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Trichlorfluormethan

Wird in Asien illegal ein Gas produziert, das die Ozonschicht zerstört?

Der Trifluorchlormethan-Gehalt in der Atmosphäre sinkt langsamer, als nach geltenden Umweltrecht zu erwarten wäre. Jetzt wittern Forscher einen Umweltskandal.  

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Das Ozonloch über der Antarktis im Jah...en und roten weisen auf mehr Ozon hin.  | Foto: NASA
Das Ozonloch über der Antarktis im Jahr 2006 (rechts) und 2013 auf einer Computergrafik. Die blauen und violetten Farben zeigen an, dass die Ozonschicht dünn ist, die gelben, grünen und roten weisen auf mehr Ozon hin. Foto: NASA
Amerikanische Forscher sind womöglich einem Umweltverbrechen auf der Spur. Sie fanden verdächtige Messwerte eines Ozonkillers in der Atmosphäre, berichten sie in der Fachzeitschrift Nature. Der Trichlorfluormethan-Gehalt in der Atmosphäre sinkt demnach seit 2012 langsamer als nach geltenden Umweltgesetzen zu erwarten wäre. Die Gruppe um Stephen Montzka von der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder (Colorado, USA) vermutet eine neue, illegale Quelle des umweltschädlichen Gases.

"Die Studie von Montzka und Kollegen zeigt einmal mehr, dass Umweltvorschriften nicht selbstverständlich sind und geschützt werden müssen und dass eine Überwachung erforderlich ist, um die Einhaltung sicherzustellen." Michaela Hegglin, britische Forscherin

Trichlorfluormethan gehört zu den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die früher unter anderem als Kühlmittel und als Treibmittel in Spraydosen verwendet wurden. In den 1970er-Jahren erkannten Wissenschaftler, dass FCKW die schützende Ozonschicht in der höheren Atmosphäre schädigen können. Nach der Entdeckung des Ozonlochs über der Antarktis im Jahr 1985 einigte sich die Staatengemeinschaft zwei Jahre später mit dem Montrealer Protokoll auf eine drastische Reduzierung der FCKW. Seit 2010 gilt ein internationales Produktionsverbot für diese Stoffgruppe.

Seit 2012 verdächtige Messwerte

Die Regelungen spiegeln sich auch in den Messdaten für Trichlorfluormethan in der Atmosphäre wider: Nach einem Stoffmengenanteil von knapp 270 Teilchen pro 1000 in der Mitte der 1990er-Jahre sank der Anteil zunächst kontinuierlich. Dass der Anteil auch nach dem Verbot der FCKW-Produktion nicht sofort auf Null sank, liegt zum einen daran, dass der Abbau der Stoffe in der Atmosphäre zum Teil Jahrzehnte dauert. Zum anderen werden geringe Mengen FCKW freigesetzt, wenn alte Kühlschränke verschrottet oder Gebäude abgerissen werden.

Doch im Jahr 2012 bekam die Trichlorfluormethan-Kurve einen Knick: Der Stoffmengenanteil sank nicht mehr wie erwartet. Dazu kamen steigende Unterschiede des Anteils auf der nördlichen und der südlichen Erdhalbkugel. Außerdem zeigt der Verlauf der Kurve innerhalb eines Jahres verdächtige Ähnlichkeiten mit dem Messkurvenverlauf zweier anderer FCKW: Chlordifluormethan und Dichlormethan. Das lasse vermuten, dass alle drei Stoffe aus derselben Quelle freigesetzt werden.

Pro Jahr werden wohl 13 000 Tonnen des Gases produziert

Die Forscher simulierten mit verschiedenen Atmosphärenmodellen die Ausbreitung von Trichlorfluormethan anhand der vorhandenen Messwerte. Aber allein mit dem Luftaustausch in der Atmosphäre, auch wenn er ungewöhnliche Formen annehmen sollte, waren die Werte nicht zu erklären. Die Forscher um Montzka gehen daher davon aus, dass es eine neue Quelle für den Stoff gibt. Was nichts anderes heißt, als dass er entgegen internationaler Klimaschutzvereinbarungen wieder hergestellt wird. Die Wissenschaftler gehen von 13 000 Tonnen pro Jahr aus und halten eine Produktion in Ostasien für wahrscheinlich.

In einem ebenfalls in Nature veröffentlichtem Kommentar bescheinigt Michaela Hegglin von der University of Reading (Großbritannien) dem Autorenteam eine sorgfältige Analyse. Sie betont die Bedeutung solcher wissenschaftlicher Untersuchungen: "Die Studie von Montzka und Kollegen zeigt einmal mehr, dass Umweltvorschriften nicht selbstverständlich sind und geschützt werden müssen und dass eine Überwachung erforderlich ist, um die Einhaltung sicherzustellen."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 17. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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