Neues Fortbewegungsmittel
Wo dürfen Elektro-Tretroller in der Stadt fahren – und wie schnell?
Tretroller gibt es jetzt auch mit Strom. Die neuen Fortbewegungsmittel werden bald zugelassen. Experten erwarten ein Riesengeschäft – doch Kritiker sehen eine höhere Unfallgefahr.
Mo, 4. Mär 2019, 18:57 Uhr
Wirtschaft
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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat die Testfahrt auf dem Elektrotretroller des deutschen Herstellers Metz gut gefallen. "Das ist ein ziemlich cooles Ding", beschreibt er den Metz Moover, der für knapp 2000 Euro Käufer sucht und mit einer Sondergenehmigung derzeit auch schon auf öffentlichen Straßen benutzt werden darf.
Die Schweiz ist bei den Scootern einen Schritt weiter: In Zürich und Basel sind seit Herbst vorigen Jahres die ersten 550 Leih-Elektro-Tretroller des US-Anbieters Lime unterwegs. Nach Softwareproblemen, die zu blockierten Bremsen und damit zu Stürzen führte, waren sie zeitweise allerdings aus dem Verkehr gezogen worden.
Bis zu 20 Kilometer in der Stunde schafft der Roller, im Fachjargon Scooter genannt. Noch sind sie im Stadtbild äußerst selten zu sehen. Doch das wird sich im Sommer diesen Jahres wohl ändern. Dann erwartet Scheuer die Bestätigung einer Verordnung durch die EU, mit der der Betrieb von E-Rollern auch in Deutschland erlaubt wird.
Auf diesen Moment wartet das Berliner Start-Up Tier. Das Unternehmen verleiht bereits in 14 Städten verschiedener Länder Scooter, in Wien oder Dubai zum Beispiel. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", sagt Sprecher Noah Kruse. Allein in den vergangenen vier Wochen seien drei neue Städte dazugekommen. Das Prinzip: Der Kunde lädt sich eine App auf das Smartphone und bekommt darin den nächsten freien Roller angezeigt. Per Fingerdruck entriegeln er oder sie das Fahrzeug und los geht’s. Das Freischalten kostet einen Euro, jede Minute Nutzung 15 Cent.
Die Einführung der E-Tretroller war anderswo mit Problemen verbunden. Marktführer sind zwei US-Anbieter, die zum Beispiel Paris mit Leihrollern geradezu überrollt haben. Klagen gab es in einigen Städten, weil die Kunden die Scooter nach der Benutzung einfach auf dem Bürgersteig liegen ließen. Auch rücksichtslose Fahrweisen auf Gehwegen sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen. Auch BMW und Daimler mischen in dem Geschäft mit. Sie sammeln in Lissabon in ihrer Gemeinschaftsfirma Hive Erfahrungen mit dem Verleihgeschäft.
Das Berliner Start-up will Ärger mit den Kommunen vermeiden und mit den Städten bei diesem Dienst kooperieren. So sammeln Helfer in Wien abends die Scooter auf den Straßen ein und stellen sie am nächsten Morgen wieder an zentralen Orten der Stadt raus.
Zunächst soll der Dienst in den größten Städten starten, später in Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern.
Die neue Verordnung schreibt eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen vor. Zwei Bremsen, eine Klingel und Licht sind Vorgaben für die Zulassung. Außerdem müssen sie analog zu Mofas versichert sein.
Umstritten war zwischen den Experten, wo die Scooter fahren dürfen. Die Verordnung sieht nun vor, dass langsamere Modelle mit maximal zwölf Stundenkilometern Gehwege nutzen dürfen. Die mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde schneller Modelle müssen auf vorhandenen Radwegen oder alternativ auf der Straße fahren.
Kritiker befürchten nun eine wachsende Unfallgefahr auf Geh- und Radwegen. "Die geplanten Regelungen verschärfen das Problem mangelnder Flächen für Radfahrer und Fußgänger im Straßenraum", sagt der Chef des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DRV), Walter Eichendorf. Die Breite der Radwege müsse angepasst werden. Auch sollten die Kommunen darüber nachdenken, die für die Auto, Rad und Fußwege verteilten Flächen umzuverteilen, also weniger Platz für Autos und mehr für andere Verkehrsträger zu schaffen.
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