"Wie eine neue Sprache"
BZ-INTERVIEW mit dem Mathematikprofessor Albrecht Beutelspacher über den Spaß am Zahlenspiel.
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BZ: Herr Beutelspacher, warum ist die Mathematik so kompliziert?
Beutelspacher: Das ist sie ja gar nicht. Ich würde eher sagen, sie ist für viele sehr abstrakt und weit weg von dem, was man so kennt. Das Wichtige in Mathe sind ja Zahlen. Die sind erst mal ganz einfach, Zählen kann auch jeder. Das Rechnen mit den Zahlen ist dann schon etwas schwieriger. Aber dass man Dinge überhaupt ausrechnen kann, ist doch eine tolle Sache. Früher haben zum Beispiel Leute gerne darüber gestritten, wer den größeren Acker hatte. Jeder hat behauptet, seiner sei der größere. Dann konnte man die Mathematik nehmen und genau ausrechnen, wer nun Recht hatte. Das ist doch super. Mathematik braucht keine Gefühle. Das trägt natürlich auch dazu bei, dass man immer sagt, es sei eine kühle Wissenschaft.
BZ: Klingt logisch. Trotzdem haben viele Menschen Probleme mit Mathe.
Beutelspacher: Ich denke, das liegt an zwei Dingen. Zum einen ist da die mathematische Sprache: Bruchstriche, Klammern, Pluszeichen... Das ist, als würde man eine neue Sprache mit ganz fremden Regeln lernen müssen. Zum anderen hat Mathematik viel mit Denken und Vorstellen zu tun, da muss man sich drauf einlassen. Dann hat man auch schöne Erfolge. Wenn wir zum Beispiel rauskriegen wollen, wann die nächste Sonnenfinsternis ist, können wir nirgendwo hingehen und einfach vor Ort nachgucken. Aber wir können es berechnen.
BZ: Wie schaffe ich es, dass Mathe mir mehr Spaß macht?
Beutelspacher: Mathe bedeutet, durch eigenes Denken etwas herauszufinden. Ich muss also etwas verstehen wollen und bereit sein, ein bisschen drauf rumzudenken. Das ist die Idee, die wir in der Ausstellung "Mathematik zum Anfassen" verfolgen. Man kriegt die Lösungen nicht durch Probieren heraus, sondern muss irgendwann die richtige Idee haben.
BZ: Kann ich das üben?
Beutelspacher: Na klar. Auf jeden Fall helfen die mathematischen Begriffe. Es ist sinnvoll, die ein wenig zu lernen. Und dann auch mit anderen drüber zu reden, gemeinsam zu überlegen und Ideen zu entwickeln. Es hilft auch, sich draußen umzuschauen: Kreise, Linien, rechte Winkel, Parallelen – unsere Umwelt ist voller Mathematik. Wenn man das einmal im Kopf hat, sieht man auch mehr.
BZ: Kann ich nicht auch ohne Mathe durchs Leben kommen?
Beutelspacher: Das geht schon, aber dann kann man nicht alles studieren. Und man ist aufgeschmissen, wenn man im Supermarkt die Preise vergleichen möchte. Generell hat man es als Bürger schwerer, man versteht die Wahlunterlagen nicht, kann die Stromabrechnung nicht nachvollziehen und keine Rezepte umrechnen auf weniger oder mehr Personen. Mit ein paar guten Mathekenntnissen hat man einfach mehr vom Leben.
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