Rauschgiftkriminalität
Weitere Todesfälle durch neue Droge U-47700
Die Rauschgiftkriminalität im Südwesten steigt weiter an. Das geht aus dem "Sicherheitsbericht 2017" von Innenminister Thomas Strobl hervor, der der BZ vorliegt.
Fr, 23. Mär 2018, 19:19 Uhr
Südwest
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Die Behörden zählten für das Jahr 2017 insgesamt 44 483 Fälle von Besitz, Erwerb, Handel oder Schmuggel von verbotenen Betäubungsmitteln. Die Zahl lag um 10,2 Prozent höher als 2016. Damit sei sie zum siebten Mal in Folge gestiegen.
Gesunken ist 2017 die Zahl der Drogentoten. 160 Menschen starben an Rauschgiftkonsum, die meisten an Heroin. 2016 waren es noch 170. "Überwiegend handelte es sich bei den Verstorbenen um Männer (140). Das durchschnittliche Alter der Verstorbenen lag bei 37,7 Jahren. Heranwachsende verstarben in fünf Fällen in der Folge ihres Drogenkonsums, schreibt das Ministerium.
Allein 14 Menschen starben nach der Einnahme von Neuen psychoaktiven Stoffen (NPS), in der Szene auch als "Research Chemicals oder Legal Highs" im Umlauf. Sie gelten als besonders gefährlich, weil sich ihre Wirkung kaum abschätzen lasse. So hatten allein fünf der 14 Verstorbenen die Droge U-47700 genommen. Das ist ein synthetisches Opioid, das laut Ministerium eine deutlich stärker sedierende Wirkung als Morphin besitzt und dessen Abhängigkeitspotenzial das von Heroin um ein Vielfaches übersteigt. Das weiße Pulver tauchte 2016 erstmals in Deutschland auf. Seither gab es in Baden-Württemberg neun Todesfälle. Bei Überdosierung kann es von Übelkeit und Erbrechen, bis hin zu Atemstillstand kommen. Der Stoff steht sinnbildlich für die gefährliche Innovationskraft der Rauschgift-Chemiker. U-47700 wurde erst im Juni 2017 in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen. Dennoch wurden bereits "chemisch veränderte Nachfolger entwickelt, so der Bericht.
Die am weitesten verbreitete illegale Droge bleibt gleichwohl Cannabis. Die Polizei stellte im vergangenen Jahr 1217,8 Kilogramm davon sicher – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die mengenmäßig größten Zunahmen aber gab es bei Crystal und Kokain. Bei Crystal (Metamphetamin) stellte die Polizei zwar nur 0,718 Kilogramm sicher, das war aber im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 381,9 Prozent. Ungleich höher lag die beschlagnahmte Gesamtmenge Kokain: 277,4 Kilogramm, das waren 369,4 Prozent mehr als 2016.
Der große Kokain-Anstieg geht vor allem auf einen Großfund in Ilsfeld (Kreis Heilbronn) zurück. 247,5 Kilogramm Kokain entdeckten Ermittler dort nach dem Tipp eines Lagerarbeiters in Bananenkisten bei einem Obstgroßhändler. Es war die zweitgrößte Beschlagnahme der Droge in Baden-Württemberg überhaupt.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ