Übung
Was passiert im Atomkraftwerk Fessenheim, wenn die Notkühlung ausfällt?
Bei einer Übung im Atomkraftwerk Fessenheim simulieren Experten einen Komplettverlust der Notkühlung. In der Simulation blieb die Kernschmelze aus.
Mi, 13. Jun 2018, 11:10 Uhr
Elsass
Thema: Atomkraftwerk Fessenheim
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
In Beringers Amtsstube läuft seit dem entscheidenden Anruf aus der Präfektur in Colmar um 9.10 Uhr das Radio. "Nach einem realen Unfall würden wir Ihnen alle wichtigen Informationen zu ihrem Schutz übermitteln", verkündet der Lokalsender.
Proben für den Ernstfall: Funktionieren die Alarmkette und der Schutz der Zivilbevölkerung, sind die Ingenieure von EdF in der Lage gegenzusteuern, wenn im Akw Fessenheim geschieht, was niemand hofft? Alle fünf Jahre exerziert das elsässische Akw wie andere Nuklearstandorte in Frankreich eine große Katastrophenschutzübung durch. Sie dient als Training für alle Notfallinstanzen, die Präfektur, Feuerwehr und Atomaufsicht. Deren Krisenkommunikation steht auf dem Prüfstand. Natürlich auch, ob die Übermittlung ins wenige Kilometer nahe Ausland, bis ins Freiburger Regierungspräsidium, läuft, das ebenfalls an der Übung teilnimmt.
Dass die beiden seit 1977 betriebenen Reaktoren im Laufe des Jahres 2019 abgeschaltet werden sollen, spielt dabei auch keine Rolle. "Fessenheim wird noch einige Zeit ein Nuklearstandort bleiben", sagt der Präfekt aus Colmar, Laurent Touvet. Damit spekuliert er nicht etwa auf weitere Verzögerungen bis zur endgültigen Stilllegung. Auch in der Rückbauphase wird das Akw-Gelände einer erhöhten Sicherheitsstufe unterliegen.
Mehrere hundert Schüler warten drei Stunden lang im Klassenzimmer auf Entwarnung. In der Nähe eines Maisfeldes sind französische Experten für Strahlenschutz mit der Freiburger Feuerwehr unterwegs, die sich mit einem speziellen Messfahrzeug an der Übung beteiligt.
Gemanagt wird der fiktive Störfall im Simulator, während die beiden realen Reaktoren weiterlaufen. Jedes Akw verfügt über einen solchen Übungsraum, einen Eins-zu-Eins-Nachbau der Kommandozentrale. 7000 Trainingsstunden absolvieren die Reaktorfahrer, sprich die gesamte Mannschaft, die die Reaktoren steuert, über das Jahr. Das Szenario des Tages, der Komplettverlust der Notkühlung, sei in hohem Maße unwahrscheinlich, erklärt der Übungsleiter von EdF vor Ort, Jérôme Bavrel. Die Übung haben sich Strahlenschutzexperten aus Paris ausgedacht, die hinter einer Glasscheibe das Treiben im Simulator beobachten und analysieren.
Die Übungsaufgabe: Die Pumpen für die Kühlwasserzufuhr haben versagt. "Die Mannschaft von EdF Akw stand deshalb vor der Aufgabe, deren Funktion wieder herzustellen", sagt der Präfekt. Schlimmeres steht zudem – fiktiv – zu befürchten. "Am Nachmittag hat man uns eine mögliche Kernschmelze für den Abend angekündigt", berichtet Touvet.
EdF hat schlussendlich die Pumpen repariert, die Kühlung ist wieder angelaufen. "Dennoch ist Radioaktivität, wenn auch in begrenztem Ausmaß ausgetreten", sagt der Präfekt. Das sei ein schwerwiegender Vorgang. "Zu einem Austreten von Radioaktivität in die Atmosphäre darf es auf keinen Fall kommen", sagt Touvet.
Die Kernschmelze ist allerdings ausgeblieben. Hätte sie bei einem realen Unfall wirklich verhindert werden können? Es sei wichtig, die Abläufe für den Notfall wieder und wieder durchzuspielen. "Es gibt immer etwas", sagt Laurent Touvet, "das optimiert werden kann."
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ