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Aktionswoche: Armut bedroht noch immer alle

  • Mo, 14. Oktober 2024
    Offenburg

     

Die landesweite 20. Aktionswoche gegen Armut findet vom 14. bis 20. Oktober statt und steht unter dem Motto: "Armut bedroht immer noch alle". In Offenburg gibt es dazu eine Reihe an Veranstaltungen.

Sie  laden zur Aktionswoche ein (v.l.)...Hansert,  Stefan Falk und  Loretta Bös  | Foto: Barbara Puppe-Opahle
Sie laden zur Aktionswoche ein (v.l.): Andreas Hillebrandt, Beate Bleyer-Hansert, Stefan Falk und Loretta Bös Foto: Barbara Puppe-Opahle
Auch in Offenburg bieten Organisationen und Vereine aus dem kirchlichen und sozialen Bereich Veranstaltungen für Betroffene an und wollen die Gesellschaft zum Thema Armut sensibilisieren.

Bedingt durch die starke Inflation der letzten drei Jahre durch den Ukrainekrieg und die weltweiten Konflikte und Kriege habe sich das Thema Armut verändert, beschrieb Andreas Hillebrandt, Fachbereichsleiter für die Beratenden Dienste beim Caritasverband Offenburg-Kehl, beim Pressegespräch die gegenwärtige soziale Situation in Deutschland. In der Beratungstätigkeit der Caritas sei festzustellen, dass der Druck derzeit so groß sei, dass viele Leute nicht mehr kämen, um sich nachhaltig über Möglichkeiten, etwa der Antragstellung für Wohngeld, beraten zu lassen, sondern sie bäten um Geld für ihre schwierige finanzielle Situation. Hilfreich erweise sich in solchen Notfällen die Vielzahl der Stiftungen, wie etwa der Fond für Altersarmut, der Linzer Fond oder in Offenburg die St. Andreas Bürgerstiftung, die sehr kulant seien. "Wir prüfen die aktuellen Gegebenheiten und schauen dann, was wir tun können", so Hillebrandt. Obschon sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen seit 1999 von 2,6 Millionen auf 1,2 Millionen halbiert habe, fragten sich viele Menschen, wie es für die weitergeht und ob sie genug zum Leben haben.

Vor allem die gestiegenen Kosten für Lebensmittel beträfen viele. "Wenn das, was jeder braucht, teurer wird, dann ist das eklatant", ergänzte Stefan Falk von der Katholischen Betriebsseelsorge Ortenau. Auch auf dem Arbeitsmarkt sei festzustellen, dass es schwer sei einen Job zu finden, wenn die eigene Firma zu macht, ein hochqualifizierter Arbeitnehmer ab 60 habe keine Chance.

Loretta Bös vom Förderverein Pflasterstube e.V. für medizinische Versorgung von Obdachlosen weiß, dass viele Frauen nicht von ihrer Rente leben können, auch beobachtet sie zunehmend mehr Frauen, die auf der Straße leben. Beate Bleyer-Hansert, Sozialarbeiterin in der Kirchengemeinde St. Ursula, kennt das Problem ebenfalls. Menschen im Alter, auch Alleinerziehende seien häufig von Armut betroffen. Viele Frauen bemühten sich um Arbeit, etwa als Reinigungskraft, manche pflegten alte Eltern und leisteten so einen Dienst für die Gesellschaft. Oft sei die Rente dann so gering, dass sie Bürgergeld beantragen müssten. Um aus der Armutsspirale herauszukommen sei Prävention unumgänglich. Man setzte bei den Kindern an, um ihre Bildungs-und Ausbildungschancen zu erhöhen.

Die Aktionswoche beginnt diesen Montag mit dem Mittagsgebet in der Evangelischen Stadtkirche. Am Dienstag treffen sich bis zu 40 Hauptamtliche sozialer Institutionen zu Kennenlernen und Austausch. Am Donnerstag wird der Film "The old Oak" im KiK gezeigt, er berichtet von der schwierigen Annäherung von Geflüchteten und den Einwohnern eines abgehängten Grubendorfes im Nordosten Englands. Zum vierten Mal sind alle eingeladen zum gemeinsamen Mittagessen mit Kaffee und Kuchen am Freitag im Gemeindesaal St. Martin.

Dieses kostenlose Essen, veranstaltet von der Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinde Offenburg, sei keine Armenspeisung, es gehe vielmehr darum, dass viele unterschiedliche Menschen miteinander ins Gespräch kämen. Am Freitagabend klingt die Woche aus mit dem Pub-Quiz für Demokratie und Vielfalt – "Soziales und Banales" im Spitalkeller.

Das Programm der Armutswoche

  • Montag, 14. Oktober, Mittagsgebet,12.15 Uhr, Evangelische Stadtkirche
  • Dienstag, 15. Oktober, "Qualität durch Begegnung", 9 bis 13 Uhr, Treffpunkt: Café Kakadu , Wasserstraße 1
  • Donnerstag, 17. Oktober, Film: "The old Oak" , 20 Uhr, KiK – Kultur in der Kaserne, Weingartenstraße 34c
  • Freitag, 18. Oktober, "Gemeinsam zu Tisch", 12 Uhr, Gemeindesaal St. Martin, Zähringer Straße 38,
  • Freitag, 18. Oktober, Pub-Quiz, 20 Uhr, Spitalkeller, Spitalstraße 1a
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Ressort: Offenburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 14. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

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