein Ballverlust im Strafraum, der fast zum 0:1 geführt hätte). Der VAR sorgt m.E. für mehr Gerechtigkeit. Dass die Dänen und ein paar Kommentatoren ihre "Emotionen rauslassen", ist verständlich. Erinnert sei in der Gesamtbetrachtung aber auch an das nicht gegebene Kopfballtor von Nico Schlotterbeck zu Beginn des Spiels. Obwohl die Abwehr u.a. wegen der Gelbsperre von Jonathan Tah umgebaut wurde oder werden musste, war sie über weite Strecken stabil. Das Mittelfeld hat gut "nach hinten mitgearbeitet" und Florian Wirtz sowie Niclas Füllkrug nicht von Beginn an zu bringen, war m.E. taktisch klug auf das Team Dänemark "zugeschnitten". Leroy Sane wünsche ich nach seinen guten "Tiefenläufen" noch etwas mehr Ruhe und den Blick für die Mitspieler vor und in der "Strafraumbox". Zwischenfazit meinerseits: Danke für diese EM bisher. Jetzt kommt die Zugabe...

Klemens Kuch

866 seit 10. Aug 2009

Erster Satz im Artikel :

"Die deutschen Nationalspieler ließen sich auf der Ehrenrunde durch das Dortmunder Stadion feiern, aus den Boxen dröhnte "Major Tom"."

Also jetzt aber, hier wird der Eindruck vermittelt, als hätte man eine Musikbeschallung gehört gehabt. Wie im Kaufhaus. Da ist ja der Dorfhock noch lebendiger. Im Dortmunder Stadion gestern dröhnte überhaupt nix aus den Boxen, weil spontan die Fußball-Fans sofort den "Major Tom" mitgröhlen. Oder, nach Schlußpfiff, selbständig anstimmten. Lautstark und voller Inbrunst. Man hört, stoßwellenartig, zehntausende von Brüller und Sänger. Und keine Konserve. Das wurde an anderen Stellen mit der Nationalmannschaft schon praktiziert. Und ist einfach was anderes, als über Lautsprecher.

Song von Peter Schilling, 1982 : Major Tom (Völlig losgelöst), hat im Text :
" ... Dann hebt er ab und
Völlig losgelöst von der Erde
Schwebt das Raumschiff völlig schwerelos .."

Der Song ist scheinbar sinnfrei, versetzt einem in eine andere Welt, aber das Unerklärbare passt irgendwie. Das Fußballbegreifen ist ja auch manchmal nicht einfach. Und wer am Hoch-Jazzen von Mayor Tom verdient, möcht ich gar nicht wissen.


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