... wenn man 10 Jahre Bürgermeister in Ühlingen-Birkendorf ist
WIE IST ES EIGENTLICH...: Nicht als Bettvorleger enden
Ohne lange nachzudenken, fallen mir folgende prägende Erinnerungen und Anlässe ein: Zunächst schaue ich dankbar auf die vergangenen Jahre zurück. Besonders auf das gemeinsam Erreichte. Gemeinsam statt einsam, stets bemüht, das Dreieck Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderat und Verwaltung in Entscheidungsprozesse frühzeitig einzubeziehen. Bei Amtsantritt konnte nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass sich alles so gut entwickeln würde, wie es sich heute darstellt. Gleich zu Anfang war die Diskussion Umwandlung des Aussiedlerheims in Birkendorf-Horben in eine Unterkunft für Asylbewerber. Hier galt es, das Unvermeidliche im Einklang mit Bevölkerung und den Ämtern verträglich umzusetzen. Dies war eine echte Herausforderung und Zerreißprobe, bei der leicht etliche "Tischtücher" auf Dauer zerschnitten hätten werden können. Die ersten ungeübten Schritte auf dem Feld der Diplomatie waren hier angesagt. Keiner durfte anfangs auch erwarten, dass nach wichtigen Um- und Neubesetzungen im Rathaus – neuer Hauptamtsleiter, Rechnungsamtsleiter und Bürgermeister – die vielfältigen anstehenden Aufgaben in unserer Gemeinde in absehbarer Zeit verträglich gelöst werden können. Leicht hätte es sein können, dass wir als Tiger starten und als Bettvorleger enden! Gleichwohl ist das Rezept, den kränkelnden Patienten Ühlingen-Birkendorf wieder gehfähig zu machen, zum großen Teil aufgegangen. Ziel war es, eine breite Basis der Akzeptanz für unumgängliche Entscheidungen in allen acht Ortsteilen zu erzielen. In einer Art friedlichen Aufbruchstimmung wurden einschneidende, - sicher manchmal auch umstrittene – zukunftorientierte Maßnahmen umgesetzt. Wie zum Beispiel der Neubau des Rathauses, (drei Gebäude in eines umwandeln), Naturena Badesee als Voraussetzung und Mitgift für die Tourismusehe RothauserLand oder – wie jetzt angedacht – als Pilotprojekt der Schulverbund in der Verwaltungsgemeinschaft mit Grafenhausen. Mutige Entscheidungen, die nicht zu Lasten kommender Generationen gehen, wurden vom Gemeinderat getroffen, von Fachbehörden und Ämtern unterstützt und natürlich auch mit Glück umgesetzt. Mit einer Mischung aus jungem und erfahrenem Personal haben wir eine leistungsfähige Verwaltung zur Verfügung. Wer Veränderungen herbeiführen will, darf nicht automatisch damit rechnen, dass ihm alle Steine aus dem Weg geräumt werden. Eher ist das Gegenteil der Fall und manche schlaflose Nacht natürlich die Folge. Sicher hinterlassen Ideen und Entscheidungsprozesse im privaten Bereich, besonders auch in der Familie, ihre Spuren und es gibt "Reibungsverluste". Vieles muss auch in diesem kleinen Bereich mitgetragen werden. Trennung von Person und Amt ist in einer ländlichen Flächengemeinde wie Ühlingen-Birkendorf nicht möglich. Jeder kennt jeden. Ein unschätzbarer Pluspunkt ist, dass die Familie das Amt "hilfreich mitlebt". Dafür bin ich besonders dankbar. Abende im Familienkreis haben einen besonderen Stellenwert eingenommen. Durch das Amt des Bürgermeisters wurde ein neuer, unbezahlbarer Erfahrungsschatz an Wissen, Eindrücken und Menschen geöffnet. All diese besonderen Begegnungen und Eindrücke gleichen Verluste an Lebensqualität mehr als aus. An den Titel Bürgermeister habe ich mich als Kind der Gemeinde auch in zehn Jahren Amtszeit nicht gewöhnt. Was besonders eindrücklich war und bleibt, ist das freundschaftliche Verhältnis zu den umliegenden Bürgermeistern und Gemeinden. Ich bin also dankbar und auch stolz auf das Erreichte. Ühlingen-Birkendorf gilt auf Grund vorgegebener Strukturen als "schwer regierbar". Wir haben gezeigt, dass ein konstruktives Miteinander möglich ist. "Me mu schwätze mit de Lüt". Zehn Jahre Bürgermeister in der Vier-Täler-Gemeinde hinterlassen aber auch Spuren. Bei heutigen Fotos sind gegenüber der Amtsübernahme gewisse Verschleißerscheinungen im Gesicht zu erkennen. Angesichts der Entwicklung in der Gemeinde kann ich mit dieser Tatsache aber gut leben. - Aufgezeichnet von W. Dieckmann
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Ohne lange nachzudenken, fallen mir folgende prägende Erinnerungen und Anlässe ein: Zunächst schaue ich dankbar auf die vergangenen Jahre zurück. Besonders auf das gemeinsam Erreichte. Gemeinsam statt einsam, stets bemüht, das Dreieck Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderat und Verwaltung in Entscheidungsprozesse frühzeitig einzubeziehen. Bei Amtsantritt konnte nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass sich alles so gut entwickeln würde, wie es sich heute darstellt. Gleich zu Anfang war die Diskussion Umwandlung des Aussiedlerheims in Birkendorf-Horben in eine Unterkunft für Asylbewerber. Hier galt es, das Unvermeidliche im Einklang mit Bevölkerung und den Ämtern verträglich umzusetzen. Dies war eine echte Herausforderung und Zerreißprobe, bei der leicht etliche "Tischtücher" auf Dauer zerschnitten hätten werden können. Die ersten ungeübten Schritte auf dem Feld der Diplomatie waren hier angesagt. Keiner durfte anfangs auch erwarten, dass nach wichtigen Um- und Neubesetzungen im Rathaus – neuer Hauptamtsleiter, Rechnungsamtsleiter und Bürgermeister – die vielfältigen anstehenden Aufgaben in unserer Gemeinde in absehbarer Zeit verträglich gelöst werden können. Leicht hätte es sein können, dass wir als Tiger starten und als Bettvorleger enden! Gleichwohl ist das Rezept, den kränkelnden Patienten Ühlingen-Birkendorf wieder gehfähig zu machen, zum großen Teil aufgegangen. Ziel war es, eine breite Basis der Akzeptanz für unumgängliche Entscheidungen in allen acht Ortsteilen zu erzielen. In einer Art friedlichen Aufbruchstimmung wurden einschneidende, - sicher manchmal auch umstrittene – zukunftorientierte Maßnahmen umgesetzt. Wie zum Beispiel der Neubau des Rathauses, (drei Gebäude in eines umwandeln), Naturena Badesee als Voraussetzung und Mitgift für die Tourismusehe RothauserLand oder – wie jetzt angedacht – als Pilotprojekt der Schulverbund in der Verwaltungsgemeinschaft mit Grafenhausen. Mutige Entscheidungen, die nicht zu Lasten kommender Generationen gehen, wurden vom Gemeinderat getroffen, von Fachbehörden und Ämtern unterstützt und natürlich auch mit Glück umgesetzt. Mit einer Mischung aus jungem und erfahrenem Personal haben wir eine leistungsfähige Verwaltung zur Verfügung. Wer Veränderungen herbeiführen will, darf nicht automatisch damit rechnen, dass ihm alle Steine aus dem Weg geräumt werden. Eher ist das Gegenteil der Fall und manche schlaflose Nacht natürlich die Folge. Sicher hinterlassen Ideen und Entscheidungsprozesse im privaten Bereich, besonders auch in der Familie, ihre Spuren und es gibt "Reibungsverluste". Vieles muss auch in diesem kleinen Bereich mitgetragen werden. Trennung von Person und Amt ist in einer ländlichen Flächengemeinde wie Ühlingen-Birkendorf nicht möglich. Jeder kennt jeden. Ein unschätzbarer Pluspunkt ist, dass die Familie das Amt "hilfreich mitlebt". Dafür bin ich besonders dankbar. Abende im Familienkreis haben einen besonderen Stellenwert eingenommen. Durch das Amt des Bürgermeisters wurde ein neuer, unbezahlbarer Erfahrungsschatz an Wissen, Eindrücken und Menschen geöffnet. All diese besonderen Begegnungen und Eindrücke gleichen Verluste an Lebensqualität mehr als aus. An den Titel Bürgermeister habe ich mich als Kind der Gemeinde auch in zehn Jahren Amtszeit nicht gewöhnt. Was besonders eindrücklich war und bleibt, ist das freundschaftliche Verhältnis zu den umliegenden Bürgermeistern und Gemeinden. Ich bin also dankbar und auch stolz auf das Erreichte. Ühlingen-Birkendorf gilt auf Grund vorgegebener Strukturen als "schwer regierbar". Wir haben gezeigt, dass ein konstruktives Miteinander möglich ist. "Me mu schwätze mit de Lüt". Zehn Jahre Bürgermeister in der Vier-Täler-Gemeinde hinterlassen aber auch Spuren. Bei heutigen Fotos sind gegenüber der Amtsübernahme gewisse Verschleißerscheinungen im Gesicht zu erkennen. Angesichts der Entwicklung in der Gemeinde kann ich mit dieser Tatsache aber gut leben. - Aufgezeichnet von W. Dieckmann