Tiere in der Stadt (5)
Warum der Graureiher sich in Freiburg besonders wohl fühlt
Der Graureiher hält sich gerne an der Dreisam auf und ist als Fischdieb verschrien. Zum Leidwesen der Angler scheint es ihm in Freiburg besonders gut zu gefallen.
sge
Mo, 23. Mai 2016, 0:00 Uhr
Freiburg
Thema: Tiere in der Stadt
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Warum leben Graureiher
in der Stadt?
Graureiher stellen geringe Ansprüche an ihren Lebensraum, heißt es auf der Webseite "Tier in der Stadt" der Uni Freiburg. Hauptsache, es ist ein Gewässer in der Nähe. Laut Matthias Schmidt, Vogel-Experte beim Nabu, hält sich der Reiher vor allem in der Nähe von Flachwasserzonen auf. Dort könne er am besten Fische und Amphibien fangen. So ist er beispielsweise an der Dreisam zu sehen, meist alleine. Bei der Jagd seien die Tiere Einzelgänger.
Während es in Freiburg noch keine Kolonie gebe, habe sich eine große Kolonie – bis zu 50 Brutpaare – im Breisgau niedergelassen. 1979 wurde nach Angaben des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald der Neuerhausener Mooswald, ein Naturschutzgebiet in der March, als "Lebensraum, insbesondere als Brut- und Nahrungsgebiet, einer schutzwürdigen Vogelwelt mit seltenen, zum Teil vom Aussterben bedrohten Vogelarten" ausgewiesen. Eine diesergefährdeten Arten sei der Graureiher gewesen, der lange Zeit intensiv bejagt wurde und heute in Baden-Württemberg eine ganzjährige Schonzeit genießt.
Wie läuft das Zusammenleben
zwischen Mensch und Tier?
"Das Zusammenleben ist meist friedlich", sagt Schmidt. Der Schreitvogel sei mittlerweile an den Menschen gewohnt und wisse, dass meist keine Gefahr von ihm ausgehe. "Kommt man ihm zu nah, fliegt er eben weg." Und das meist tief.
Immer öfter halte sich der Reiher auch an Gartenteichen auf. "Wenn er sich Goldfische schnappt, kann das zu Konflikten führen", sagt Schmidt. Eine Familie in Herdern aber nahm’s gelassen: "Sie waren eher amüsiert und haben sich über den Besuch gefreut." Schließlich habe der Reiher nicht alle Fische aus dem Teich geholt. Zu einer richtigen Plage kann der Graureiher in Zoos werden, wenn er dort Fischteiche leer frisst oder anderen Tieren das Essen wegschnappt, erklärt Schmidt. Am Freiburger Mundenhof ist der Vogel kein Problem, sagt Obertierpfleger Matthias Hiltmann. "Wir verfüttern kaum Fisch und einen Teich haben wir auch nicht." Am Bachlauf würden ab und zu Reiher stehen. "Die finden aber auch auf dem Freiburger Rieselfeld genug zu fressen", so Hiltmann.
Ein Konkurrent ist der Graureiher dagegen für die Angler, sagt Franz Bühler, Vorsitzender des Freiburger Angelsportvereins. "Klar schnappt er Fische weg, aber wir leben mit ihm." Vor allem in Forellenbächen mache sich der Reiher bemerkbar. Einen Nachteil habe der Vogel aber: Er steht nur knietief im Wasser und taucht nicht. "Der Kormoran ist ein wesentlich größeres Problem", sagt Bühler.
Was steht
auf dem Speiseplan?
Auch wenn der Vogel als Fischreiher bekannt ist, frisst er nicht nur Fisch. Daneben ernährt er sich von Schnecken, Insekten, Mäusen oder Maulwürfen – und zeigt dabei Wildtier-Qualitäten: "Er ist ein Lauerjäger, der meist still stehend oder langsam schreitend nach Beute Ausschau hält und seinen S-förmig gebogenen Hals blitzschnell nach vorn schleudern kann, um ein Beutetier zu packen", heißt es online auf "Wildtiere in der Stadt".
Wie hält es der Reiher
im eiskalten Wasser aus?
Auch wenn’s draußen Minusgrade hat, verharrt der Graureiher in der Dreisam. Wie macht er das bloß, dass ihm die Füße nicht abfrieren? "Er hat ein Wundernetz in den Adern, das den Wärmeaustausch regelt", erklärt André Baumann, Nabu-Landesvorsitzender. Im Fachjargon heißt dieses Netz Retetibiotarsale. Die fein verzweigten Adern dienten dem Wärmeaustausch. Indem er sich kaum bewege, könne der Fischreiher wunderbar Energie sparen, auf Eis würde er damit nicht festfrieren – wie Enten und Schwäne übrigens auch. Kalte Füße hat er trotzdem, sagt der Experte.
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