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Warum die Badische Zeitung in der Corona-Krise ihre Ausgabenstruktur verändert hat

Die Badische Zeitung erscheint seit zwei Wochen in acht Regionalausgaben anstatt wie zuvor in 21 Lokalausgaben. BZ-Chefredakteur Thomas Fricker erklärt, warum diese Veränderung notwendig war.  

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Die Badische Zeitung erscheint seit zwei Wochen mit einer veränderten Ausgabenstruktur (Archivbild aus der Druckerei). Foto: Barbara Schmidt
Seit knapp zwei Wochen erscheint die Badische Zeitung nun schon in veränderter Form. Zunächst haben wir unsere bisher übliche Kleinteiligkeit mit 21 einzelnen Lokalausgaben aufgegeben und die Inhalte stattdessen in acht Regionalausgaben gebündelt sowie den sogenannten Zeitungsmantel noch stärker regionalisiert. Vor ein paar Tagen kamen nun Änderungen beim Börsenbericht und unseren Wetter-Informationen hinzu.

Unsere Leserinnen und Leser äußern Lob und Kritik

Seitdem haben uns zahlreiche Rückmeldungen von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, erreicht. Viele davon waren positiv. In Mails, Telefonaten und auch Briefen wurde uns dafür gedankt, dass wir in diesen schweren Zeiten der Corona-Krise überhaupt noch täglich mit einer gedruckten Zeitung erscheinen und diese weitgehend störungsfrei zugestellt wird. Immer wieder wurde auch gelobt, dass durch die neuen Ausgabenzuschnitte unsere Leser vermehrt mit Informationen nicht nur aus dem unmittelbaren lokalen Umfeld, sondern auch aus der weiteren Nachbarschaft versorgt würden.
"Wir alle erleben gerade eine Zäsur von historischen Ausmaßen. Was die Krise für unser Zusammenleben, für Wirtschaft und Welthandel, aber auch die internationalen Beziehungen genau bedeutet, steht noch in den Sternen."

Aber natürlich gab und gibt es auch negative Kommentare. "Was weiter weg passiert, interessiert mich nicht", lautet eine Standardaussage. Oder auch: "Wieso macht Ihr nicht lieber die Fotos kleiner und belasst dafür Börse und Wetter in der bewährten Form und Größe?" Überhaupt das Wetter: Die Änderungen hier, zugegeben verbunden mit einer Verkleinerung, wurden insgesamt am kritischsten betrachtet. Was im Zeitalter digitaler Echtzeitinformationen gerade auch mit Blick auf meteorologische Daten zunächst erstaunt, wurde uns im Austausch mit einigen Lesern bewusst: Gerade langjährige Abonnenten, bei denen die Lektüre der gedruckten Zeitung bis heute zum festen Morgenritual gehört, wollen auf deren gewohnte Inhalte in der bewährten Form nur ungern verzichten – und da zählt dann eben auch die Karte mit den europaweit eingezeichneten Hoch- und Tiefdruckgebieten dazu. "Warum macht Ihr das überhaupt", wird gefragt, oft ergänzt um den Wunsch: "Wenn die Corona-Krise vorbei ist, muss alles wieder so werden wie vorher."

Genau das, liebe Leserinnen und Leser, kann ich Ihnen nicht versprechen. Im Gegenteil: Auch wenn wir Zeitungsleute ebenso wenig wie Ärzte, Politiker oder Ökonomen derzeit den Verlauf und die Folgen der Corona-Pandemie absehen können, eines steht fest: Wir alle erleben gerade eine Zäsur von historischen Ausmaßen. Was die Krise für unser Zusammenleben, für Wirtschaft und Welthandel, aber auch die internationalen Beziehungen genau bedeutet, steht noch in den Sternen. Dass wir vor einer Ära wirtschaftlicher Unwägbarkeiten und dramatischer Umbrüche stehen, ist heute schon offenkundig. Und die Zeitung, so gern sie ihrer Leserschaft Halt und Orientierung vermittelt, bleibt da nicht außen vor.

Wir machen eine Zeitung und unsere regionalen Onlineportale unter Extrembedingungen

Gegenwärtig arbeitet die gesamte Belegschaft unseres Medienhauses unter Extrembedingungen. Wir werden einerseits gebeutelt von wegbrechenden Anzeigenerlösen, haben deshalb in einigen Abteilungen zur Sicherung der Arbeitsplätze sogar Kurzarbeit eingeführt. Andererseits muss die Redaktion auf Hochtouren laufen. Während das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen gekommen ist und damit auch fast alle klassischen Berichtsanlässe weggebrochen sind, weil Gemeinderäte nicht mehr tagen, Fußballer nicht mehr kicken und die Menschen auch nicht mehr Theater, Konzerte oder auch nur ein Frühlingsfest besuchen können, ist das Informationsbedürfnis nach allen Themen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie massiv gewachsen. So intensiv und umfangreich wie nie zuvor berichten wir über alle nur erdenklichen Aspekte der Krise.

Über unsere Digitalkanäle stellen wir kostenfrei sieben regionale Newsblogs bereit, die notfalls im Minutentakt aktualisiert und durch eine bundesweite Übersicht ergänzt werden. Sie werden täglich hunderttausendfach nachgefragt. Darüber hinaus organisieren wir Hilfe für in Existenznöte geratene Betriebe in Südbaden. Gaststätten können über #bzhilft die Öffentlichkeit auf Online-Bestell und Liefermöglichkeiten hinweisen, engagierte Bürger Einkaufsdienste und anderes mehr für alle Hilfsbedürftigen anbieten. Dies alles geschieht neben der Arbeit für die täglichen Ausgaben der Badischen Zeitung, die inzwischen fast ausschließlich dezentral im Homeoffice produziert wird, mit entsprechend höherem Absprache- und Koordinationsbedarf bei zugleich erschwerten Recherchebedingungen. Dass die Covid-19-Krankheit dabei vor Redaktionsmitgliedern nicht Halt gemacht hat und einzelne Standorte bereits komplett in Quarantäne waren, macht die Arbeit nicht einfacher.

Trotzdem sind wir als Redaktion wie auch als Medienhaus insgesamt guten Mutes. Wir erleben insgesamt eine große Wertschätzung für unseren seriösen und regional aufgestellten Journalismus. Viele der Digitalnutzer entscheiden sich derzeit zum Abschluss eines Abos, wir werten das als Bestätigung unseres Tuns. Zugleich ist die gedruckte Zeitung wieder viel gefragter. Und seien wir ehrlich: Hat sich diese Zeitung nicht auch in der Vergangenheit stets geändert, ist mal moderner, mal bunter geworden, hat neue Textformen und Kolumnen eingeführt und dafür manchen Zopf abgeschnitten?

Tatsächlich hatten wir manche Änderung, die wir jetzt in der Krise als Sofortmaßnahmen umgesetzt haben, schon vorher diskutiert. Wir wären schlechte Zeitungsmacher, würden wir veränderte Lese- und Nutzergewohnheiten nicht analysieren und daraus gegebenenfalls Schlüsse ziehen – um die Badische Zeitung als Gesamtangebot auch in Zukunft für möglichst viele Menschen attraktiv und relevant zu erhalten. Dazu gehört natürlich auch, dass wir das Ergebnis von Änderungen beobachten, bewerten und – wenn es uns sinnvoll erscheint – nachsteuern oder korrigieren. So werden wir es bei wieder wachsender Themenfülle in Nach-Corona-Zeiten (oder auch im Fall des Zeitungswetters) gewiss ebenfalls halten. Wir bauen auf Ihr Verständnis und freuen uns über Ihre Treue zur Badischen Zeitung.

Bleiben Sie gesund!

Thomas Fricker, Chefredakteur
Kontakt zum Autor: [email protected]

Ressort: Wir über uns

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 04. April 2020: PDF-Version herunterladen

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