Internationales Filmfestival
Vater und Sohn drehen Kurzfilm über seltene Arten im Gundelfinger Wald
Hirschkäfer, Dohlenkrebse, Gelbbauchunken – die Artenvielfalt im FFH-Gebiet am Kandel ist groß. Robert Brinkmann und Paul Köhler waren für ihren Kurzfilm mit der Kamera nah dran an den Tieren.
Do, 16. Jul 2020, 15:18 Uhr
Gundelfingen
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Während viele Menschen die Wälder in der Nacht meiden und wohl auch unheimlich finden, genieße er die dortige Stimmung, sagt er der BZ. "In der Stille kann man viele Geräusche wahrnehmen, die man tagsüber nicht hört." Das Zirpen der Waldgrillen oder die Rufe des Waldkauzes zum Beispiel. Schon als Zehnjähriger habe es ihn regelmäßig in den Wald verschlagen, um Tiere zu beobachten. Als der Westfale vor rund 30 Jahren Landespflege mit Schwerpunkt Tierökologie in Hannover studierte, habe er auch begonnen, Tierfilme zu drehen. Eine Leidenschaft, die dann viele Jahre ruhte, ehe sein Sohn Paul Köhler ihn ermutigte, sein altes Hobby wieder aufleben zu lassen.
"Es hilft, wenn man die Lebensweise der Tiere gut kennt, etwas Glück gehört aber auch dazu." Robert Brinkmann
Um seltene Tiere so nah vor die Linse zu bekommen, müsse man sich geduldig auf die Lauer legen – und früh aufstehen. Für den Film, den die beiden Gundelfinger zwischen Mai und Oktober 2019 gedreht hatten, seien sie tagelang vor Sonnenaufgang aufgestanden. Und das im Sommer, wenn es ab 5 Uhr morgens hell wird. "Es hilft, wenn man die Lebensweise der Tiere gut kennt", so Brinkmann. "Etwas Glück gehört aber auch dazu. Denn Naturereignisse kann man nicht einplanen."
Der Film zeigt einen Kampf zweier Hirschkäfermännchen um ein Weibchen, aber auch den Dohlenkrebs im Ibenbach, der von der für ihn tödlichen Krebspest bedroht ist. "Vielen Menschen, die den Film gesehen haben, wussten nicht, dass diese Tiere hier bei uns im Wald leben", sagt Brinkmann. Und so fasziniert er von der Tierwelt im Wald ist, so sehr ist es ihm auch ein Anliegen, sichtbar zu machen, was für die meisten sonst im Verborgenen bleiben würde.
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Das rund 2200 Hektar große FFH-Gebiet Kandelwald, Rosskopf und Zartener Becken ist als Schutzgebiet mit europäischer Bedeutung ausgeschrieben und Teil des weltweit größten Schutzgebietes Natura-2000. Laut Brinkmann besticht es durch abwechslungsreiche Lebensräume, bunte Berg- und artenreichen Flachlandmähwiesen. Und durch seltene Tierarten. So ist der Dohlenkrebs ausschließlich in Südbaden beheimatet. Und die Population der Bechsteinfledermäuse im Gundelfinger Wald mit mehr als 100 Weibchen gilt als eine der größten weltweit.
Überhaupt könne der Gundelfinger Wald durch den ökologisch wertvollen Bestand an alten Eichen und Buchen punkten. Allerdings beobachte er auch, dass der Bestand an Obstbäumen, die für Fledermäuse ein wichtiges Jagdgebiet darstellen, im Gundelfinger Freiland in den vergangenen Jahren zu Gunsten von Maismonokulturen zurückgegangen sei.
Der Naturfilm über die Artenvielfalt im FFH-Schutzgebiet wurde unter 350 Bewerbungen für das internationale Filmfestival Natur-Vision nominiert. Dies startet am heutigen Donnerstag. Für acht Euro kann ein Pass erworben werden, der es Nutzern ermöglicht, mehr als 50 Naturfilme online zu streamen. Auch gibt es ein tägliches Workshop-Angebot.
Auf die Frage, warum Artenschutz notwendig sei, nennt Brinkmann zwei wesentliche Aspekte: So garantiere die Artenvielfalt die Funktionsfähigkeit und Stabilität der Ökosysteme, die auch für die Nahrungsmittelproduktion des Menschen unentbehrlich sind. "Fledermäuse zum Beispiel regulieren in ihrer Funktion als Insektenfresser den Schädlingsbestand." Untersuchungen hätten gezeigt, dass Bäume durch Insekten mehr geschädigt worden sind, wenn Netze um sie gespannt wurden, um Fledermäuse und Vögel fernzuhalten. Außerdem habe Artenschutz einen emotionalen Wert. "Ich erfreue mich an der Natur. Das Wissen um die Vielfalt spielt für mich und meine Erholung eine wichtige Rolle", so der 55-Jährige.
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