Aufruf zu gegenseitigem Respekt und Genuss der schönen Momente
Der Narrengottesdienst der Althistorischen Narrenzunft in der Kreuzkirche sorgte für eine Atempause auf dem Höhepunkt der Offenburger Fasent. Es war der letzte mit Dekan Matthias Bürkle.
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An der Gestaltung beteilige sich die Zunft sehr gerne, alle Mitwirkenden seien mit Feuereifer dabei, um der Gemeinde eine Stunde Flucht aus dem hektischen Alltag zu schenken. Mit der Parabel einer Frau, die Bohnen sammelt, um schöne Momente säen zu können, machte er deutlich, wie wichtig es sei, das Schöne zu genießen, denn "was wir heute tun entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht". Aktuell sei die Welt allerdings geprägt von Kriegen und Konflikten, umso dankbarer sei er für das gemeinsame Erlebnis dieses Gottesdienstes. Freude und Frohsinn seien von Gott gewollt. So habe alles seine Zeit – Trauer, aber auch Freude, hieß es dazu passend in der Lesung.
Seit mehr als 30 Jahren gehört der kunterbunte Narrengottesdienst zur Fasnacht dazu, schließlich ist Fasnacht laut katholisch.de, dem Nachrichten-und Erklärportal der katholischen Kirche, "ein zutiefst christliches Fest", die der strengen Fastenzeit vorgelagerte "Erlaubnis" es noch einmal so richtig drunter und drüber gehen zu lassen und der Obrigkeit, hinter der Maske verborgen, die Meinung sagen zu dürfen. Die Mächtigen wie auch die Kirche sahen den Mummenschanz zwar zeitweilig kritisch, doch dass Narretei verbindet und Lebensfreude und Spaß auch vor der Kirchentür nicht halt machen, zeigte sich auch wieder am Sonntag. Die Narren waren gut gelaunt, die Bänke närrisch geschmückt, die Gruppe Regenbogen aus Rammersweier sorgte dafür, dass viele im Takt mit klatschten und die Lieder gleich nochmal so gut klangen. Auch Dekan Matthias Bürkle feierte seinen letzten Offenburger Narrengottesdienst mit sichtlichem Vergnügen. Auch er ermunterte dazu, sich Zeit zu nehmen für sich selber, für die anderen und für Gott. Im Dialog mit dem Narren (Stefanie Hansert-Schupp) bekam das Volk den Spiegel vorgehalten. Ähnlich einer Büttenrede erinnerten die beiden an das Zitat aus der Bergpredigt: Mancher sehe zwar "den Splitter" im Auge des anderen, "den Balken" im eigenen Auge aber bemerke er nicht. Der "Narr" kann zunächst keinen Fehler bei sich entdecken, umso mehr aber bei anderen. "Doch während man auf Splitter starrt, der Balken leise in mir knarrt", reimt Bürkle und hat auch die Therapie für‘s bessere miteinander Auskommen parat: "Such nicht bei anderen nach Flecken. Sieh erst den Dreck am eignen Stecken". Auch Freundlichkeit gehöre zum Zusammenleben dazu, da sind sich die beiden einig. Doch "sind wir Menschen noch gescheit? Wo bleiben Toleranz und Freundlichkeit?" Gereiztheit und Aggressivität seien Alltagsbegleiter, auch fehle es an Respekt vor der Privatsphäre. Und mancher meine gar, dass die Welt sich nur um ihn selber dreht.
Schließlich der gute Rat bei solchem und anderem Unbill: "Nimm dir Zeit". Deshalb "ab Aschermittwoch ein Nicht-Neujahrs-Vorsatz: Wir alle geben der Ruhe mehr Platz."Am Ende sang Narr Stefanie noch ein Solo und Pfarrer Bürkle entließ die Narrenschar mit dem Segen in die verbleibende Fasnacht.