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Ausdauersport

Wenn Amateursportler dopen oder Medikamente missbrauchen

  • dpa

  • Di, 24. September 2024, 20:00 Uhr
    Leichtathletik

     

Der Schmerz kommt, das wissen sie. Und manche meinen, dem vorbeugen zu können. Doch was sagen Veranstalter, Experten und die Anti-Doping-Agentur zum Thema Schmerzmittel und Doping im Ausdauersport?

Läufer beim Berlin-Marathon 2022  | Foto: Andreas Gora (dpa)
Läufer beim Berlin-Marathon 2022 Foto: Andreas Gora (dpa)

Persönliche Bestzeiten, Konkurrenzkampf, Druck durch soziale Netzwerke oder einfach purer Ehrgeiz: Auch die weit mehr als 50.000 Teilnehmer des berühmtesten deutschen Marathons werden wieder alles geben. Eine Million Zuschauer an der Strecke in Berlin mit dem legendären Zieleinlauf durch das Brandenburger Tor werden am Sonntag erwartet. Und alle die, die 42,195 Kilometer laufen, erwartet auch eines: Schmerz. Ob der mehr berüchtigte als berühmte Mann mit Hammer bei Kilometer 30 kommt oder früher oder später: Es wird anstrengend, es kann wehtun.

"Wer Schmerzen hat, ist abgelenkt", sagt Matthias Krüll. Der Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie, Infektiologie und Notarzt/Fachkunde Rettungsmedizin ist der Medizinische Direktor des Berlin-Marathons. "Ein Marathon wird im Kopf entschieden. Und wenn der Kopf nicht frei ist, sondern auch noch mit Schmerzen kämpfen muss, dann wird jeder Kilometer noch schlimmer, noch schwieriger, als dass das ohnehin schon der Fall ist", erklärt er.

Gegen den erhobenen Zeigefinger

Was hilft, ist die richtige Vorbereitung. Was nicht hilft, sind Schmerzmittel, die Teilnehmende schon vorher nehmen. Ein Problem, das es gibt, auch wenn belastbare Zahlen kaum vorliegen. "Wir gehen davon aus, dass es sowohl Doping als auch Medikamentenmissbrauch im Amateur- und Altersklassenbereich gibt, können dies aber auf Basis unserer Arbeit und den Fokus auf den Leistungssport nicht beziffern", heißt es auf Anfrage von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). Auf Basis der derzeitigen Studienlage könne man nur spekulieren. "Ob das jetzt 10 Prozent sind oder 40 oder 60, spielt eigentlich keine große Rolle, denn es sind 10, 40 oder 60 Prozent zu viel. Wir sollten an ganz anderer Stelle die Zeit und Mühen investieren, nämlich darin zu vermitteln, dass es keinen Sinn macht", betont Krüll.

Was ist mit verbotener Leistungssteigerung im Amateurbereich? "Ich sage mal so: Beim Marathonlauf im Amateurbereich, in der Liga, in der wir unterwegs sind, spielt Doping meines Erachtens keine wirklich große Rolle", sagt Krüll. Sei es aber das Thema Doping oder das Thema Schmerzmittel, letztlich bleibt Veranstaltern von Ausdauerevents mit großen Zahlen an Amateuren vor allem nur Prävention und Aufklärung: "Wir sind alle alt genug und erhobener Zeigefinger hat noch nie geholfen. Wir können nur motivieren", sagt Krüll.

Bei manchen Athleten ist das Leistungsmotiv stark ausgeprägt

Denn regelmäßige Doping-Kontrollen, wie sie sich Profisportler in Deutschland unterziehen müssen, sind im Amateurbereich schlicht nicht möglich. Reine Breitensportveranstaltungen würden nicht von ihnen kontrolliert, erklärt die Nada. Bei Wettkämpfen sei eine "Grenzziehung" zwischen Profis und Freizeitathleten schwierig, heißt es weiter. Und dort, wo Profis und Amateure antreten wie beim Berlin-Marathon, wie bei den großen Ironman-Veranstaltungen in Hamburg und Frankfurt oder beim größten Triathlon der Welt mit der Challenge Roth? Dort können Kontrollen auch bei den Amateuren vorkommen.

Weshalb Sportlerinnen und Sportler zu unerlaubten Mitteln greifen, hat ganz unterschiedliche Motive, sagt Anne-Marie Elbe. Sie ist Professorin für Sportpsychologie an der Universität Leipzig. So sei im Bodybuilding etwa Aussehen oder das Selbstbewusstsein ein Thema – und bei manchen Athleten sei etwa das Leistungsmotiv stark ausgeprägt.

Insgesamt sei es eine Kombination aus Persönlichkeitsfaktoren, dem Umfeld sowie kritischen Lebensereignissen, die dazu führen könnten, dass Personen zu Doping greifen. Generell seien Frauen weniger unmoralisch als Männer. Und auch das Alter kann eine Rolle spielen: "Wir wissen, dass mit zunehmendem Alter und mit zunehmender Leistungshöhe die Bereitschaft auch für verbotene Substanzen zunimmt", erläutert die Sportpsychologin.

Ressort: Leichtathletik

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