Zika-Epidemie in Amerika
Virus breitet sich explosionsartig aus
Die Weltgesundheitsorganisation erwägt wegen der Zika-Epidemie in Amerika die Ausrufung eines globalen Notstands.
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GENF/RIO DE JANEIRO (dpa). Der Zika-Virus breitet sich auf dem amerikanischen Kontinent weiter aus. Nun prüft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausrufung eines globalen Gesundheitsnotstands. Sie rechnet mit bis zu vier Millionen Zika-Infektionen, falls das Virus nicht energisch genug bekämpft werde.
Möglicherweise gebe es allein in Brasilien bereits 1,5 Millionen Zika-Fälle. In ganz Amerika könnte es ohne energische Gegenmaßnahmen zu drei bis vier Millionen Ansteckungen kommen, befürchtet die WHO. Dies sei Anlass zu "großer Sorge". Hauptgrund dafür sind laut Chan Hinweise, wonach das Zika-Virus gerade für schwangere Frauen gefährlich sein und Mikrozephalie auslösen kann: Babys kommen mit zu kleinen Schädeln auf die Welt; geistige Beeinträchtigungen sind die Folge. Das Virus wird wie das Dengue-Fieber von der Moskitoart Aedes aegypti übertragen. Landesweit gibt es 4180 Fälle von Mikrozephalie, bei zwölf ist eindeutig festgestellt worden, dass sich die Mütter zuvor mit Zika infiziert hatten. In Brasilien starben bereits 68 Babys durch Mikrozephalie.
Der Verdacht auf eine Verbindung zwischen dem erstmals 1947 in Uganda entdeckten Zika-Virus und der Schädigung von Ungeborenen ist erst im Herbst in Brasilien aufgekommen. Sollte er bewiesen werden, würde sich das "Risiko-Profil" des Erregers laut WHO dramatisch ändern. Chan sagte, es müssten die besten Fachleute der Welt aufgeboten werden, um dies rasch zu klären. "Wir müssen alle Informationen miteinander teilen, wir brauchen eine korrekte Analyse."
Im Fall der Ausrufung eines weltweiten Gesundheitsnotstands würde die WHO für alle Staaten dringende Maßnahmen zur Vorbeugung von Ansteckungen sowie zur Eindämmung des Zika-Erregers empfehlen. Dazu können Vorsichtsmaßnahmen bei Reisen gehören. Die WHO betonte aber, es bestehe kein Grund für Angst oder gar Panik. "Zika ist nicht Ebola", sagte der zuständige WHO-Direktor und Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten, Marcos Espinal. Die Krankheit werde bekanntermaßen durch bestimmte Stechmücken verbreitet. Der Kampf gegen die Überträger sei entscheidend.
Die Gesellschaft für Virologie sieht aber keine Gefahr für Deutschland. "Es gibt derzeit keinerlei Anzeichen dafür, dass es zukünftig zu einer Übertragung von Zika-Viren über angesiedelte Moskitos in Deutschland kommen wird", erklärte Christian Drosten. Er leitet an der Universitätsklinik in Bonn das Institut für Virologie.
Das Zika-Virus haben schon mehrere Reisende nach Deutschland und in andere europäische Länder eingeschleppt. Das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin stellte seit 2013 bundesweit zehn Infektionen fest. Fünf der Betroffenen hätten sich seit Oktober 2015 angesteckt – alle in Lateinamerika, wie der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit am Donnerstag berichtete. Weitere neue Fälle sind ihm nicht bekannt, er rechnet aber mit einer Dunkelziffer. Viele Zika-Infektionen bleiben unbemerkt. Wer erkrankt, leidet oft unter Symptomen, die einer Erkältung ähneln, und Hautausschlägen. Schwangere Frauen sollten bis zur Entbinddung unter medizinische Beobachtung gestellt werden, wenn sie über Symptome wie Hautausschlag klagen.
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