Komödie

"Wie auf Erden": Jesus hat nicht dran gedacht

"Wie auf Erden" ist die lang erwartete Fortsetzung der musikalischen Tragikomödie "Wie im Himmel". Auch dieser Film schrammt hin und wieder haarscharf an der Kitschkante entlang.  

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Frida Hallgren als Lena im Film „Wie auf Erden“.  | Foto: pro Kino
Frida Hallgren als Lena im Film „Wie auf Erden“. Foto: pro Kino
Nein, dieser Anfang ist nicht dazu angetan, sich auf den Rest des Films zu freuen: Inhaltlich total unglaubwürdig, dramaturgisch viel zu hektisch erzählt "Wie auf Erden", die mutmaßlich von Millionen Kinofans sehnlichst erwartete Fortsetzung von "Wie im Himmel" (2004), wie Lena nach dem Tod des Dirigenten Daniel Dareus weiterlebt.

Die junge Frau steht kurz vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes als Country-Sängerin auf der Bühne, wird von einem enttäuschten Verehrer geschlagen, rettet trotz einsetzender Wehen den volltrunkenen Pfarrer Stig vor dem sicheren Erfrierungstod und bringt schließlich mit der Hilfe des plötzlich fast wieder nüchternen Gottesmanns zu Hause den kleinen Jakob auf die Welt.

Geht’s noch? Doch bevor Sie das Kino verlassen – ab jetzt wird’s besser! Der strenge schwedische Winter weicht ganz langsam einem zarten Frühling, und Regisseur und Drehbuchautor Kay Pollak gibt seinen Schauspielerinnen und Schauspielern endlich die Möglichkeit, ihre Charaktere zu entfalten. Frida Hallgren, die auch schon in "Wie im Himmel" die Rolle der Lena spielte, steht im Mittelpunkt der Geschichte, die inhaltlich zwar an die musikalische Tragikomödie aus dem Jahr 2004 anknüpft, jedoch auch ohne Vorkenntnis verstanden wird.

Lena tritt, gewissermaßen als Erbe ihres Geliebten Daniel, in seine Fußstapfen als Dirigentin. Die Kirche von Ljusaker wird gerade renoviert, das Wiedereröffnungskonzert mit Händels "Messias" soll im Fernsehen übertragen werden. Der Kirchenrat ist ganz wild auf die Publicity – nur ist er skeptisch, dass der von seinen abwesenden Schäfchen frustrierte und dem Alkohol verfallene Pfarrer Stig die Veranstaltung im Griff hat. Der bittet Lena, ihm zu helfen – die junge Mutter lässt sich überreden und stellt ein sehr ungewöhnliches Ensemble zusammen.

Freilich haben Lena und Stig sehr unterschiedliche Vorstellungen von Spiritualität – und was in einer Kirche erlaubt und angemessen ist. Lena ist lebensfroh, unbekümmert, unkonventionell; Stig ist deprimiert, ängstlich und obrigkeitsgläubig. Als Lena die Kirche zu Werbezwecken für ihr Konzert als Tanzraum nutzen will, protestiert Stig. Lena kontert: Warum in der Kirche bisher nicht getanzt wird? Weil Jesus nicht daran gedacht hat.

Wie schon "Wie im Himmel" schrammt auch "Wie auf Erden" hin und wieder haarscharf an der Kitschkante entlang. Auch ist die vordergründig traurige Geschichte von der alleinerziehenden Mutter, die sich so tapfer gegen ihr Schicksal und gegen Konventionen stemmt und dabei durch ihr fröhliches und grundgütiges Wesen so viele Mitmenschen mitreißt, recht vorhersehbar. Dennoch hat Pollak einige unerwartete Nebenhandlungen eingebaut, die den Unterhaltungswert und auch die Spannung steigern. Definitiv das Beste an dieser Komödie, die nicht zuletzt wegen ihres Happyend gut in die Vorweihnachtszeit passt, sind die vielen fein gezeichneten, skurrilen Figuren.

"Wie auf Erden" von Kay Pollak läuft flächendeckend. (Ab 6)

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