Verheerende Unwetter in den Alpen
In Südfrankreich und Norditalien richten Überschwemmungen am Wochenende riesige Schäden an / Vermisste Deutsche gefunden.
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Vermutlich sechs Tote in Italien, mindestens acht Vermisste in Frankreich, hunderte Häuser zerstört und von der Außenwelt abgeschnittene Dörfer: Heftiger Regen und Überschwemmungen haben am Wochenende im Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich schwere Schäden angerichtet. Zwei zunächst vermisste Deutsche und ihre beiden in Italien lebenden Enkel konnten nach Angaben der Behörden zusammen mit 17 weiteren Menschen in Sicherheit gebracht werden.
In Frankreich sind die Helfer noch auf der Suche nach acht Menschen. Zu den Vermissten zählten unter anderem zwei ältere Bewohner der rund 50 Kilometer nördlich von Nizza gelegenen Gemeinde Roquebillière, deren Haus von den Fluten mitgerissen wurde.
Die Suchaktionen der rund 1000 Helfer gestalten sich allerdings äußerst schwierig, da viele Dörfer wegen fehlender Straßen von der Außenwelt abgeschnitten sind, ganze Täler mit tausenden Haushalten ohne Strom.
Großes Glück hatte eine 21-köpfige Trekkinggruppe mit zwei Deutschen in der Nähe des Tenda-Passes im Hinterland der Côte d’Azur. Rettungskräfte hatten die Gruppe zunächst als vermisst gemeldet, sie konnte am Wochenende dann aber doch gefunden und in Sicherheit gebracht werden. Französische Feuerwehrleute berichteten, die Wanderer seien am Freitagabend in der Nähe eines Tunnels von zwei Erdrutschen auf der Straße blockiert worden. Sie hätten im alten Bahnhof von Viévola Unterschlupf gefunden und seien von dort am Samstag mit Hubschraubern nach Italien gebracht worden.
Ausgelöst wurden die Flutwellen in den engen Alpentälern durch ungewöhnlich starke Regenfälle. Am Freitag sei in wenigen Stunden ein halber Meter Regen gefallen, "so viel ist noch nie gemessen worden", sagte Frankreichs Regierungschef Jean Castex. Er war zusammen mit dem Innenminister Gérald Darmanin in das Département Alpes-Maritimes geeilt, um sich ein Bild von den Verwüstungen zu machen. Castex sicherte der Bevölkerung Unterstützung zu; an diesem Mittwoch werde das Kabinett in Paris den Katastrophenzustand für die betroffenen Gemeinden ausrufen.
Auf italienischer Seite sprach der Regionalpräsident des Piemont von den schwersten Unwettern in der Region seit 1994, der Bürgermeister der ligurischen Grenzstadt Ventimiglia, Gaetano Scullino, von der "größten Katastrophe seit 1958". Beide Regionen forderten die Zentralregierung in Rom auf, den Notstand zu erklären. Sie seien aufgrund der Corona-Krise bereits an der Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten, ohne Hilfe Roms würden sie sich "nicht mehr erholen", warnten die Regionalpräsidenten am Sonntag in einem gemeinsamen Schreiben. Ministerpräsident Giuseppe Conte versprach die "größtmögliche Aufmerksamkeit" seiner Regierung.
Die Schlechtwetterfront zog am Wochenende weiter in Richtung Venetien. In Venedig wurde zur Sicherheit die neue Hochwasserschutzanlage Mose hochgefahren, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Die Tore der Flutschleusen an den Öffnungen der Lagune seien in Betrieb genommen worden. Die neu gebaute Anlage war in den vergangenen Monaten ausgiebig getestet worden. Sie soll schlimme Hochwasser in der Lagunenstadt verhindern. In den sozialen Netzwerken sind Fotos von der Anlage und dem nicht überfluteten Markusplatz in Venedig zu sehen, was viele der Internet-Nutzer auf den Einsatz der Flutschleusen zurückführen.
In der Schweiz brachte das Tief am Samstag enorme Mengen Regen mit sich, die Autobahn A2 war stundenlang wegen Überflutung gesperrt. In Österreich wurde ein vierjähriges Mädchen bei einer Wanderung von einem Baum erschlagen.
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