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Zwischen Nostalgie und Neuinterpretation

Einen unterhaltsamen Samstagabend mit alten Schlagern, Gypsy Swing und Musette haben "Susi und die Strolche" den Zuhörern im Stiftsschaffneikeller beschert. Die musikalische Mischung war genau richtig.  

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Überzeugend: Gitarrist Eric Fricke (vo...pert, und Horst Schlosser am Akkordeon  | Foto: Juliana Eiland-Jung
Überzeugend: Gitarrist Eric Fricke (von links), Sängerin Susi Leppert, und Horst Schlosser am Akkordeon Foto: Juliana Eiland-Jung
"Babadubabadabdadu, dieses Lied hat keinen Text" – und ist deshalb umso besser geeignet, mal alle Probleme hinter sich zu lassen und sich am heiter hüpfenden Unsinn zu freuen. 1940 hat Peter Igelhoff das Lied komponiert und gesungen, ein Jahr später debütierte die erst 19-jährige Evelyn Künneke damit. Beide Einspielungen sind Ikonen der Musikgeschichte, doch Sängerin Susi Leppert, Gitarrist Eric Fricke und Akkordeonist Horst Schlosser gelingt es in einer feinen Balance aus Nostalgie und Neu-Interpretation, dass der Funke wieder überspringt. Rund 50 Zuhörer hatte das Kulturkreis-Konzert, darunter einige von weiter her angereiste Fans des Trios, das sich zwischen Waldkirch, Kenzingen und Forchheim einen Namen für gute Unterhaltung gemacht hat. Man staunt ein bisschen, dass die drei, die auch in anderen Formationen unterwegs sind, erstmals in Lahr gastierten. Aber sicher nicht zum letzten Mal.

Die musikalische Mischung des (inklusive Pause und zweier Zugaben) fast dreistündigen Programms ist überzeugend. Es geht los in den Golden Twenties, unter anderem mit Fats Wallers Honeysuckle Rose, über Chanson-Klassiker von Edith Piaf bis hin zu einer (eher verzichtbaren) alemannischen Version des aktuellen "Bauch-Beine-Po"-Hits von Shirin David. Es gibt Schmachtfetzen wie die "Caprifischer", Jazz-Standards wie "All of me", Schlager, Tangos, Bossa-Novas und viele mitreißende Gypsy-Swing-Titel wie "Montagne St. Geneviève", das Django Reinhard als 15-Jähriger komponiert hatte.

Das Trio beherrscht nicht nur ihr Handwerk, alle sind auch mit Leidenschaft dabei. Tragend der Sound der Gypsy-Gitarre von Eric Fricke, der seine Virtuosität in den Dienst des Trios stellen kann, zwischendurch aber auch in kurzen Soli brilliert. Die Kombination mit Akkordeon ist – leider – gar nicht mehr so oft zu hören. Dabei passt der Sound unglaublich gut, weil Horst Schlosser die Register klug einsetzt und im Bass auch die ganz tiefen Töne zu bieten hat. Gelegentlich unterstützt er mit feinem Timbre Susi Lepperts Mezzosopran. Sie ist Dreh- und Angelpunkt des Trios, mit ansteckend fröhlicher Bühnenpräsenz, die Moderationen kurz und unterhaltsam, dazu ein bisschen Percussion an Shaker und Waschbrett. Ihr Gesang ist unaffektiert und präzise – auch bei den gar nicht so leicht zu singenden alten Schlagern.

Ab und zu ermuntert sie das Publikum zum Mitsingen – eine Bitte, der die Anwesenden nicht nur bei "Aux Champs Elysées" gern nachkommen. Und auch die leisen Töne haben ihren Platz im Programm, Django Reinhardts "Nuages" zum Beispiel. Eine gute Portion Nostalgie, hervorragende Musiker, gute Stimmung – ein wunderbares Konzert, bestens geeignet, trübe Novembergedanken mühelos wegzufegen. Großer Applaus.

Ressort: Lahr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 19. November 2024: PDF-Version herunterladen

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