Wo die Räder niemals stillstehen
Rollstuhlrugby ist für Menschen mit Handicap eine tolle Alternative zum Rollstuhlbasketball / Turnier der Dragons in Freiburg.
Lucas Roth
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ROLLSTUHLRUGBY. Rollstuhlbasketball gilt vielen als verbreitete Sportart für Menschen mit einer körperlichen Einschränkung. Doch was ist mit den Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung nicht das erforderliche Gefühl und die Motorik in Armen und Händen besitzen, um den Ball zielgenau in Richtung Korb zu werfen? Eine Alternative dazu bietet das Rollstuhlrugby, das seit acht Jahren auch in Freiburg gespielt wird. Am Wochenende richteten die Dragons den dritten und letzten Spieltag des Bodensee-Cups im Rollstuhlrugby in der Gerhard-Graf-Halle aus.
Die Dynamik dieser Sportart sollte man nicht unterschätzen. Rasant kurven die acht Spieler über das Feld und scheuen sich nicht davor, den speziell angefertigten Rollstuhl bei einem Zweikampf gezielt einzusetzen. Durch geschicktes Taktieren und beherzten Einsatz kann der Gegner ausgebremst und der Weg für Mitspieler freigeblockt werden. Das krachende Geräusch beim Aufeinanderprallen der Rollstühle ist nichts für Zartbesaitete.
Durch die Schädigung des Rückenmarks im Halswirbelbereich ist die körpereigene Wärmeregulierung gestört. Konkret heißt das: Tetraplegiker können nicht schwitzen. Um innerlich nicht zu überhitzen, müssen sich die Akteure in Form von Eispacks und Wasser von außen kühlen. Spiele in den Sommermonaten sind deshalb eigentlich nicht empfehlenswert. "Allerdings sind behindertengerechte Hallen in Freiburg im Winter nahezu durchgängig belegt", erklärt Christine Cecala, die die Dragons vor rund acht Jahren mitgegründet hat und selbst aktiv ist. Beim Bodensee-Cup, in dem Teams aus Tübingen, Augsburg, Ulm, Stuttgart und Freiburg antreten, standen bis gestern die genauen Ergebnisse gemäß der Handicap-Punkte noch nicht fest. Die Dragons sind jedoch auf jeden Fall unter den ersten Drei platziert.
Mit dem Ligabetrieb, der bereits Mitte Mai endete, hat der Cup allerdings nichts gemein. Vielmehr gehe es darum, erklärt Cecala, Neueinsteigern eine Chance zu geben, den Sport abseits des Leistungsdrucks in der Liga kennen zu lernen. In der vergangenen Saison verpassten die Freiburger die Meisterschaft in der zweithöchsten deutschen Spielklasse als Zweiter nur knapp. Das Ziel für die kommende Runde ist klar. "Wieder oben angreifen", sagt Cecala.
Immerhin haben die Dragons, die dem Freiburger Ring der Körperbehinderten angehören, in Steve Diederich einen Nationalspieler im Aufgebot. Dazu kommen in Mario Ehret, Alexander Butz und Mark Pape drei Spieler der Nachwuchs-Nationalmannschaft. Das Einzugsgebiet reicht weit über Freiburg hinaus. Der 14-köpfige Kader umfasst zwei Franzosen, zwei Luxemburger und eine Konstanzerin.
Über Zuwachs freue man sich bei den Dragons immer, verdeutlicht Cecala, die Hemmschwellen abbauen will: "Viele trauen es sich nicht zu, sportlich aktiv zu sein." Dazu erschwert auch die Logistik den Zugang. "Als Rollstuhlrugby-Spieler ist man immer auf die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer angewiesen."
Dabei betont Cecala immer wieder den Wert, sich gerade als Tetraplegiker sportlich zu betätigen. Die Sportart biete die einmalige Möglichkeit, sich abseits von Therapiestunden ungezwungen mit anderen Rollstuhlfahrern auszutauschen. "Durch das Rollstuhlrugby werden die körperlichen Fähigkeiten im Alltag verbessert, es beugt der Vereinsamung vor und das Selbstvertrauen steigt", hat Cecala festgestellt. Ein Blick in die Gesichter der zahlreichen Rollstuhlrugby-Spieler in der Gerhard-Graf-Halle gibt ihr Recht.
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