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Invasive Art

Baden-Württemberger kämpfen gegen die Tigermücke - Projekt zeigt Erfolge

  • So, 06. Oktober 2024, 10:17 Uhr
    Südwest

     

Tigermücken sehen gefährlich aus. Und sie sind es auch. Gegen ihre Ausbreitung kann man was tun. Wenn der Bürger mithilft. Bei einem Pilotprojekt in Korntal-Münchingen zeigen sich erste Erfolge.

  | Foto: Gustavo Amador (dpa)
Foto: Gustavo Amador (dpa)

Den Blumentopf umdrehen, kein Wasser in der Gießkanne lassen und in die Regenwassertonne eine Bti-Tablette - gegen die asiatische Tigermücke kann jeder etwas tun, will ein Pilotprojekt in Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg) zeigen. Weil sich das aggressive Insekt inzwischen in Baden-Württemberg etabliert hat, kommen konventionelle Bekämpfungsansätze an ihre Grenzen. Das Landes-Gesundheitsministerium will deshalb die Bevölkerung mehr einbinden. Noch können keine endgültigen Aussagen zur Umsetzungsbereitschaft und Effektivität bei dem Projekt getroffen werden. Doch erste Erfolge sind sichtbar.

Das Problem

Die ursprünglich aus Asien stammende Tigermücke gilt als potenzieller Krankheitsüberträger. Sie kann das Dengue-, Zika- und Chikungunya-Virus übertragen. Das Insekt ist - anders als dämmerungsaktive Stechmücken - tagaktiv und gilt in ihrem Stechverhalten als sehr aggressiv. Erste Populationen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) wurden in Baden-Württemberg bereits im Jahr 2015 in Freiburg und in Heidelberg nachgewiesen. Seitdem hat sich die Mücke vor allem entlang des Oberrheingrabens, aber auch anderorts ausgebreitet. Einige befallene Flächen sind so groß, dass bisherige Bekämpfungsmaßnahmen wegen fehlendem Personal und zu hoher Kosten nicht mehr umgesetzt werden können.

Das Ziel

Das Pilotprojekt des Landesgesundheitsamtes mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) will prüfen, inwiefern die Bevölkerung mehr eingebunden werden kann. Teilnehmende lernen, wie die Asiatische Tigermücke sich von anderen Plagegeistern unterscheidet und was gegen sie zu tun ist. Parallel dazu startete auch ein Projekt im südbadischen Auggen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Geplant ist am Ende ein Schulungskonzept für ganz Baden-Württemberg.

Erste Erfolge

Für die Pilotstudie wurde Korntal-Münchingen in verschiedene Zonen aufgeteilt, wobei der Nutzen von geschulten Anwohnern im Vergleich zu ungeschulten Bürgern ermittelt wird. Vorläufige Ergebnisse aus dem Fallenmonitoring weisen laut Kabs auf eine geringere Populationsdichte im Schulungsbereich im Vergleich zum Kontrollbereich hin. Einige Anwohner berichteten auch von weniger Belästigungen durch Tigermücken in diesem Sommer. Noch sind die Auswertung der Fallen und Befragungen aber nicht abgeschlossen. Um noch mehr Daten zur Effektivität und Umsetzungsbereitschaft zu bekommen, soll das Projekt im nächsten Jahr fortgeführt werden.

Die Brutstätten

Die etwa sechs Millimeter große Tigermücke ist durch fünf weiße Streifen an den Hinterbeinen zu erkennen. Sie vermehrt sich in Wasseransammlungen - von der verstopften Regenrinne bis zum alten Autoreifen. Die Larven in den Eiern sind laut Kabs trocken- und kälteresistent. So können sie überwintern und im nächsten Jahr schlüpfen. Belebte Gartenteiche mit Fischen oder Molchen sind demnach aber keine Brutstätten.

Die Maßnahmen

Damit keine Wasseransammlungen entstehen, wurde im Rahmen des Pilotprojektes darauf geachtet, dass Gießkannen, Eimer, Blumenkübel in Gärten umgedreht und Untersetzer vermieden werden. Vor dem Winter sollen alle Behälter draußen zudem gründlich gereinigt werden, um Überwinterungseier zu entfernen.

Gullys und Regentonnen sollten nach Empfehlung der Mücken-Bekämpfer mit Bti-Tabletten behandelt werden. Der Wirkstoff Bti wird von der Kabs seit langem im Kampf gegen heimische Stechmücken eingesetzt. Das biologisch abbaubare Präparat ist demnach nur für die Larven weniger Mückenarten tödlich und für andere Tiere wie Bienen, Vögel oder Katzen ungefährlich. Neben kostenlosen Bti-Tabletten stellte die Stadt Korntal-Münchingen auch Fallen für ausgewachsene Tigermücken zur Verfügung.

Die Bedenken

Der Naturschutzbund NABU hält es für grundsätzlich sinnvoll, die Bevölkerung zu informieren und zu aktivieren. Die Naturschützer weisen aber darauf hin, dass die Tigermücke leicht mit anderen Stechmücken verwechselt werden kann. Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen und Vögel seien aber auf Mücken angewiesen. "Großzügig und alle 14 Tage ein Pestizid gegen Stechmücken einzusetzen, tötet eben alle Stechmücken, nicht nur die Tigermücke", befürchtet eine Sprecherin. Auch könnten Brutplätze und Verstecke für Vögel und Insekten verloren gehen, wenn hohle Stämme mit Baumspachtelmasse ausgefüllt würden.

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Ressort: Südwest

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