Benedikt: "Fehler war nicht beabsichtigt"
Emeritierter Papst entschuldigt sich für falsche Angabe, weist aber persönliche Verantwortung zurück.
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In seiner Stellungnahme für das Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) hatte der 94-Jährige fälschlicherweise angegeben, an der Sitzung nicht teilgenommen zu haben. Im Protokoll war seine Anwesenheit jedoch zweifelsfrei festgehalten.
"Dieser Fehler, der bedauerlicherweise geschehen ist, war nicht beabsichtigt und ist, so hoffe ich, auch entschuldbar", schreibt Benedikt nun in einem vom Presseamt des Vatikan veröffentlichten Brief, der sichtlich seinem Sprachstil entspricht. Bereits im Januar hatte sein Privatsekretär Georg Gänswein "einen redaktionellen Fehler" zugegeben. Damals waren Zweifel aufgekommen, inwiefern die von dem 94-Jährigen unterschriebene 82 Seiten lange Stellungnahme für das Gutachten authentisch oder vielmehr Produkt eines Beraterstabes sowie seines Sekretärs Gänswein sei.
In einem dem Brief beigefügten Faktencheck der von Benedikt beauftragten Rechtsanwälte und Berater wird nun der Hergang des "Fehlers" dargestellt. Der in Rom ansässige Kirchenrechtler Stefan Mückl habe von der Kanzlei WSW die alleinige Einsicht in 8000 Seiten Akten bekommen. Dem Buchloer Kirchenrechtler Stefan Korta sei dann "in einem der weiteren Arbeitsschritte ein unbemerkter Übertragungsfehler" unterlaufen, der auch den anderen drei Beratern nicht aufgefallen sei. Diese hätten auch nicht aktiv bei Benedikt nachgefragt, ob dieser sich an die Sitzung im Januar 1980 erinnere.
"Benedikt XVI. hat diesen Fehler aufgrund des hohen Zeitdrucks, unter dem seine Überprüfung der Stellungnahme wegen enger Fristsetzung der Gutachter notwendig war, nicht erkannt, sondern sich auf die vermeintliche schriftliche Protokollierung seiner Abwesenheit verlassen", heißt es in dem Schreiben. Dass dieses "Versehen ausgenutzt wurde, um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, ja, mich als Lügner darzustellen, hat mich tief getroffen", schreibt Benedikt in seinem Brief.
Auch in der Sache bleiben der Ex-Papst sowie seine Berater bei ihrer Darstellung, als Erzbischof habe sich Joseph Ratzinger nichts zuschulden kommen lassen. Als damaliger Erzbischof habe er weder Kenntnis davon gehabt, dass der Priester Missbrauchstäter sei, noch dass er in der Seelsorge eingesetzt werde, heißt es im Schreiben der Rechtsberater. Auch in keinem der anderen drei Fälle, in denen Ratzinger Fehlverhalten angelastet wurde, habe dieser "Kenntnis von Taten oder vom Tatverdacht sexuellen Missbrauchs der Priester" gehabt. "Als Erzbischof war Kardinal Ratzinger nicht an einer Vertuschung von Missbrauchstaten beteiligt", so die Berater.
Trotz dieser kompletten Zurückweisung aller Vorwürfe fragt sich der emeritierte Papst in einer nachdenklichen Passage seines Briefes, "ob ich nicht ebenfalls heute von übergroßer Schuld sprechen muss". Er bitte alle Opfer sexuellen Missbrauchs aufrichtig um Entschuldigung und drücke seine "tiefe Scham" und "großen Schmerz" aus "über die Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten und an den betreffenden Orten geschehen sind". Benedikt übernimmt damit generelle Verantwortung, direkte persönliche lehnt er aber ab.
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