30 Prozent der Ukrainer hier gehen arbeiten
Vor etwa einem Jahr hat die Bundesregierung den "Jobturbo" gestartet. Damit sollen mehr Flüchtlinge in Arbeit gebracht werden. Neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen nun: Es gibt Fortschritte, wenn auch langsame. .
Alisha Mendgen
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Im Oktober 2023 arbeiteten demnach nur 20 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland, obwohl sie bürgergeldberechtigt sind und damit die sofortige Arbeitserlaubnis bekommen.
Mit dem Jobturbo genannten Programm sollten die Jobcenter sie und Flüchtlinge aus anderen Ländern, die Integrationskurse abgeschlossen haben, gezielter ansprechen: mehr Beratungen, mehr Jobangebote- und Berufssprachkurse, mehr Kennenlern-Veranstaltungen mit Betrieben und eine enge Zusammenarbeit mit den Migranten-Communities.
Nach gut einem Jahr zeigt sich: Die Arbeitsmarktquote von Ukrainern ist bis August 2024 auf 29,9 Prozent gestiegen – wobei in dieser Zeit die Konjunktur schwach war, was Erwerbslosen grundsätzlich erschwert, eine Stelle zu finden.
"Mit dem Jobturbo haben wir einen Schritt nach vorne gemacht", bilanziert der zuständige BA-Vorstand Daniel Terzenbach. "Es gibt auch noch Luft nach oben", räumt er ein.
Zum Vergleich: Litauen und Dänemark verzeichnen Beschäftigungsquoten von mehr als 50 Prozent bei Ukrainern. Terzenbach hält solche Vergleiche für wenig aussagekräftig. "Wenn mehr Ukrainerinnen und Ukrainer nach Deutschland kommen, entwickelt sich diese Quote viel langsamer als in Ländern ohne oder mit geringer weiterer Zuwanderung", sagt er.
In welche Jobs Flüchtlinge vermittelt werden sollten, ist umstritten. Sollten die Menschen so schnell wie möglich Arbeit aufnehmen, auch wenn es sich zunächst um Helfertätigkeiten handelt – oder soll der Spracherwerb im Vordergrund stehen und die Vermittlung in Arbeit gemäß der Qualifizierung nachfolgen? Länder mit hohen Beschäftigungsquoten setzen auf die "Arbeit-zuerst"-Strategie, die auch zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung führen kann. Laut Arbeitsmarktexperten ist aber fraglich, ob die Flüchtlinge je den Sprung in besser bezahlte Jobs schaffen.
Mit dem von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) lancierten Jobturbo sind die Jobcenter hierzulande einen Mittelweg gegangen. Flüchtlinge mit grundständigen Sprachkenntnissen sollen rasch Jobangebote bekommen. Gleichzeitig geht man den Weg der Berufsanerkennung. Ein großer Teil der Flüchtlinge arbeitet in Helfertätigkeiten, wobei die Quote der Ukrainer mit Jobs gemäß hoher Qualifizierung größer ist. Viele haben Hochschulabschlüsse.
Die Union sieht in der Höhe des Bürgergeldes eine Ursache für die schleppende Arbeitsmarktintegration von Ukrainern. Kritik am Jobturbo kommt vom Bundesrechnungshof. Die Kontrollbehörde kritisierte fehlende Beratung während Integrationskursen, zu wenige Vermittlungsvorschläge und eine sehr geringe Erfolgsquote. Die BA plädiert angesichts dieser Kritik für eine Neukonzeption der Integrationskurse. Derzeit sind konkrete Beratungsangebote für die Jobaufnahme während der Kurse nicht vorgesehen. Das sollte sich ändern.
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