Von Oberrimsingen nach Neuseeland und zurück
Nach dem Abitur ist Luisa Link (19) zu einer Tour durch Neuseeland aufgebrochen. Nach sechs Monaten zieht sie hier Bilanz und gibt anderen Reisenden Tipps.
Die Familie in die Arme zu schließen und ein Stück der Verantwortung, die man die Zeit über für sich selbst tragen musste, abzugeben. Die letzten Wochen in Neuseeland waren mit Abstand einige der schönsten, und das Land hat mich wirklich nicht so leicht gehen lassen. Ich durfte Delfine und Rochen beobachten und unter einem atemberaubenden Sternenhimmel schlafen. Zu Beginn meiner sechsmonatigen Reise hätte ich mir nicht erträumen können, wie sehr es mir am anderen Ende der Welt gefallen würde.
Schon mit 13 Jahren habe ich immer davon geträumt, einige Zeit im Ausland zu leben. Zuerst wollte ich ein Auslandsjahr in den USA machen, habe mich dann aber auf Rat meiner Eltern dazu entschieden, bis nach dem Abitur zu warten. Schon kurze Zeit nach den Prüfungen war für mich klar, sobald ich das Zeugnis in den Händen halte, heißt es nichts wie weg. Natürlich habe ich mir dann das Reiseziel ausgesucht, das am Weitesten von zu Hause weg liegt. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur so die Reise wirklich für mich machen konnte, ohne mal schnell wieder nach Hause zurückkehren zu können.
Ganz nach dem Motto "Planlos geht der Plan los" bin ich ins Flugzeug nach Neuseeland gestiegen.
Ich hatte die erste Woche ein Hostel in Auckland gebucht und meinen Flug zurück. Alles weitere sollte sich zeigen. Das "Working-Holiday"-Visum für Neuseeland habe ich schon einige Monate im Voraus beantragt. Den Flug würde ich möglichst früh buchen, da die Preise schnell steigen. Hier kommt auch der finanzielle Aspekt ins Spiel – die Reise ist nicht billig, für Hin- und Rückflug habe ich fast 2000 Euro bezahlt, doch es kommt danach ganz darauf an, wie sparsam man in Neuseeland lebt. Während meine neue Freundin Emma aus München, mit der ich die gesamte Zeit zusammen gereist bin, und ich versucht haben abwechslungsreich zu kochen, habe ich Leute getroffen, die jeden Tag exakt dasselbe gegessen haben.
Die meisten Rucksackreisenden, die ich getroffen habe, haben mindestens ein Mal auf einer Farm gearbeitet. Viele haben Kiwis gepflückt oder Trauben geerntet. Ich hatte den Eindruck, man sollte sich hierfür im Vorfeld eine bestimmte Zeit der Reise festlegen und dann gezielt einen Job absichern, da die Jobsuche in den Zeiten, in denen nichts geerntet wird, schwieriger ist. Während auf Farmen nicht mal ein Lebenslauf benötigt wird, ist ein bisschen Gastronomie-Erfahrung generell nicht schlecht: Im Oktober und November suchen viele Restaurants und Cafés Arbeitskräfte.
"Man kommt ohne Auto schwer rum. Deshalb überlegen wir, nächste Woche Sonntag ein Auto in Auckland zu kaufen", schrieb ich am 17. November in mein Tagebuch. Das war noch ganz zu Beginn meiner Reise durch Neuseeland. Nachdem Emma und ich mit dem Bus gereist sind und die Nordinsel erkundet haben, wurde uns bewusst, dass man ohne Auto die besonderen Orte, die Neuseeland ausmachen, nicht zu Gesicht bekommt. Daraufhin hat sie sich dazu entschieden, ein Auto zu kaufen. In Auckland werden im November unzählige Autos ge- und verkauft. Sie kosten um die 3000 bis 5000 Euro. Empfehlenswert ist ein Bus oder Wohnmobil mit einer "Self-contained-Plakette": Damit kann man an unzähligen Orten im Land gratis campen und spart sich so den Campingplatz. Wir dagegen haben in unserem Nissan-Kombi die hinteren Sitze umgelegt und auf einer Luftmatratze geschlafen. Später hat es Emma in Christchurch weiterverkauft.
Schon im Vorfeld meiner Reise war ich Mitglied einer deutschen WhatsApp-Gruppe, in der Hunderte von Leuten ihre Tipps und Tricks für Neuseeland geteilt haben. Und auch über Facebook kann man sich in Down Under gut vernetzen, nur so habe ich Emma (20) überhaupt kennengelernt. Ein Stück Heimat wird man sowieso immer finden, da man an jeder Ecke und auf jedem Campingplatz Deutsche trifft. Laut einer Umfrage von 2022 ist Deutschland nach Frankreich das zweitstärkste Land mit "Working-Holiday"-Visa. Obwohl ich alleine aufgebrochen bin, war ich so trotzdem nie wirklich allein.
Die unberührte Schönheit des Landes und die Einfachheit, mit der man sein Leben dort leben kann, machen mich immer noch sprachlos. Und so naiv es vielleicht klingen mag, es gibt immer ein Flugticket zurück nach Hause. Denn es zu versuchen, ist immer noch besser, als nie los gegangen zu sein.
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