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Internationaler Frauentag

Welche Frauen für Freiburgerinnen ein Vorbild sind

Wer hat sie besonders geprägt, und welche Werte haben sie übernommen? Zum Internationaler Frauentag hat die BZ Freiburgerinnen nach Vorbildern gefragt, die Inspiration und Ansporn waren.  

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Der Internationale Frauentag erinnert an die Erfolge der Frauenbewegung – zeigt aber auch, dass es noch viel zu tun gibt. Foto: Rodrigo/adobe.com
Am 8. März ist Internationaler Frauentag. An diesem Tag feiern Frauen weltweit die Erfolge im Kampf um Gleichberechtigung und Emanzipation – und machen gleichermaßen auf noch vorhandene Missstände aufmerksam. Jeder kennt Frauen im persönlichen Umfeld, die Vorbild und Inspiration waren und sind. Freiburgerinnen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Sport erzählen, welche Frauen ihnen in ihrem Leben ein Vorbild waren und wieso diese sie geprägt haben.

Viktoria Balon – Journalistin, Autorin und Chefredakteurin der "In-Zeitung"



Wer mich begeistert, ist meine Kindheitsfreundin Oksana Kotljarewskaja. Wir haben uns in der russischen Stadt Nowosibirsk kennengelernt, wo wir beide geboren wurden. Sie ist das Kind einer St. Petersburger Intellektuellenfamilie, die Großeltern waren Organisten, die sich für Orgelmusik in der Sowjetunion einsetzten, die Mutter war Biologie-Professorin, Umweltaktivistin und Tierschützerin. In dieser Familie habe ich idealistisches Engagement und eine aufklärerische Haltung kennengelernt – und sehr viel Lebensfreude. Das war anders, deshalb war ich immer gerne bei Oksana. Sie führt diese Tradition weiter. Sie lebt seit Jahren in Kiew, ist Russischlehrerin von Beruf und hat vier Kinder. Es ist immer eine Freude, sie anzurufen, ihren Optimismus und ihre Energie zu spüren. Selbst als sie Brustkrebs hatte. Selbst jetzt beim Telefonat aus dem U-Bahn-Bunker in Kiew. Ihr älterer Sohn wurde auf dem Maidan von einem Sniper verletzt, der jüngere ist jetzt freiwillig beim ukrainischen Bürgerschutz. Mutig bleiben, die Lebensfreude nicht verlieren, einfach weitermachen – das ist meine Freundin Oksana.

Tanja Knöfel - Zweiradmechanikermeisterin und
Unternehmerin




Generell habe ich Hochachtung vor allen Frauen, die sich in der Männerwelt durchsetzen. Wer mich besonders beeindruckt hat, ist die Schneidermeisterin Cordula Lehrmann aus Betzenhausen. Als ich sie bei der Veranstaltung "Gründerinnen im Handwerk" kennenlernte, war sie die einzige Frau im Vorstand der Handwerkskammer. Damals war das unüblich, dass Frauen in Leitungsgremien sitzen. Sie hat mir erzählt, dass sie, als sie ihren Betrieb gründete, einen Kredit über 3000 D-Mark brauchte. Bei der Bank sagte man ihr, ihr Mann solle für sie bürgen. Das wollte sie nicht. Bei mir war es ähnlich. Ich war alleinerziehend und wollte zeitlich flexibel sein, deshalb habe ich meine mobile Zweiradwerkstatt gegründet. Für den Kredit musste mein Vater bürgen, der mich stets unterstützte. Meine Eltern haben in meiner Jugend keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungs gemacht.

Julica Goldschmidt – Moderatorin und Podcasterin, unter anderem bei Baden FM, Circolo und Netzwerk Südbaden



Ich habe nicht das eine Rollenvorbild, aber ich habe das große Glück, von Frauen umgeben zu sein – und welche in meiner Biografie zu haben – die für mich die reinste Inspiration sind. Meine Großmutter, die ich leider nicht kennengelernt habe, aber die es geschafft hat, 13 Kinder großzuziehen. Meine Mutter, die ganz oft in ihrem Leben eine unglaubliche Stärke bewiesen hat. Meine Schwester, die nicht nur der lustigste Mensch ist, den ich kenne, sondern die auch mit sozialem Engagement und einer unvorstellbaren Großzügigkeit die Welt ein bisschen heller macht. Und nicht zuletzt meine Freundinnen, die ihre Wege auf ganz unterschiedliche Weise gehen. Die aber alle eines eint: Solidarität und Unterstützung gegenüber den Frauen an ihrer Seite. Von ihnen allen habe ich viel gelernt, worüber ich wirklich jeden Tag dankbar bin.

Steffi Schimmer Saxofonistin und Sängerin in der
Freiburger Kultband Äl Jawala




Als Mädchen hat mich niemand so sehr beeindruckt und geprägt wie Ronja Räubertochter. Sie war so, wie ich sein wollte. Mutig, draufgängerisch, aber auch loyal und authentisch, mit diesem Flavour von Abenteuer. Und mit der verlässlichen Geschwisterlichkeit gegenüber ihrem Freund aus der verfeindeten Räuberbande. Ronja habe ich nachgeeifert. Und witzigerweise wirkt das bis heute nach. Ich klettere, skate, fahre Longboard, reite Wildpferde. Ich lasse mich von nichts aufhalten oder einschüchtern. Im übrigen haben mich als Vorbilder natürlich große Sängerinnen wie Nina Simone sehr beeindruckt. Vor allem aber Maria Tanase und Gabi Lunca, zwei rumänische – heute würde man sagen – Diven von solcher Tiefe, starke Frauen, mit sagenhafter Potenz und Erdung: So will ich auch mit meinem musikalischen Ausdruck das Publikum in Herz und Seele treffen. Wie Ronja Räubertochter vermitteln auch diese Sängerinnen: Macht, was ihr spürt! Lebt euer Leben, eure Leidenschaften und Fähigkeiten!

Brigitte Stiller – Ärztliche Direktorin der Klinik für
Angeborene Herzfehler und Pädiatrische Kardiologie am Universitäts-Herzzentrum Freiburg




Besonders die Begründerin der Kinderfachmedizin für angeborene Herzfehler, die 1869 geborene Kanadierin Maude E. Abbott ist mir ein Vorbild. Sie hat es trotz Widrigkeiten bis in die kanadische Hall of Fame geschafft. Obwohl sie jung verwaiste und bei der renommierten McGill Universität in Montreal abgewiesen wurde, weil sie eine Frau war, schaffte sie das Medizinstudium anderswo mit Auszeichnung. Anschließend segelte sie nach Europa, um in Wien Pathologie und Innere Medizin zu erlernen. Zurück in Montreal leitete sie eine Klinik für Frauen und Kinder und forschte fleißig. Ihre erste wissenschaftliche Präsentation in der Montrealer Chirurgen Society musste ein männlicher Kollege für sie halten, da Frauen nicht zugelassen waren. Erst später wurde sie als erste Frau aufgenommen. Zehn Jahre nach der Ablehnung zum Studium erfolgte der Ruf als leitende Kuratorin und später als Professorin an die McGill. Dort erstellte sie den bis heute wichtigen "Atlas der angeborenen Herzfehler". Ihr Durchhaltevermögen und Biss faszinieren mich. Wenn ihr eine Tür verschlossen war, versuchte sie es über die nächste. Vor allem als ich die erste Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie in reiner Männerrunde wurde, musste ich an sie denken.

Anna GojerDramaturgin für Schauspiel und Kuratorin des Freiburg Festival am Theater Freiburg



Mich haben viele Personen auf meinem Weg begleitet. Mit einer italienischen Regisseurin habe ich zum ersten Mal Theater gemacht; sie zeigte mir, was es dafür alles braucht. Von meinem Vater übernahm ich die Art und Weise, die Welt zu begreifen und von meiner großen Schwester lernte ich, wie man seinen Platz darin findet. Wie ich stark und standhaft in einer männerdominierten Welt bleibe, schaute ich mir von einer sehr guten Freundin ab, und die Schriftstellerin Chris Kraus lehrte mich, meine Rolle als Frau zu verstehen.

Hasret Kayikçi – Stürmerin in der Bundesligamannschaft der Sportclub Frauen seit 2011 und Nationalspielerin in der deutschen Nationalmannschaft




Die Frau, die sicher am meisten ein Vorbild für mich ist, ist meine Großmutter. Sie ist vor mehr als 40 Jahren alleine aus Istanbul als Gastarbeiterin hierher – also in ein fremdes Land – gekommen. Sie hat die Sprache nicht gesprochen und musste sich ganz aus eigener Kraft als Fabrikarbeiterin durchboxen. Das heißt, sie hat sich dafür aufgeopfert, dass ihre Kinder ein besseres Leben haben. Es beeindruckt mich, dass sie als Frau als Erste ihrer Familie in die Fremde gegangen ist. Wir sind sehr modern aufgewachsen. Es war völlig normal, dass ich Fußball gespielt habe. Leider hat meine Oma nicht mehr erlebt, wie erfolgreich ich damit geworden bin. Aber sie wusste, wie wichtig mir Fußball ist – und sie hat mich darin bestärkt, das zu tun, was mir am Herzen liegt.

Mehr zum Thema:

Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 08. März 2022: PDF-Version herunterladen

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