Harare

Zyanid: Giftangriffe auf Simbabwes Elefanten

In Simbabwe sind in diesem Monat bereits 62 Elefanten durch Zyanid getötet worden. Wilderer wollen auf diese Weise an die Stoßzähne der Dickhäuter kommen.  

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Wilderer töten immer mehr Dickhäuter  ...nid – und die Zahl steigt stetig  | Foto: Winfried Schumacher
Wilderer töten immer mehr Dickhäuter in dem südafrikanischen Land mit Zyanid – und die Zahl steigt stetig Foto: Winfried Schumacher
Ihr Tod ist weder kurz noch schmerzlos. Wenn sie an einem vergifteten Salzblock geleckt oder eine präparierte Orange gegessen haben, brechen die majestätischen Dickhäuter schon nach wenigen Metern zusammen. Bis der Tod eintritt, vergehen qualvolle Minuten.

"Ihr Leiden ist entsetzlich", sagt Dave Dell vom simbabwischen Naturschutzverein "Friends of Hwange". Dieser Tage leben die Elefanten in Simbabwes Hwange-Park, dem größten Naturschutzgebiet in dem südafrikanischen Land, wieder besonders gefährlich. Seit Anfang des Monats ist die Zahl der vergifteten Jumbos auf 62 in die Höhe geschnellt. Schon werden Erinnerungen an das Elefantenmassaker aus dem Jahr 2013 wach, als Wilderer im Hwange-Park rund 300 der imposanten Rüsseltiere umbrachten.

"Zyanid-Anschläge sind für uns ein riesiges Problem", sagt der Gründer des "Bhejane Trust", Trevor Lane. "Wir kriegen das Problem partout nicht in den Griff." Anders als vor zwei Jahren, als die Wilderer das Zyanid in ein Wasserloch warfen und damit den beispiellosen Massentod auslösten, gehen die Gangster dieses Mal vorsichtiger vor. Sie präparieren kleine Salzblöcke, Maiskolben oder Früchte mit dem Gift und töten auf diese Weise mal hier vier und mal dort zwölf der Rüsseltiere – so soll ein erneuter weltweiter Aufschrei vermieden werden. Das Zyanid ist in Simbabwe leicht zu bekommen, weil es auch im Goldbergbau verwandt wird. Das Gift hindert die Zellen an der Aufnahme von Sauerstoff und führt so unvermeidlich zum Tod.

Die Gift-Wilderei tötet völlig willkürlich. Selbst Elefantenkinder, die noch nicht einmal über Stoßzähne verfügen. Oder Aasfresser wie Geier oder Hyänen, die sich vom Kadaver der vergifteten Elefanten ernähren. Dem Massaker im Jahr 2013 fielen selbst Löwen, Nashörner und Antilopen zum Opfer: Sie hatten am selben Wasserloch getrunken. Die anschließenden Säuberungsarbeiten kosteten die Parkbehörde mehr als 300 000 US-Dollar.

Die Vorfälle nehmen zu

Längst ist die vergiftete Wilderei nicht mehr auf den Hwange-Park beschränkt. Auch am Kariba See im Norden und im Gonarezhou-Park im Süden des Landes kam es zu Zyanid-Anschlägen. "Die Vorfälle nehmen täglich zu", sagt Polizeichef Clement Munoriarwa. Als Täter verdächtigt werden immer wieder Angestellte der Nationalparks selbst, die sich auf diese Weise ihr Gehalt aufbessern wollen. Oder es sind arme Dorfbewohner, erklärt Tom Milliken von der Tierschutzorganisation "Traffic" im südlichen Afrika.

In Tansania ging die Elefanten-Population in den vergangenen fünf Jahren um 60 Prozent zurück. Allein zwischen 2011 und 2013 sollen in Afrika 100 000 Elefanten getötet worden sein. Die erbeuteten Stoßzähne gehen über afrikanische Mittelsmänner an in Afrika lebenden Asiaten. Seit sich China Anfang des Jahrtausends verstärkt dem afrikanischen Kontinent zuwandte, nahm die Wilderei auf dem Erdteil sprunghaft zu. Der Regierung in Peking scheinen die Umtriebe ihrer Staatsbürger allmählich peinlich zu werden. Sie lieferte jetzt Fahrzeuge und Ausrüstung im Wert von 2,3 Millionen US-Dollar an die simbabwische Parkbehörde, damit diese ihren Kampf gegen die Wilderer intensivieren kann.

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