Psychologie

Wann ist ein Mann schön?

Psychologen sind dem Rätsel maskuliner Anziehungskraft auf der Spur – Berater aus der Praxis kennen Tipps für den eleganten Auftritt. Sie raten zum Beispiel: Graue Haare bloß nicht färben!  

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Was für ein Kerl! Gutes Aussehen – hier US-Beau George Clooney – erhöht nicht nur die Chancen bei der Partnerwahl. Foto: dpa
Gutes Aussehen erhöht die Karrierechancen, das zeigen Studien. Was Frauen attraktiv macht, ist weithin bekannt. Aber was macht eigentlich den Mann schön? Psychologen und Attraktivitätsforscher wollen herausfinden, welche Faktoren zur männlichen Attraktivität beitragen. Und Berater aus der Praxis kennen Tipps für den eleganten Auftritt.

"Geschmälert wird der attraktive Eindruck durch Geheimratsecken, dünnes Haar, Asymmetrie und einen sichtbaren Fettansatz." Martin Gründl
Attraktivität ist nicht nur im Privatleben von Vorteil, sondern auch im Job. Das haben viele Studien bislang gezeigt. Schöne Menschen wirken auf den ersten Blick gesünder, leistungsfähiger, sympathischer; das verbessert Chancen bei Partnerwahl und Karriere. Die Wahrnehmung von Schönheit geht also weit über das rein ästhetische Empfinden hinaus und dient uns als Hinweis auf biologische wie psychologische Qualitäten unseres Gegenübers. Vor allem über weibliche Attraktivität wird nun schon seit Jahrtausenden räsoniert. Und Frauen lassen seither kaum etwas unversucht, um ihre Vorzüge zu unterstreichen; sie scheuen kaum Mühen, um den jeweils herrschenden Schönheitsvorstellungen so nahe wie möglich zu kommen.

An den Männern schien das Thema lange vorbeizugehen. Zwar unterliegt auch ihr Äußeres wechselnden Moden, doch waren Dinge wie Macht, Erfolg, Charakter stets wichtiger als körperliche Perfektion. Heute werden allerdings auch sie zunehmend mit ihrem attraktiven Ideal konfrontiert – in den allgegenwärtigen Medien, in der Werbung, in Fitnessstudios und Schönheitskliniken. Das bleibt nicht ohne Folgen: Ihr Anteil an den Schönheits-OPs liegt laut Expertenschätzungen hierzulande bereits bei gut 20 Prozent. Tendenz steigend. Fett absaugen, Nasenkorrekturen sowie Faltenunterspritzungen und Haartransplantationen stehen ganz oben auf der Wunschliste. Selbst Sixpack-Implantate sind kein Tabu mehr.

Markanter Unterkiefer, markantes Kinn – das macht attraktiv

Was aber macht einen Mann wirklich schön – Dreitage-Bart, Brustbehaarung, breite Schultern? Graue Schläfen, sportliche Figur, markantes Kinn? Das versuchen Attraktivitätsforscher – Psychologen und Evolutionsbiologen – herauszufinden. Wichtige Faktoren sind hier zunächst wie auch bei den Frauen Körpergröße und -fülle. Beim Körperbau gilt: groß, schlank, sportlich, weil Betrachter das mit Kraft, Gesundheit und Leistungsfähigkeit assoziieren, wie auch kulturübergreifende Studien belegen. Auch die so genannte "Waist-to-Hip-ratio", also das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang ist entscheidend; ein Verhältnis von unter 0,9 gilt hier als optimal. Laut westlichen Studien wirken allerdings durchaus auch Männer mit kleinem Bauchansatz anziehend, da Betrachterinnen sie als häuslich, gemütlich und als potenziell gute Väter wahrnehmen.

Zu üppig sollte das Übergewicht allerdings nicht ausfallen, denn dann kippt die Einschätzung ins Negative, wie lettische Forscher zeigten. Der Biologe Markus Rantala bestimmte bei Männern zwischen 19 und 31 Jahren den Body-Mass-Index, danach wurde ihre Reaktion auf eine Hepatitis-B-Impfung getestet. Von da aus schloss man auf das Immunsystem.

Attraktivität weist auf Immunkompetenz hin

Die 30 Prozent adipösen Männer der Gruppe zeigten demnach eine deutlich geringere Reaktion auf fremde Substanzen – also die Impfung. Die besten Werte beobachtete Rantala bei den Schlanken mit etwa zwölf Prozent Körperfett-Anteil. Dann wurde aus den Gesichtern der Männer mit der höchsten und denen mit der niedrigsten Immunreaktion am Computer je ein Portraitfoto erstellt. Die beiden Bilder wurden 29 jungen Frauen vorgelegt, 28 von ihnen fanden den schlanken Kopf deutlich attraktiver. Die Wahrnehmung von männlicher Attraktivität könnte also geeignet sein, um Immunkompetenz zu erkennen, was klare biologische Vorteile bringt, schließen die Forscher. Das Ergebnis bestätigt Untersuchungen, wonach starkes Übergewicht als unattraktiv empfunden wird. In einer weiteren Studie wies Rantala nach, dass Männer mit einer Körpergröße von 1,85 Metern eine optimale Reaktion auf Impfungen zeigen. Auch hier gilt: Eben diese Gruppe wird von Frauen in der Regel als attraktiv bewertet. Ästhetik und Biologie scheinen Hand in Hand zu arbeiten.

Was außerdem männliche Gesichter anziehend macht, untersucht der Psychologe und Attraktivitätsforscher Martin Gründl. Der nämlich erzeugt virtuelle Gesichter mit Hilfe eines Computerprogramms, in denen viele Originalgesichter enthalten sind. Dieses sogenannte Morphing hat den Vorteil, dass einzelne Aspekte der Gesichtszüge beliebig variiert werden können. Dabei lässt Gründl die Gesichter immer von Versuchspersonen beiderlei Geschlechts bewerten. Frisur oder Bärte sind übrigens nie Gegenstand dieser Forschung, weil sie schnell wechselnden Moden unterliegen. Der Psychologe legte also Versuchspersonen die Fotos unterschiedlicher Männergesichter vor. Attraktiv sieht demnach so aus: kantige, klare Linien, ein markanter Unterkiefer sowie ein insgesamt markantes Kinn, hohe Wangenknochen und leicht gebräunte, glatte Haut.

"Geschmälert wird der attraktive Eindruck durch Geheimratsecken, dünnes Haar, Asymmetrie und einen sichtbaren Fettansatz", sagt der Forscher. Seine Erkenntnisse dokumentiert Gründl auf der Seite http://www.beautycheck.de Dort kann man sich die Idealgesichter und -körper beider Geschlechter ansehen.

Machen graue Haare sexy?

Ein weiterer Tipp: Graue Haare nicht färben! George Clooney und Richard Gere machen es vor und gelten nicht umsonst als Sexsymbole. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK ergab, dass acht von zehn Frauen ergrautes Haar attraktiv finden. Sie wirken auf Betrachterinnen bodenständig, vermitteln Reife und Gelassenheit. Grauhaarige strahlen zudem finanzielle Sicherheit, Geborgenheit und Lebenserfahrung aus. All das erweckt den Eindruck, dass diese Männer jeder Situation gewachsen sind und das kann nie schaden – ob im Job oder im Privatleben.

Nun ist nicht jeder mit der Statur eines George Clooney gesegnet. Was also raten Personal- und Stilexperten darüber hinaus, und wo lauern Fettnäpfchen, die sich vielleicht ganz einfach umgehen lassen? Rosel Haas arbeitet seit 23 Jahren als Imageberaterin in Düsseldorf. Ihr Credo lautet: "Kleidung und Auftreten drücken Wertschätzung aus, und zwar nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch dem Gesprächspartner. Ein unpassendes Äußeres dagegen zeigt mangelnden Respekt und Desinteresse." Welchen Stil man wählt, sollte zur eigenen Persönlichkeit passen, damit man sich nicht verkleidet fühlt. Aber es sollte auch zum Anlass passen und bis zu einem gewissen Grad die Erwartungen des Gegenübers erfüllen. "In diesem Rahmen kann man durchaus kreativ werden", betont die Beraterin. "Witzige, auffällige Details wie farbige Socken, gemusterte Einstecktücher oder Schals geben hier einen gewissen Spielraum." Auch die Wahl der Schuhe berge Freiheiten. Es müsse nicht immer der klassische Business-Schuh sein.

Angemessene Kleidung signalisiert Wertschätzung

Entscheidend sei am Ende auch die Branche: "In der Werbebranche kann man etwas kreativer sein und mehr wagen als bei einer Versicherung. Aber auch der Typ entscheidet. Ein Mann kann sich bunter kleiden als der Kollege am Nachbartisch, einfach weil es stimmig ist und zur Persönlichkeit passt." Und wichtig sei darüber hinaus die Qualität der Kleidung, die wiederum ein starkes Signal aussendet, dass man sich und seine Gesprächspartner schätzt. Qualitätsbewusstsein bei der Kleidung lasse andere zudem automatisch auf Qualitätsbewusstsein bei der Arbeit schließen. Unbedingt abraten würde Haas von Schmuck (abgesehen von einer Uhr und dem Ehe/Familien/Siegelring), von mehr als zwei verschiedenen Mustern am Mann, Sandalen im Sommer und dem Kurzarmhemd unter dem Sakko. Wer all das beachtet, kann sich auf jedem Parkett sehen lassen. Und das ganz ohne Schönheits-OP.

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