TV-Tipp

Tod der Gorch Fock-Kadettin als Drama in der ARD

Jenny Böken geht im Herbst 2008 über Bord. Zwölf Tage später wird die Kadettin tot aus dem Wasser gezogen. Die Marine spricht von einem Unfall, die Eltern vermuten einen bösen Streich.  

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Jenny Böken starb 2008, ihre Eltern glauben nicht an einen Unfall.   | Foto: DPA
Jenny Böken starb 2008, ihre Eltern glauben nicht an einen Unfall. Foto: DPA
Mehr als acht Jahre nach dem Tod der Gorch-Fock-Kadettin Jenny Böken ist der Fall nach Ansicht der Eltern trotz mehrerer Gerichtsprozesse nicht aufgeklärt. "Wir halten es für hochwahrscheinlich, dass Jenny schon an Bord zu Tode gekommen ist, das würde erklären, warum sie kein Wasser in der Lunge hatte", sagt Vater Uwe Böken. "Einem Unfalltod durch Ertrinken, wie es die Obduktion als wahrscheinlichste Todesursache ergeben haben soll, widersprechen mehrere Ungereimtheiten", sagt Mutter Marlis Böken.

Die ARD hat die Geschichte verfilmt. "Tod einer Kadettin" läuft am Mittwoch, gefolgt von einer Dokumentation über die Geschichte von Jenny Böken. Die 18-Jährige hatte am 3. September 2008 Nachtwache auf dem Schiff der Marine. Kurz vor Mitternacht soll ein Schrei zu hören gewesen sein, dann, hieß es, sei jemand über Bord gegangen. Die Leiche wurde zwölf Tage später bei Helgoland entdeckt.

Das Forschungsschiff Walter Herwig III hatte den Leichnam geborgen. Ein Mitarbeiter habe berichtet, Jenny sei mit ihrem Marineparka aus dem Wasser gezogen worden, sagt Uwe Böken. Später hieß es, zur Obduktion sei Jenny in Sweatshirt und Marinehose gebracht worden, von einem Parka gab es keine Spur.

"Alles sollte so aussehen, dass Jenny im Wasser noch lebte und sich des Parkas entledigt habe, um besser schwimmen zu können", sagt der Vater. "Wenn man sie mit Parka findet und sie kein Wasser in der Lunge hat, hätte jeder Staatsanwalt davon ausgehen müssen, dass sie schon tot war, als sie ins Wasser fiel."

Die Eltern glauben nicht an einen Mord, "aber es könnte ein Streich einer Clique gewesen sein, die Jenny möglicherweise irgendetwas in den Tee getan hat". Ihre Tochter habe bei der Marine immer wieder geklagt, extrem müde zu sein und einzuschlafen. Möglicherweise könnte dies mit den zahlreichen Impfungen bei der Bundeswehr zusammenhängen. Das renommierte Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt habe noch keine abschließende Einschätzung zu dieser These eines Mediziners gegeben.

Seit mehr als acht Jahren warten die Eltern auf ein Paket, das die Marine nach Jennys Tod abgeschickt haben will. Darin sollen Gegenstände aus Bökens Spind gewesen sein. "In dem Fach hätte auch das persönliche Tagebuch liegen müssen", sagt die Mutter. "Bekommen haben wir nur Jennys dienstliches Tagebuch, in das auch Vorgesetzte Einblick hatten." Auch dieses enthalte Passagen über Mobbing auf der Gorch Fock. Über ihr persönliches Tagebuch habe Jenny gesagt, "ihr werdet euch wundern, was ich da noch alles drin aufgeschrieben habe".

Ein Sprecher der Marine wollte sich zu Details des Falls nicht äußern. Es handle sich um ein schweres Schicksal für die Eltern, mit denen man tief mitfühle. In mehreren Gerichtsprozessen sei das Geschehen juristisch aufgearbeitet worden, die Ermittlungen seien abgeschlossen. Dagegen hoffen die Eltern, "dass von den rund 200 Menschen, die damals an Bord waren, einige doch noch die Kraft finden und endlich berichten, was in der Todesnacht wirklich passierte".

"Tod einer Kadettin" (ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr), danach eine Dokumentation.

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