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"Wer im Keller blieb, erstickte"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Zeitzeuge Gottfried Beck: Er überlebte als 13-Jähriger den Bombenangriff auf Freiburg am 27. 11. 1944.  

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Die Häuser zerstört: Freiburg nach dem Angriff Foto: bz/privat

Gottfried Beck überlebte den Bombenangriff auf Freiburg im November 1944. Damals war er erst 13 Jahre alt. Heute berichtet er davon in Schulen, zum Beispiel in der Klasse 8 c des Kepler-Gymnasiums in Freiburg. Der Zeitzeuge erzählte einige Details und Informationen über den Angriff. Wie ist es passiert? Wie und wo hat er überlebt? Seine Stimme zitterte als er berichtete. Schließlich sah Gottfried Beck die ganzen Verletzten und Toten, und das schon mit 13 Jahren. Danach durften die Schüler ihre Fragen stellen, die er mit viel Engagement beantwortete.

Zischup: Was haben Sie am 27. November 1944 gemacht, als Freiburg bombadiert wurde?
Gottfried Beck: Es war ein schöner Tag, ich bin wie jeden Morgen in die Schule gegangen. Wir kletterten auf die Dächer der Häuser als wir die ersten Flugzeuge sahen. Es war etwas Unglaubliches, diese Massendemonstration von Macht zu sehen. Als die erste Bombe gefallen war, rannten wir so schnell es ging in den Keller.

Zischup: Was war Ihr erster Gedanke, als die ersten Bomben fielen?
Beck: Ich wollte noch einmal rausschauen, aber ich habe es aus irgendeinem Grund nicht getan.

Zischup: Erstickt man nicht in einem Luftschutzkeller?
Beck: Doch, man erstickt oder verbrennt. Wir aber sind nach 20 Minuten aus dem Keller raus geklettert. Diejenigen, die drin geblieben sind, sind erstickt oder verbrannt. Wir mussten in dieser Nacht dreimal die Häuser wechseln. Zuerst waren wir am Bahnhof, als dieser anfing zu brennen sind wir in das St. Ursula-Gymnasium gelaufen. Überall am Boden lagen Leichen verteilt, es war schrecklich. Doch als auch das St. Ursula-Gymnasium anfing zu brennen mussten wir wieder unseren Standort wechseln und in die Lessingschule gehen.

Zischup: Wie sah es nach dem Bombenangriff aus?
Beck: Zuerst sah man ganz viel Staub, die Scheiben der Häuser waren zerstört, und überall waren Leichen verteilt. Es war ein schrecklicher Anblick.

Zischup: Wo haben Sie zu diesem Zeitpunkt gewohnt?
Beck: In der Rheinstraße, nördlich vom Hauptbahnhof.

Zischup: Was haben Sie über Hitler gedacht?
Beck: Am Anfang war ich begeistert von ihm, es gab weniger Arbeitslose und bessere Wohn- und Umgangsverhältnisse. Nach dem Bombenangriff auf Freiburg habe ich aber nicht mehr viel von ihm gehalten.

Zischup: Was war denn das System von Hitler?
Beck: Hitler hat die Jugend in seine Politik mit hineingezogen. Wir mussten mittwochs und samstags zum Dienst, dort wurden wir ohne es zu wissen auf den Krieg vorbereitet. Wir spielten Geländespiele, lernten Marschieren, trommelten und bekamen Uniformen. Das Leben war Krieg.

Zischup: Was ist "Tigerfish"?
Beck: Das ist der Codename der Operation, Freiburg zu zerstören.

Zischup: Was passiert, wenn eine Bombe zu nah an einem explodiert?
Beck: Dann platzen einem die Lungen.

Zischup: Haben Sie beim Wiederaufbau von Freiburg geholfen?
Beck: Ja, wir mussten alle schippen, auch die 13-jährigen.

Ressort: Schülertexte

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