Account/Login

Bis 2025 soll in Fessenheim kein Strahlenmaterial mehr lagern

Der Betreiber des ältesten französischen Atomkraftwerks legt den ersten Fahrplan für das Abschalten und den 15 Jahre dauernden Rückbau vor .  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
HIRTZFELDEN/FESSENHEIM. In etwas mehr als vier Monaten geht Reaktorblock 1 des Atomkraftwerks in Fessenheim endgültig vom Netz. Ende Juni 2020 soll Block 2 folgen und das Akw dann vollständig abgeschaltet sein. Bislang ist wenig von dem an die Öffentlichkeit gedrungen, wie der Betreiber Electricité de France (EdF) die Zeit im Anschluss vorbereitet. Über Rückbau und Sicherheitsfragen haben deshalb Vertreter von EdF und der französischen Atomkontrollbehörde (ASN) bei einer öffentlichen Sitzung der Überwachungskommission Fessenheim (Clis) debattiert.

Wann wird das Akw abgeschaltet? 22. Februar und 30. Juni 2020 sind die Abschalttermine. Sie sind keineswegs beliebig, sondern orientieren sich an den Betriebszyklen der beiden Reaktoren. Prinzipiell könnten sie sich um wenige Tage verschieben. "EdF hat jedoch ein Interesse daran, den Zeitplan einzuhalten, unter anderem, weil mehr Beschäftigte vor Ort benötigt werden, solange noch Brennmaterial gelagert wird", sagt Pierre Bois von der ASN Straßburg.

Was bleibt nach dem Rückbau?
EdF hat einen 59 Seiten starken Rückbauplan eingereicht, der bis zur endgültigen Stilllegung im Juni 2020 überarbeitet und erweitert wird. Dieser Plan muss dann genehmigt werden. Aus dem vorliegenden Papier geht unter anderem hervor, dass EdF nach dem Abriss der Gebäude Teile der Fundamente im Boden belassen und die verbleibende Grube auffüllen will. Ein Vorschlag, der bei Atomkraftgegnern auf vehemente Kritik stößt. André Hatz von Stop Fessenheim forderte in der Sitzung am Dienstag, dass restlos alles beseitigt und die Natur in den Ursprungszustand (soweit möglich) zurückversetzt werden müsse. Pierre Bois (ASN) war in diesem Punkt zurückhaltend. Die ASN hat sich aber noch nicht abschließend festgelegt.

Welche Risiken bestehen
auf dem Akw-Gelände
auch noch nach der Abschaltung?
EdF will die Brennstäbe drei Jahre nach dem Abschalten abtransportiert haben. Einen Zeitplan, den die ASN für ehrgeizig, jedoch für machbar hält. Bis 2025 wären demnach 99,9 Prozent aller radioaktiven Quellen entfernt – dann könnte der eigentliche Rückbau der Gesamtanlage beginnen, der 15 Jahre dauern kann. EdF kalkuliert mit 380 000 Tonnen Altmaterial. Zu 94 Prozent handele es sich dabei um Stahl und Beton. Die verbleibenden rund sechs Prozent seien nicht hoch radioaktiv.

Wie werden die
Abklingbecken gesichert?
Sind die Reaktoren erst einmal abgeschaltet, geht die größte Gefahr von den Abklingbecken aus. Dort werden die Brennelemente bis zum Abtransport unter Wasser gelagert. Im ersten Lagermonat sei die Strahlung noch relativ hoch, so Pierre Bois, der Abfall aber auch der stärkste im Gesamtverlauf des Aktivitätszerfalls. Bei der Sicherung der Abklingbecken, betonte Pierre Bois am Dienstag mehrfach, werde die ASN keine Zugeständnisse machen. Wasser- und Stromzufuhr müssten gegen äußere Einwirkungen abgesichert sein. Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer begrüßte, dass die EdF in Fessenheim die gleichen Standards erfüllen muss wie an anderen Standorten. Inhaltlich definiert sind diese jedoch nicht. Wichtig sei, forderte sie deshalb, dass dies zeitnah geschehe. Nach Fukushima hatte die ASN ihre Anforderungen insbesondere bei der Notstromversorgung erhöht. EdF hat bislang nur provisorische Verbesserungen umgesetzt.

Wird EdF den Rückbau
wissenschaftlich nutzen?
Unabhängige Experten fordern für Block 1 einen Rückbau unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Das französische Forschungsinstitut für nukleare Sicherheit (IRSN) verlangt in jedem Fall, dass es nach der Abschaltung umfangreiche Tests vornehmen kann. Untersucht werden soll unter anderem der Stahlbeton des Reaktors. Die Ergebnisse könnten Rückschlüsse auf die Alterung jüngerer Reaktoren geben, deren Betriebsgenehmigung demnächst erneuert werden muss.

Ressort: Südwest

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 17. Oktober 2019: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel