Riskantes Freizeitvergnügen
Niederrimsinger Baggersee: Baden verboten
Die Baggerseen in Breisach und Umgebung laden zum Sonnen und zur Abkühlung ein. Doch gerade im beliebten Rimsinger Baggersee ist das Baden verboten. Warum?
Di, 16. Jun 2015, 17:15 Uhr
Breisach
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Er sieht das mit Sorge. Schock ist Geschäftsleiter bei der Firma Hermann Peter, die den See gewissermaßen als ihren Steinbruch nutzt und jährlich bis zu 800 000 Tonnen Sand und Kies daraus gewinnt. An der Abbruchkante könne den Badegästen im Grunde genommen jederzeit der Boden unter den Füßen und Strandtüchern wegbrechen, sagt Ingenieur Schock.
"Die Gefahr liegt da, wo man sie nicht sehen kann", erklärt er und zeigt an der steilen Uferwand hinunter, die wenige Meter unter der Wasseroberfläche im dunklen Blau verschwindet. Noch nach Jahren könnten ein leichtes Beben im Untergrund, eine kleine Störung im Boden dafür sorgen, dass oben die Erde ins Rutschen gerät. "Das Material zieht Sie einfach mit, Sie werden erschlagen oder vom enormen Wasserdruck getötet", so Schock.
So hat sich zum Beispiel der Unfall in einem Baggersee bei Waltersweier in der Ortenau ereignet, der im vergangenen Jahr für einen 13-jährigen Jungen tödlich endete. Auch am Rimsinger Baggersee ist daher das Baden von offizieller Seite verboten. Zahlreiche Schilder weisen auf Deutsch und Französisch auf die Lebensgefahr hin, aufgeschüttete Erdhügel sollen den Zugang zum Ufer erschweren. Schock erzählt, dass er bei schönem Wetter zudem häufig um den See fahre und die Badegäste wegschicke. Viel mehr aber sei nicht zu machen. "Der Bereich kann nicht eingezäunt werden, denn die Leute suchen sich trotzdem ihren Weg", sagt er.
Nur warnen reicht nicht, findet die Staatsanwaltschaft Offenburg. Sie wirft einem Mitarbeiter der Kreisstadt und dem Verantwortlichen eines Kieswerks vor, den Tod des 13-Jährigen mitverschuldet zu haben. Der Fall beschäftige die gesamte Branche, erzählt Schock. Vor wenigen Wochen wurden die Strafbefehle gestellt, die gerichtliche Klärung steht noch aus. "Das ist natürlich ein wunder Punkt, da muss man aufpassen", sagt Breisachs Bürgermeister Oliver Rein. Für die Stadt stelle sich das Problem anders dar, da der Rimsinger Baggersee in Privatbesitz sei. Die Wege zum See, für die die Verwaltung zuständig ist, seien entsprechend ausgeschildert.
Darf in Baggerseen gebadet werden, dann sind sie rekultiviert und dienen auch meist nicht mehr zum Kiesabbau. Wo aber gearbeitet werde, da sei es gefährlich, betont Schock. Grundsätzlich gelte: Je näher der große Schwinggreifer an einer Uferseite aufgebaut sei, desto größer sei dort das Risiko eines Erdrutsches. Vor wenigen Jahren hat der Gemeinderat der Münsterstadt darüber beraten, eine Seite des Rimsinger Baggersees herzurichten und ein Freizeitzentrum mit Liegewiese zu bauen. Die Pläne mussten damals zurückgestellt werden. Im Moment sei zudem noch nicht klar, wo der Ausbau weitergehe, erklärt Schock.
Bürgermeister Rein rät, doch einfach im Burkheimer Baggersee schwimmen zu gehen. Dort gibt es eine Liegewiese, die als Badezone ausgewiesen ist. Die Straße, die zur Grube führt, darf zwischen 7 und 20.30 Uhr befahren werden, lässt das Vogtsburger Rathaus wissen.
Eine solche Regelung gibt es für den Rimsinger See nicht, hier ist nur geduldet, was grundsätzlich verboten ist. Wer von klein auf zum Baden an den Baggersee von Hermann Peter gefahren sei, für den sei das oft nur schwer zu begreifen, sagt Schock. Manch einer argumentiere da vielleicht: "Ich war hier schon als Kind und in den 40 Jahren seither ist nichts passiert." "Was aber", fügt Schock hinzu, "wenn im 41. Jahr etwas passiert?"
- Interview: Wie gefährlich ist das Baden in Baggerseen?
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