Jugend und Beruf
Von wegen Schnapsidee: Der Traum vom eigenen Café
Verlagsthema Kuchen, Kaffee und nette Deko: Damit allein kommt man im Gastro-Business nicht weit. Worauf es ankommt, damit der Traum von der Existenzgründung nicht an der Realität zerschellt.
Sabine Meuter
Di, 28. Jan 2025, 9:16 Uhr
Verlagsthema
Thema: Jugend und Beruf
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Seit zwei Jahren betreibt Julia Strasser inzwischen ihr Café. Ihre Vorerfahrungen? "Ich komme ursprünglich aus der IT-Branche und wollte mich schon seit langem mit einem Café selbstständig machen", erzählt sie. Ungewöhnlich ist das nicht, wie die Münchner Gastrocoachin Stephanie Bjarnason sagt: "Das ist auch gut so, denn Erfahrungen aus anderen Berufswelten sind bei der Gründung eines Cafés wertvoll." Aber nichtsdestotrotz halten verschiedene Experten eine Ausbildung in der Gastronomie für hilfreich.
Und auch guter Kaffee und tolle Torten allein sind längst keine Erfolgsgaranten. Jemand mit IT-Background etwa kennt sich mit digitalen Prozessen aus, die auch in einem Gastro-Betrieb wichtig sind. Auch mit Zahlen und Kalkulationen umzugehen, ist in der Gastro-Branche ein Muss.
Daneben sollte, wer ein eigenes Café gründen will, "möglichst etwas finden, was einen von Mitbewerbern unterscheidet und etwas Besonderes ist", sagt Coachin Bjarnason. Julia Strassers Café soll unter dem Slogan "Ma(h)lzeit Für Dich" ihren Worten zufolge "ein Raum sein, um für sich selbst zu sein". Oder in unmittelbarem Kontakt mit anderen Menschen. Daher ist das "Barista Sistar" ein Laptop-freies Café. "Es soll ums Wesentliche gehen, einfach gut essen und trinken", so Strasser.
Café übernehmen oder Neues etablieren
Auch das ist eine wichtige Frage vor der Gründung. Für eine Übernahme spricht, dass man einen festen Kundenstamm hat und von den Erfahrungen der Vorbesitzerin oder des Vorbesitzers profitieren kann. Aber: "Je erfolgreicher ein Betrieb ist, desto höher ist der Kaufpreis", sagt Tina Schmidt von der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf. Wer sich für eine Übernahme oder auch Neugründung interessiert, sollte sich in jedem Fall beraten lassen. Strasser hat ein bestehendes Lokal abgelöst. "Das kam mir sehr entgegen, weil ich auf bestehende Strukturen wie Mobiliar und Theke aufsetzen konnte", sagt sie.
Doch bis zu dieser Ablösung war es ein weiter Weg. Erst musste die Idee vom eigenen Café Gestalt annehmen. Strasser reduzierte in ihrem damaligen Vollzeitjob die Stundenzahl und arbeitete bis zu zwei Tage die Woche in einem Café mit. "So konnte ich mir manches abgucken und dabei ausloten, ob es mir wirklich liegen würde."
Der Businessplan
Als sich ihr Wunsch gefestigt hatte, ließ sie sich von Gastrocoachin Bjarnason beraten und erstellte mit ihrer Hilfe einen Businessplan. Der hat es in sich: "Darzulegen ist, welches gastronomisches Angebot man welcher Zielgruppe unterbreiten will", sagt Bjarnason. In dem Plan nimmt die Gründerin zudem eine Markt- und Wettbewerbsanalyse vor. Anzugeben ist auch, mit wie viel Personal man ein Café angehen will, wie die Marketingstrategie aussieht und welche Rechtsform das Unternehmen haben soll.
Natürlich darf ein Finanzplan mit kalkulierten Einnahmen und Ausgaben nicht fehlen. "Ein guter Businessplan, mit dem die meisten ja nicht zuletzt auch eine Bank davon überzeugen wollen, ihnen einen Kredit zu gewähren, kann bis zu 50 Seiten lang sein", sagt IHK-Expertin Schmidt.
Zeit und Geld für den Start
Als Anfangskapital für eine Café-Gründung sind Schmidt zufolge je nach Standort und Lage zwischen 200.000 und 400.000 Euro realistisch. "Ideal ist es, wenn man fürs erste Jahr privat Geld beiseitegelegt hat, um damit die laufenden Privatkosten zu finanzieren und nicht zu früh Geld aus dem Unternehmen zu ziehen", sagt Gastrocoachin Bjarnason.
Nach ihrer Beobachtung ist vielen Gründern nicht klar, dass viel Zeit neben der eigentlichen Arbeit im Café für Büroarbeit draufgeht: Buchhaltung, Mitarbeiter einstellen und mit ihnen Verträge machen, Lohnabrechnungen erstellen, Lieferanten beauftragen und mit ihnen abrechnen, auf Social-Media-Kanälen Werbung machen und vieles mehr. Eine 40-Stunden-Woche reicht für all die Aufgaben nicht aus. "In der Anfangsphase habe ich bis zu 90 Stunden in der Woche gearbeitet, inzwischen sind es 60 Stunden", erzählt Café-Betreiberin Strasser.
Nicht einschüchtern lassen
In vielen Fällen haben Gastro-Betriebe besonders anfangs noch Hürden zu überwinden. "Falls es gerade zu Beginn oder zwischendurch nicht so rund läuft, ist es wichtig, nicht vorschnell aufzugeben", sagt Schmidt. Oft hilft es, neben dem Angebot auch die Öffnungszeiten zu ändern.
Julia Strasser jedenfalls macht ihr Café-Projekt immer noch viel Spaß. "Es motiviert mich sehr, wenn die Gäste zufrieden sind", sagt sie.