Afrika
UNO warnt: 1,4 Millionen Kinder sind vom Tod bedroht
Die Vereinten Nationen warnen vor einer dramatischen Hungersnot im Südsudan, aber auch am Horn von Afrika und im Jemen. Bis zu 20 Millionen Menschen könnten ihr zum Opfer fallen.
Mi, 22. Feb 2017, 0:01 Uhr
Ausland
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Kaum besser sieht es in Somalia, aber auch in Äthiopien und Kenia aus: Dort sind dem WFP zufolge mehr als elf Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. Auch am Tschadsee, an den der Niger, Kamerun, der Tschad und Nigeria angrenzen, herrscht akute Nahrungsmittelknappheit, was vor allem auf die Umtriebe der islamistischen Boko-Haram-Sekte aus Nigeria zurückgeführt wird. Falls auch im Jemen eine Hungersnot ausgerufen werden muss, könnte die Welt bald mit vier Hungerkatastrophen gleichzeitig konfrontiert sein. Das gab es Experten zufolge bislang noch nie.
Fast alle diese Krisen wurden von Menschen heraufbeschworen, sind also vor allem Kriegen oder bewaffneten Aufständen zuzuschreiben. So tobt im Südsudan seit mehr als drei Jahren ein Bürgerkrieg zwischen den Regierungstruppen unter Präsident Salva Kiir und den vom ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar befehligten Aufständischen. Die Kämpfe haben bereits mehr als drei Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und verhindert, dass Farmer ihre Felder bestellen. Immer wieder werden auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angegriffen und deren Warenlager geplündert. Im Zentrum steht die besonders umkämpfte erdölreiche Unity-Provinz im Norden des Landes. In ihr liegen auch die beiden Distrikte, in denen bereits eine Hungersnot ausgerufen wurde.
Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass die UNO ein derartige Katastrophe erklärt. 2011 war in Somalia eine Hungersnot ausgerufen worden, der 260 000 Menschen zum Opfer fielen. Nach der Definition der UNO herrscht dann eine Hungersnot, wenn täglich zwei von 10 000 Menschen wegen Unterernährung sterben und 20 Prozent der Bevölkerung Mangelerscheinungen aufweisen.
Nach WFP-Angaben sind schon jetzt 100 000 Südsudanesen vom Hungertod bedroht: Die Zahl der auf Nahrungsmittelhilfe angewiesenen Südsudanesen werde in den kommenden Monaten auf 5,5 Millionen steigen – das sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung "Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet", sagt Serge Tissot von der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO): Der Hunger sei in weiten Teilen des Südsudans "zum tragischen Alltag" geworden. Nur wenn schnell und ausreichend Nahrungsmittelhilfe geliefert werde, sei der Tod von hunderttausenden Menschen noch zu verhindern, heißt es in einem UN-Bericht. Gleichzeitig müssten allerdings auch die Kämpfe eingestellt werden, damit die Hilfswerke in die betroffenen Regionen gelangen und dort arbeiten können.
Anders als am Tschadsee und im Südsudan ist die Katastrophe, die sich am Horn von Afrika anbahnt, vor allem auf die seit Jahren ausbleibenden Regenfälle zurückzuführen. Kenia hat bereits den Notstand ausgerufen. In den besonders betroffenen Regionen im Nordosten des Landes sind nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children zwei Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen. Wegen der stark angestiegenen Lebensmittelpreise ist allerdings die ganze Bevölkerung Kenias von der Dürre in Mitleidenschaft gezogen.
Die Dürre in Somalia könnte sich nach Einschätzung von Save the Children sogar noch weitaus verheerender auswirken als die Hungersnot im Jahr 2011. Schon jetzt litten mehr als 350 000 Kinder unter Mangelernährung. Deren Zahl könne im Laufe der kommende Monate auf eine Million ansteigen. Nach UN-Angaben sind bereits heute 50 000 somalische Kinder vom Hungerstod bedroht.
Auch im somalischen Nachbarland Äthiopien sollen sechs Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein. Mancherorts weisen dort 70 Prozent der Kinder Mangelerscheinungen infolge von Unterernährung auf. Schließlich sind im Nordosten Nigerias nach Angaben von Unicef fast eine halbe Million Kinder vom Hungerstod bedroht.
Insgesamt drohten 1,4 Millionen Kindern den Krisen am Tschad-See, im Südsudan, am Horn von Afrika und in Jemen zum Opfer zu fallen, warnt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. "Noch können viele Leben gerettet werden", so Unicef-Chef Anthony Lake: "Doch die Zeit wird knapp." Die EU-Kommission will nun die Hungersnot im Südsudan mit 82 Millionen Euro lindern.
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