Jugend und Beruf

Veredeln als Job

Verlagsthema Eine glänzende Handbrause, Chromapplikationen im Auto – jeder freut sich an den wertig anmutenden Accessoires im Lebensumfeld, für die Oberflächenbeschichter verantwortlich zeichnen.  

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Azubi Leon Schmidt (links) und Ausbild...ichler prüfen beschichtete Duschköpfe.  | Foto: Wolfgang Künstle
Azubi Leon Schmidt (links) und Ausbilder Sebastian Sichler prüfen beschichtete Duschköpfe. Foto: Wolfgang Künstle
Die Oberflächenveredler sorgen für die Beschichtung von Kunststoff- oder Metallteilen in den Industrie- und Handwerksbetrieben und sind etwa in den Bereichen Sanitär, Kfz oder Elektronik tätig. Beispielsweise bei der Firma Grohe in Lahr können Interessierte eine Ausbildung absolvieren, denn dort werden in großem Stil Duscharmaturen und -stangen aus Kunststoff und Messing galvanisiert, wie der Vorgang der Beschichtung heißt.

Leon Schmidt ist 22 Jahre alt und bei Grohe im dritten Lehrjahr. "Wir würden gerne in jedem Jahr einen Auszubildenden nehmen", sagt Ausbilder Sebastian Sichler. "Doch oft finden wir keinen." Denn der Beruf ist noch weitgehend unbekannt. Auch Schmidt erfuhr nur durch Zufall davon, als er nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Grohe jobbte, wo er auf das Arbeitsfeld angesprochen wurde – und war sofort Feuer und Flamme. "Bis dahin habe ich mir nichts darunter vorstellen können – ich dachte, das hat etwas mit Lackieren zu tun."

Schnell war er jedoch im Bilde: "Bei der Galvanik müssen die Artikel unter Strom gesetzt werden, damit sich das Metall auf der Oberfläche abscheiden kann", erklärt Schmidt.

Was für den Laien nicht im Detail verständlich ist, vermittelt jedoch, dass es komplizierte chemisch-physikalische Vorgänge sind, die ein Oberflächenveredler verstehen und steuern können muss. "Es geht darum, die Qualität nach dem Vorgang zu überprüfen und gegebenenfalls die chemische Zusammensetzung zu ändern", erklärt der 22-Jährige. Einen Teil seiner Arbeitszeit verbringt er im Labor, einen Teil an den Galvanikbädern, wo er den Vorgang überwacht. "Ich finde, es ist ein sehr interessanter Beruf mit sehr breit gefächerten Aufgaben", so Schmidt.

Die duale Ausbildung dauert drei Jahre und erfolgt an zwei Lernorten. Schmidt besucht in Blöcken von circa vier Wochen die Gewerbliche Schule in Schwäbisch Gmünd, wo sich Azubis aus ganz Deutschland treffen. Denn so unbekannt wie der Beruf ist, sind auch die Berufsschulen dünn gesät. Danach steht wieder die Arbeit im Betrieb an.

Voraussetzung für die Ausbildung zum Oberflächenveredler ist meist die mittlere Reife. "In der Hauptschule gibt es die naturwissenschaftlichen Fächer nicht", sagt Sichler. "Wir arbeiten mit chemisch-physikalischen Prozessen, mit Strom und Elektrolytlösungen – das muss man verstehen." Daher sind technisches Verständnis, Geduld, Präzision und handwerkliches Geschick gute Grundlagen für den Beruf. Neben der klassischen Ausbildung gibt es auch die Möglichkeit eines Quereinsteiger-Lehrgangs für Arbeiter, die bereits seit mindestens fünf Jahren als Helfer in der Galvanik arbeiten. Nach der Ausbildung bietet sich der Besuch der Meisterschule oder die Weiterbildung zum Techniker als Option an.

Zum überwiegenden Teil seien es männliche Auszubildende, die den Beruf des Oberflächenveredlers ergreifen. "Es ist trotz allem nicht so, dass Frauen eine Seltenheit wären", stellt Ausbilder Sichler fest. Das Interesse im chemischen Bereich sei bei Frauen sogar teils größer. Ein wichtiger Faktor in diesem Berufsbild, so Sichler, sei der Umweltschutz. "Die Gefahrstoffe müssen neutralisiert werden." Nicht in jedem Land würde so gewissenhaft gearbeitet wie in Deutschland.

Und auch wenn die Chromleisten an den Autos immer mehr dem schwarzen Klavierlack um das Touchdisplay weichen, werde der Beruf, da ist sich Sebastian Sichler sicher, nicht aussterben. Von der Zunge des Anschnallgurtes im Auto bis hin zu Zylindern in technischen Anlagen müsse vieles galvanisiert werden, Laternenpfahle werden feuerverzinkt und auch im Uhren- und Schmuckbereich ist dieses Verfahren unverzichtbar.
Aktuelle Ausbildungsplätze gibt es auf dem Jobmarkt der Badischen Zeitung.
Schlagworte: Leon Schmidt, Sebastian Sichler
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